Zigarettenautomat = Brandlast?

Benutzer_1563

Von der BOB Nürnberg wurde ein Zigarettenautomat in einem notwendigen Flur, ohne dass dieser den Rettungsweg einengt, als Brandlast eingestuft. Muss man das hinnehmen?

WernerMueller

Hallo Patricia,

Nö! Frag doch mal nach der Rechtsgrundlage...da wird man baurechtlich ziemlich ins Schwimmen kommen.

Gruß

Werner Müller

Mattes

Hallo Patricia,

klar ist ein Zigarettenautomat Brandlast, elektrisch betrieben gleich mit Zündquelle dabei.

Was die Rechtsgrundlage angeht, gibts in Bayern die Verordnung über Verhütung von Bränden (VVB). Dort mal die Regelungen überprüfen.

Aber Herr Müller hat natürlich Recht, dass sich das direkt aus dem Baurecht nicht herauslesen lässt.

Andererseits gibts auch Urteile zu Brandlasten in notwendigen Treppenräumen, die das entsprechend untersagen. Und das, obwohl der LBO auch für Treppenräume keine explizite Regelung zu entnehmen ist (außer für Einbauten).

Ich wäre also keineswegs sicher, wie eine gerichtliche Beurteilung ausgehen würde.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_3229

Hallo,

Dann müsste die BOB sich auch an Kunststofflichtschaltern im notwendigen Flur stören. Die haben auch Brandlast.

Wie Herr Müller auch schon sagte, wäre es am sinnvollsten, nachzufragen, worauf sich hier konkret berufen wird. Aus der BayBO ergeben sich Anforderungen nur für Bekleidungen, Putze, Unterdecken und Dämmstoffe.

Ich könnte mir vorstellen, dass sie hier den Passus "..müssen so angeordnet und ausgebildet sein, dass die Nutzung im Brandfall ausreichend lang möglich ist" anführen.

Liebe Grüße, M. Traber

LaNie

Wie Herr Müller schon sagt, fragen Sie nach der Rechtsgrundlage,

da weder die BayBO noch die VVB dies fordert.

Die Anforderung besteht erst in notw. Treppenräumen (VVB §22 Abs. 4 / BayBO Art. 33 Abs. 5 Nr. 1).

LaNie

@Herr Bußmann:

Wie sie schon sagen, gibt es "Urteile zu Brandlasten in notwendigen Treppenräumen". Und Bayern hat hierfür (glücklicherweise) in der VVB auch eine Rechtsgrundlage.

ABER: hier geht es um einen notwendigen Flur

WernerMueller

@ Mattes,

und wie kommen solche Urteile zustande?

Das Gericht befragt zu einem (vermeintlich) technischen Sachverhalt einen (technischen) Sachverständigen. Der gibt sein entsprechendes Gutachten -aus technischer Sicht- ab. So normal wie in vielen anderen Bereichen.

Das "brisante" beim Brandschutz (und das ist der Gegensatz zu vielen anderen Bereichen): Der Brandschutz ist sehr stark durch rechtliche Regelungen reguliert und ausgeformt. Also interpretiert der "Techniker" das "Handwerkszeug" der Juristen. Leider merkt das so keiner. Deswegen gibt es -ganz auffällig bei Brandschutzthemen- eine irre Bandbreite von gerichtsgutachterlichen Aussagen.

Ich sehe eine Menge an Gerichtsgutachten zu Bauthemen (ohne diese inhaltlich zu durchdringen) - der Brandschutz ist da jedoch oftmals ganz schön bizarr.

Gruß

Werner Müller

Mattes

@traber

also der Kunststofflichtschalter gehört zum Betrieb des notwendigen Flures, (deshalb ist das ein schlechtes Beispiel) der Zigarettenautomat nicht.

@müller

ich kann Ihnen nicht mal widersprechen, auch wenn ich es gerne würde :-)

aber wenn Juristen, die keine Ahnung vom Brandschutz haben und Brandschützer, die sich als Hobbyjuristen fühlen (so wie ich) aufeinander treffen, ist nie wirklich sicher, was am Ende dabei rauskommt.

Nur ist das Lebenswirklichkeit in allen Lebensbereichen, vom Verkehr bis ins Strafrecht: Menschen beurteilen, was gut oder schlecht, logisch oder unlogisch erscheint. Und das Baurecht an sich ist aus meiner Sicht beizeiten ziemlich unlogisch...

Wo ich also Interpretationsmöglichkeiten habe, nutze ich diese in erster Linie im Sinne der Nutzer und der Feuerwehr. Und sie machens ja auch so: das belebt die Diskussion...

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_3229

@mattes: Die Kunststofflichtschalter bezogen sich auf die vermeintlich geforderte Brandlastfreiheit. Nirgendwo steht, dass notwendige Flure brandlastfrei gehalten werden müssen. Ein Freihalten von Brandlast ist nicht betrieblich, noch nicht einmal baulich einhaltbar (Kunststoffteile? Türen? Bilder? Namensschilder an Türen?).

Wo fängt man an, wo hört man auf? Wieviel "Brandlast" darf sein? Ich denke, darüber kann man ewig diskutieren. Einfach, weil es keine Rechtsgrundlage gibt. Deshalb würde mich hier die Begründung der BOB interessieren.

Liebe Grüße, M. Traber

Benutzer_1795

Hallo traber,

vielleicht hilft der Link:

http://www.brandschutzfachplaner.de/index.php?inhalt=Forum.php&art=antwort&uid=519f29660f50fd6170f84cf0bead&frageID=6118&li=

Benutzer_1470

Bei diesem Beispiel handelt es sich doch um eine ggf. vorhandene Gefährdung im Nutzungszeitraum (kein fester Einbau, vergleichbar einer großen Kiste mit Zeitungen). Aus diesem Grunde kann das nicht im Baurecht geregelt sein. Hier gilt das Nutzungsrecht (z. B. Arbeitsschutzrecht, Ordnungsrecht).

Der Nutzer muss nach § 3 Arbeitsstättenverordnung im Zuge seiner obligatorischen Gefährdungsbeurteilung feststellen ob diese Kiste eine Gefährdung darstellt. Wenn ja sind entsprechende Maßnahmen erforderlich. Das Nutzungsrecht bzw. diese Gefährdungsbeurteilungen werden nicht geprüft, sind aber zwingend. Im Schadensfall muss der Betreiber nachweisen, ob entsprechende Maßnahmen ergriffen wurden bzw. ob er seinen Pflichten nachgekommen ist.

Gruß Norbert Bärschmann