Brandwand zwischen landwirtschaflich genutztem Gebäude und Restaurant, (kein Wohngebäude !)

Hannes

Bei dem Restaurant (zweigeschossig, je ca. 150m²) handelt es sich aufgrund der geplanten Gastplätze (>40) um einen ungeregelten Sonderbau nach § 38 LBO; jedoch nicht um ein Wohngebäude.

Sichtverbindungen zwischen Restaurant und Viehstall (ca. 4500m³) sind geplant (gläserne Produktion).

Nach Wortlaut von LBO und MBO wird keine Brandwand zwischen den beiden Gebäudeteilen gefordert, nur eine feuerhemmende Trennwand (zwei Nutzungseinheiten, GKL 3).

Unabhängig davon können nach § 38 LBO weitergehende Anforderungen gestellt werden.

Ich würde aufgrund der geplanten Nutzungen zu einer min. feuerbeständigen Trennwand (Gesamtobjekt ca. 40m lang, max. 27m breit, ca. 1000m²) tendieren.

Ich freue mich auf die Meinungen zu diesem speziellen Fall...

Gruß

Hannes

clammer

Hallo Hannes,

aus der Ferne ist die Einschätzung etwas "ins Blaue geschossen".

Ich würde dies von der Nutzung und der Bausubstanz abhängig machen.

Sind im dem Stall "nur" Tiere - oder werden auch große Mengen an Heu etc. gelagert?

Handelt es sich um einen Neubau oder Altbau?

Haben die beiden Geschosse im Restaurant gute Rettungswege?

Wien groß ist die Küche?

etc.

Wenn in dem Stall nur eine paar "Showtiere" stehen -also keine intensive Nutzung herrscht - und bei guten Rettungswegen kann man sicher mit einer feuerhemmende Trennwand leben.

Gruß

C. Lammer

Hannes

Es handelt sich beim Gesamtobjekt um einen Neubau.

Der Stall (bis insg. ca. 80 Kühe, Rinder, Kälber) wird ganz normal betrieben. Futtermittellagerung befindet sich in anderem freistehenden Gebäude.

Küche ist eher klein, Rettungswege sind nicht zu beanstanden.

Es geht eigentlich darum: geht von der Restaurantnutzung eine geringere Gefahr aus als bei einer Wohnnutzung, bzw. besteht für die Restaurantnutzung eine geringere Gefahr als bei der Wohnnutzung.

Bei der Restaurantnutzung gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit, dafür aber ca. 70 Gastplätze.

Das Schutzziel ist bei Restaurant- bzw. Wohnnutzung kaum anders, deshalb meine Tendenz zur feuerbeständigen Trennwand auf Grundlage von § 38 LBO.

Gruß

Hannes

Benutzer_465

Hallo,

sehr interessanter Fall. Eine formale Einordnung ist hier schwierig - ein Sonderbau ist es ja, aufgrund >40 Gastplätze und aufgrund >1600 m² (eine typische Landwirtschaft ist es ja nun auch nicht).

Eigentlich müsste ja eine Brandwand rein (eben keine typische Landwirtschaft), aber die Trennwand F90 (mit Sichtfenstern F90) halte ich für den richtigen Weg.

Ja, die Gaststättennutzung (günstiger als Wohnen, da niemand schläft) könnte die Erleichterung des übergroßen Brandabschnittes rechtfertigen.

Und ein 2. baulicher Rettungsweg für das OG als weiteres Argument. Wieviel Personen sind denn im Obergeschoss?

Michael Koeppen

P.S.: möchte wirklich jeder sehen, welche Mitgeschöpfe er isst?? ;)

clammer

Hallo Hannes,

eigentlich ist die Nutzung so "nicht vorgesehen"; also insofern § 7 Absatz 1 Nummer 3 LBOAVO nicht zutreffend.

Einen übergroßen Brandabschnitt sehe ich bei 1000 m² Fläche nicht.

Somit wäre eigentlich - als Ferndiagnose - aus meiner Sicht eine feuerhemmende Wand ausreichend.

Aber Ihre Argumentation und Lösung mit einer F90-Wand kann ich nachvollziehen.

Gruß

C. Lammer

Hannes

im OG (Art Empore, ca. 60% der EG-Grundfläche) befinden sich ca. 40 der insgesamt 70 Gastplätze, über die große Öffnung (ca. 55m²) in der Geschossdecke ist eine gute Sichtverbindung ins EG vorhanden.

Gruß

Hannes

Benutzer_465

achso... ich hatte 4500 m² gelesen..

bei 1000 m2 ist es eben Gkl.3, mit einem Brandabschnitt und zwei Nutzungseinheiten und Trennwand F30.

Gruß M. Koeppen

Benutzer_1525

Ich würd`s anders sehen:

Der Stall ist ein landwirtschftlicher Gebäudeteil, Gebäudeklasse 1B mit den zugehörigen und in der landwirtschaft sinnvollen Erleichterungen (Tragwerk F0, keine notwenigen Flure oder Treppenräume etc.)

Dann kommt eine Brandwand (bzw. Wand an Stelle einer Brandwand), und dann eine andere Nutzung.

Auch wenn da im Wortlaut "Wohngebäude" steht, ist doch sinngemäß das Gleiche gewollt: man will die F0-Landwirtschaft mit erheblichen Brandlasten von Aufenthaltsräumen von Menschen trennen. Ob da der Bauer mit seiner Familie schläft, oder ein Restaurant mit 70 Gastplätzen ist, dürfte von der Gefährdung (z.B. Zeit für Evakuierung) zumindest ähnlich zu sehen sein.

Zudem werden die Anforderungen an die BW in Gebäudeklasse 3 ja deutlich nach unten gesetzt.

Ich denke, dass die Ausführung mit der hochfeuerhemmenden Wand an Stelle einer Brandwand mehr Vorteile als Nachteile hat, weil dann beide Gebäudeteile getrennt betrachtet werden können.

Benutzer_473

Parameter:

GK 3

Restaurant angebaut an Viehstall (4.500 m³)

2-geschossig 2 x 150m²

Abmessungen: BxL= 40m x 27m breit, ca. 1000m²

Anforderungen an die Trennwand?

2 Möglichkeiten:

§6 Trennwände

(1) Trennwände zwischen Nutzungseinheiten und anders genutzten Räumen

..... Anforderung nach § 6 (2) ... F30 B

oder

§ 7 Brandwände

in Anlehnung zu

§7 (1) Nr. 4 als Gebäudeabschlusswand zwischen Wohngebäuden und angebauten landwirtschaftlich genutzten Gebäuden sowie als innere Brandwand zwischen dem Wohnteil und dem landwirtschaftlich genutzten Teil eines Gebäudes.

..... Brandersatzwand für GK3 Gebäude Anforderung nach § 7 (3) nr.2 F60AB.

Der Restaurantbetrieb erscheint mir erleichternd zu sein wie beim Wohnen...

Ich würde daher die F30B wählen.

Es wäre zu erwarten, dass die Personen nicht überrascht werden im Restaurant. Brände eben früh selbst wahrnehmen können und man eine hohe Eigenrettungsrate voraussetzen kann.

Benutzer_1525

Q aanke

Die F30B Variante funktioniert für die Trennwand und den Restaurantbetrieb sicher problemlos.

Wenn aber die Nutzungseinheit "Landwirtschaft" nach Gebäudeklasse 3 beurteilt werden muss, gibt das vermutlich einige Punkte die nicht passen werden, da die Erleiterungen für die Gebkl. 1/2 nicht greifen.

Ich keine keine Landwirtschaft mit notwendigen Fluren, notwendigen Trepperäumen,... Deckenöffnungen sind nur in NE bis 400m² zulässig, ...

M.E. lohnt sich der (geringe) Mehraufwand für die Wand an Stelle einer Brandwand durch die (erheblich) größeren Freiheiten im landwirtschaftlichen Teil.

Benutzer_473

@Boazar

Der landwirtschaftliche Teil (Viehstall) ist ja schon > 400 m² und ist nicht freistehend, so ergibt sich für den landwirtschaftlichen Teil auch immer GK 3. Ich kann keine Erleichterungen bzgl. einer ggf. Einstufung in GK1/2 erkennen, die Einstufung GK1/2 geht gar nicht.

Für den Kuhstall muss man natürlich keine notwendigen Flure anordnen, es ist ja keine Büroeinheit, der Kuhstall ist zudem auch erdgeschossig, sodass auch keine notwendigen Treppenräume erforderlich werden.

Was das Restaurant angeht, so wäre dies auch in GK 3 einzuordnen, da beträgt die Fläche 2x 150 m² über 2 Geschosse, so liesse sich da auch eine ungeschützte Geschossdecke anordnen nach LBOAVO §8 (3) Nr.2.

So stellt sich nur noch die Frage der Personenzahlen im OG des Restaurants in Bezug auf die Anforderung von der Zahl 2-er baulicher Rettungswege in Form von Treppenräumen oder ggf. Aussentreppen LBOAVO §11 (3) oder eben nur ein baulicher Rettungsweg + FW Rettungsgeräte.

Benutzer_1525

@ aanke

1.) die Beschränkung auf 400m² gilt nicht für landwirtschaftliche Gebäude

2.) Notwendige Flure gibt es auch außerhalb der Büronutzung

3.) Bei einem erdgeossigen Stall gibt es keine Treppen. Allerdings haben 95% der landwirtschaftlichen Gebäude, die ich kenne, ein höher gelegenes Futter- oder Stroh- oder sonstiges Lager.

4.) Laut Info von Hannes sind 40 Gastplätze im OG. Der 2.RW über die rettungsgeräte der FW dürfte wohl schwierig werden (offener Luftverbund zum EG=> keine Verweildauer, außerdem Sonderbau).