Elektrotechn. Versorgung im KKH

n-ludwig

An die Elektroexperten,

Ich plane eine Op-Station, 1200 m2, die in 3 Nutzungseinheiten unterteilt ist. Der Fachplaner Elektro sieht in jeder Nutzungseinheit jeweils einen AV und einen SV-Raum vor. Beide Räume, vielmehr große bis unters Dach vollgepackte Wandnieschen, liegen unmittelbar nebeneinander. Meine Planung fordert, dass die SV feuerbeständig abgetrennt wird. Mein Gedanke dabei ist der, dass bei einem Branereignis in der AV-Installation, die SV weiterversorgt. Der Elektrofachplaner will SV und AV ohne bauliche Trennung untereinander in einen Raum packen. Er argumentiert, dass diese Anforderung nach MLAR nicht besteht und dass meine Theorie, dass die SV die Stromversorgung im Brandfall der AV übernehmen kann, in der Praxis nicht funktioniert.

Wie habe ich das zu verstehen? Seit wann dürfen AV und SV in einem Raum liegen?

Hat jemand hier aus dem Forum eine Erklärung und kann dies bestätigen?

Schöne Grüße, N. Ludwig

Benutzer_473

Hallo nadjal.,

Die von Ihnen beschriebene Ausführung der Koppelung einer AV mit einer SV hat das Ziel die Stromversorgung bei Ausfall einer allgemeinen Stromversorgung von `ausserhalb` des OP Bereichs noch sicher zustellen (EXTERN).

So meine ich ist der übliche Sicherheitsstandard für OP Bereichseinheiten.

Gefahren, wie zum Beispiel Brand innerhalb des OP Bereichs werden durch dieses System nicht erfasst.

Ein Brand innerhalb des OP Bereichs ist hier nicht abgedeckt.

insofern ist die beschriebene Anlage AV + SV ein Anlagensystem, das untereinander nicht brandschutztechnisch zu schützen wäre.

Wollte man dies machen, quasi auch Operationen bei Brand innerhalb des OP Bereichs weiter durch führen zu können, so müsste man eigentlich ein völlig unabhängiges weiteres Versorgungsnetz aufbauen mit Funktionserhalt e.a..

Man hätte dann eine doppelte Stromversorgung.

Ob das wirklich Sinn macht?

clammer

Hallo Frau Ludwig,

erstmals sehe ich das so, dass Sie die Brandschutzsachverständige sind und nicht der Elektroplaner. Und so kann in einem Brandschutzkonzept schon mal was stehen, was über die BauO oder Norm hinausgeht.

Fachlich ist seine Aussage allerdings nicht zu beanstanden.

Ihr Ansatz ist zwar gedanklich richtig, geht ab m. E. nicht weit genug.

Eine feuerbeständige Abtrennung wäre unzureichend; sollte die SV auch im Brandfall weiter funktionieren, müsste die Abtrennung in E30/E90 erfolgen.

Konsequenter Weise müssten dann auch die Verkabelungen zu den Verteilungen als auch von den Verteilungen bis zu den Verbrauchern ebenso ausgeführt werden.

Anders sieht dies bei den Hauptverteilungen aus, diese sind brandschutztechnisch getrennt auszuführen.

Neben den baurechtlichen und normativen Festlegungen ist diese Fragestellung insbesondere eine, die Sie mit den Verantwortlichen des Betreibers klären sollten; denn diese haben durchaus auch eigene Betriebskonzepte, die über den Normrahmen hinausgehen oder anderweitig realisiert sind.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_822

wozu brauche ich eine SV neben einer AV, wenn diese beiden miteinander abbrennen ? Ich meine, daß die Verteiler in feuerbeständige Schränke / Räume / Abteilungen gehören, daß sie beiden einzeln abfackeln können ohne den Betrieb zu stören. Wie wollen sie einen Operierten während der Operation verlegen ? Der geht doch verloren. Und das nur wegen eines mickrigen Kabelbrandes ?

Die Forderung an Krankenhäuser besteht "Notstromversorgung" und das geht doch nur, wenn es, wie die EltBauRL vorsieht, feuerbeständig abgetrennte Systeme sind. Das gilt für Kreissäle auch oder wollen sie mitten in der Geburtsphase noch eine Verlegung durchführen ? Das passiert oft genug im Krankenwagen und ist dort hinreichend riskant. mfg Schächer

clammer

Hallo Herr Schächer,

inhaltlich bin ich bei Ihnen, aber der Verweis auf die EltBauRL ist hier nicht zielführend, da sie diesen Fall gar nicht abdeckt.

Da aber die Kette nur so gut ist, wie ihr schwächstes Glied, bringt es nichts, nur eines aufzurüsten. Und wenn den schon Brandschutz, dann bitte schön auch Funktionserhalt, sonst bringt schon gleich gar nichts.

Und, auch wenn´s gerne anders gesehen wird, "die Forderung an Krankenhäuser" bezüglich einer "Notstromversorgung", wie sie zum Beispiel in der ehemaligen Krankenhausbauverordnung zu finden war, bezog sich "nur" auf den Ausfall der Stromversorgung des EVU; interne Fehler oder Brände wurden baurechtlichen (außer für die Sicherheitsanlagen wie BMA, Entrauchung etc.) nicht berücksichtigt.

"Notstromversorgung" und "Sicherheitsstromversorgung" sind zwei Paar Schuhe, die gerne verwechselt werden.

Leider ist dies vielen nicht bewusst; das große Erwachen kommt immer erst dann, wenn es zu spät ist.

Gruß

C. Lammer