Brandschutz für Rohrleitungen unter Estrich

Benutzer_3263

Müssen eigentlich Rohre z.B. Heizungsleitungen, die unter dem Estrich, innerhalb der Isolierung, aber auf dem Rohfußboden montiert werden, auch eine R 90 Schottung erhalten?

Die Wand hat eine Brandschutzklasse, die R 90 Durchdringung erfordert.

In den Herstellerunterlagen ist kein Beispiel zu finden..

Benutzer_1388

Hallo Frano66,

nichts in Herstellerunterlagen gefunden? Schauen Sie doch mal bei Firma Missel in "Missel Merkblatt Brandschutz 10. Auflage 2012" auf Bild 43.

http://www.missel.de/downloads/weitere-downloads/

Das Bild zeigt Rohrleitungen, die von Raum zu Raum unter dem Estrich unter einem (notw.) Flur hindurch verlaufen. Wird die auf der Rohdecke stehende Wand durchfahren, wird bei Missel R90 geschottet, steht die Wand auf dem Estrich, wird nicht geschottet. Für diese Unterschiede interessiert mich die Begründung der Fa. Missel. Die Antwort ist wohl sehr theoretisch.

G.Karstens

Benutzer_3264

Hallo Franko66,

MBO § 40: „Leitungen dürfen durch raumabschließende Bauteile, für die eine Feuerwiderstandsfähigkeit vorgeschrieben ist, nur hindurchgeführt werden, wenn eine Brandausbreitung ausreichend lang nicht zu befürchten ist oder Vorkehrungen hiergegen getroffen sind; …

d.h.: Öffnungen in Brandwänden/- decken sind vorschriftsmäßig rauchgasdicht und feuerbeständig zu schließen!!

Dies kann erfolgen nach LAR (Leitungsanlagenrichtlinie)z.B. nicht brennbare Einzelrohre mit 1x Durchmesser Abstand untereinander, mit oder ohne nicht brennbarer Isolierung A2

oder

mit einen zugelassenen Bauprodukt zur Abschottung nach Verwendbarkeitsnachweis (ABP,ABZ,ETA)

Um den Unterschied bei Missel zu erklären nur soviel. Es gibt Trennwände die bis zum Rohbauteil oben und unten zu führen sind und es gibt Trennwände die auf Doppelboden bzw. Systemboden oder an Unterdecke enden.

Je nach Funktion und Aufbau!

Gruß F.Reichelt

Benutzer_2713

Guten Morgen Kollegen,

ich möchte gerne die Fragestellung erweitern. Grundsätzlich müssten Rohre einer Fußbodenheizung unterhalb eines Estriches auch im Bereich unterhalb einer Brandschutztüre geschottet oder entsprechend MLAR durchgeführt werden, da dieser Bereich als Wand anzusehen ist. Betrachten möchte ich hierbei nur Türen in Brandwänden, Trennwänden zwischen Nutzungseinheiten und Treppenraumwänden.

In der Regel werden die brennbare Dämmung und die Heizungsrohre ohne weitere Maßnahmen durchgeführt. Bei Brandwänden sind Maßnahmen in Anlehnung an die MLAR und nichtbrennbare Dämmung im Türbereich vielleicht ja noch gerechtfertigt. Im Treppenraum sollte man die Randdämmstreifen vielleicht noch nichtbrennbar ausführen, aber eigentlich sind weitere Maßnahmen aus schutzzielorientierter Sicht nicht erforderlich. Oder gibt es hierzu andere Meinungen?

Wie lösen Sie das formale Problem, wenn die Rohre (brennbare Rohre in der Regel mit Wasser gefüllt mit einem nichtbrennbaren Estrich überdeckt) einer Fußbodenheizung unterhalb einer Brandschutztüre durchgeführt werden sollen?

Grüße

Sven Schäfer

Benutzer_822

an die "Rohre" (eher Röhrchen) kommt keine Luft dran, weil der (nichtbrennbare und Raucm abschließende) Estrich sie und die brennbare Dämmung abdeckt. Bei losen Estrichplatten wäre ich schon vorsichtiger aber der Normalfall Wasserleitung unter Luftabschluß ist unkritisch.

Wenn es Medienleitungen brennbarer Flüssigkeiten sind gilt dies nicht, weil aufgeheiztes Öl auf der andren Seite austreten und etwas zünden kann.

mfg Schächer

Benutzer_1836

Hallo Kollegen,

ich bin auch der Meinung, dass Leitungen durch qualifizierte Wände auch unterhalb des Estrichs geschottet werden müssen (bzw. nach den Erleichterungen der LAR verlegt werden).

Die "übliche" Praxis - wie Herr Schäfer beschreibt - Heizungsrohre mit Dämmung nebeneinander als breite Trasse durch Türöffnungen zu führen, halte ich für falsch. Da gerade unter der Tür keine Wand ist und daher keine Schottungen möglich sind.

Interessant ist die Überlegung von Herrn Schächer ob es unterhalb des Estrichs überhaupt brennen kann ("Fugenbrand"). Die mit Wasser gefüllten Heizungsrohre sind sicher nicht das Problem. Die Dämmungen (z.B. Hartschaumplatten) können ganz gut brennen. Kann man denn sagen, der Brand kann gar nicht unter den Estrich gelangen? Wie sieht es da mit brennbarem Randstreifen, Durchführungen durch den Estrich (z.B. für Heizkörper), oder anderen Öffnungen im Estrich (Revisionsklappen) aus? Bildet der Estrich ein qualifiertes (F30? F90?) Bauteil für Brandfall von oben aus?

Ich kenne den von Karstens genannten Missel-Beitrag als Vortragsskript von Herrn Dipl.-Ing. Lippe, der sich für qualifizierte Schottungen stark macht.

bin gespannt auf Ihre Meinungen.

mfG Binkert

Benutzer_1388

Die Unterscheidung, die Missel in dem Merkblatt darstellt ist m.E. eher rechtlich von Belang. Mit solchen Argumenten könnte man einen Bauprozess führen und sogar gewinnen und Geld rausholen.

Praktisch schließe ich mich der Auffassung von Herrn Schächer an.

G.Karstens