Überwachung im Aufzugsschacht

Benutzer_2713

Guten Tag zusammen,

in einem Brandschutznachweis für ein Bürogebäude mit Atrium habe ich eine automatische Brandmeldeanlage entsprechend DIN 14675 Kat. 1 + VDE 0833-2 mit den zulässigen Ausnahmen vom Überwachungsumfang gefordert. Aufzugschächte sind demnach ersteinmal in die Überwachung einzubeziehen. Nun ist eine Diskussion zwischen Aufzugsbauer und Elektro/BMA-Planer und Errichter entbrannt.

Als Lösung könnte ich die Aufzugsschächte im Brandschutznachweis vom Überwachungsumfang ausschließen.

Gibt es Gründe, welche grundsätzlich dagegen sprechen?

Danke

Sven Schäfer

clammer

Hallo Herr Schäfer,

es gibt aus meiner Sicht keinen vernünftigen Grund, die Aufzugsschächte aus dem Überwachungsumfang herauszunehmen.

Man kann sicher darüber diskutieren, ob ein Schachtkopfmelder ausreicht oder ob es gar ein linearer Melder über die gesamte Schachthöhe sein muss. Mehr aber auch nicht.

Gruß

C. Lammer

P. S. Vielleicht können Sie den Streitpunkt erläutern?

Benutzer_2713

Vielen Dank,

der Aufzugbauer hat für die Öffnung zur Rauchableitung eine RWA-vorgesehen, welche autark auslöst (RAS-System). Er hat jedoch ein System, welches angeblich nicht mit der BMZ gekoppelt werden darf (warum nicht habe ich angefragt .. Antwort steht noch aus). Außerdem soll in den Schacht kein anderes Gewerk zulässig sein und wie sooft hat er schon hunderte Aufzüge gebaut und eine zentrale Überwachung sei nicht erforderlich ;)

Der BMA-Planer hat die Überwachung des Schachtes vergessen und möchte daher, dass das RAS-System über einen Potenzialfreien Kontakt an die BMZ anschließen.

Wie sieht denn die "Standardlösung" aus? Wenn ohnehin schon ein RAS-System vorhanden ist sollte man dies doch anderweitig nutzen können.

Gruß

Sven Schäfer

Benutzer_473

Hallo Sven Schäfer,

ich sehe keine Notwendigkeit den Aufzugsschacht im Rahmen der BMA zu überwachen.

Der Aufzug und seine Bestandteile sind im Wesentlichen Brandlastarm, eine Brandgefahr vom Aufzug innerhalb des Aufzugsschacht kann ausgeschlossen werden.

Eine Brandfallsteuerung wird von Rauchmeldern außerhalb des Aufugsschachts gesteuert.

Lediglich bei Einsatz von RA-Öffnungen zur Rauchableitung wird eine automatische Öffnung erforderlich, die dann üblicherweise nur über ein RAS-System hergestellt werden kann.

Die Notwendigkeit das RAS System auf die BMA zu schalten sehe ich nicht, da der Rauch ja von ausserhalb nur kommend anzusetzen wäre und dort Rauchmelder der BMA ja dann schon detektieren.

Gruß

clammer

Hallo Herr Schäfer,

wie Sie schon selber geschrieben haben, sind die Ausnahmen von der Überwachung in der VDE 0833-2 beschrieben.

Wenn der Maschinenraum über dem Schacht ist, reicht es m. E. aus, auch nur diesen zu überwachen, weil er zum Schacht offen ist (Seildurchführungen).

Ob man nun das Alarmsignal des ASR direkt auf die BMA aufschaltet oder den Alarmkontakt der RWA-Zentrale sei dahingestellt; beides ist möglich und zulässig. Im zweiten Fall stellt sich nur die Frage nach der "Zulässigkeit" der Ansteuerung der Übertragungseinrichtung.

Die Antwort auf Ihre Frage hängt auch vom Aufzugstyp und dem Einsatzbereich ab. Nicht erst seit dem Brand in der U-Bahn-Station "King’s Cross St. Pancras" wissen wir, dass sich auch dort Brandlasten ansammeln, wo eigentlich keine sind ...

Gruß

C. Lammer

Benutzer_473

Was etwa den Brand in der U-Bahn-Station "King’s Cross St. Pancras" angeht, so dürfen wir natürlich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

... http://de.wikipedia.org/wiki/Brand_im_Bahnhof_King%E2%80%99s_Cross_St._Pancras

Die intensive Brandausbreitung hatte dort ihre Ursache eben in umfangreichen Ansammlungen von brennbaren Baustoffen/Bauteilen in den technischen Anlagen, die in den Aufzügen und Aufzugsschächten von denen wir reden hier ausgeschlossen werden können durch unsere technischen Bauvorschriften.

Wenn man dann doch auch mal etwas von Aufzugsbränden bei uns liest, wie etwa hier:

http://feuerwehr-offenbach.de/index.php?option=com_content&view=article&id=660:03122012-feuer-in-einem-aufzugsschacht&catid=63:einsaetze-2012&Itemid=29

dann wird man sehr schnell feststellen, dass in den Aufzugsschächten unzulässigerweise nicht zum Aufzug gehörende Anlagen eingebaut wurden.

Mattes

Auch in Aufzugschächten kann es zu durchaus wesentlichen Verrauchungen kommen, deren Ursache aber meist in der Kabine liegt -dort ist ja auch die wesentliche Brandlast. Ggf . auch im Aufzugmaschinenraum.

Die Überwachung des Aufzugsschachtes macht ja auch für die Einsatzkräfte oder die Wartungsfirma durchaus Probleme.

Eine Überwachung der Kabine würde aus meiner Sicht durchaus Sinn machen, ich kenne allerdings nicht e i n e solche Lösung (ist ja auch nicht gefordert); ich weiß auch nicht, ob das technisch ohne Weiteres umzusetzen wäre.

Das bringt mich zu der Grundsatzfrage von Überwachungsbereichen von Brandmeldeanlagen:

Die Überwachung von Treppenräumen oder notwendigen Fluren, in denen ohnehin keine oder nur geringe Brandlasten und/oder Zündquellen vorhanden sein dürfen, ist zwar weit verbreitet und auch teilweise in Sonderbauvorschriften vorgesehen- aus meiner Sicht ist es aber logischer, die Bereiche, in denen sich Zündquellen und Brandlasten befinden, zu überwachen.

Die Melderauslösung im Flur oder Treppenraum sagt doch nur, dass die Nutzung des Rettungsweges ab sofort kritisch wird- also greift viel zu spät.

So sehe ichs auch für den Aufzugsschacht: die Auslösung des Melders im Fahrschacht sagt noch nichts über den Auslöseort; und das Absuchen im Hochhaus kann verdammt lang dauern...

Mag sich jeder seine eigenen Gedanken dazu machen...

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_3145

Sehr geehrte Herren,

ich möchte mich an dieser Stelle ganz kurz aktiv einbringen. Ich bin als Prüfsachverständiger für sicherheitstechn. Anlagen und Einrichtungen normalerweise eher ein interessierter "Mitleser".

Wenn Sie als Nachweisersteller der Auffassung sind, dass eine Brandmeldeanlage mit Kat. 1 erforderlich ist, dann werden Sie dies nach sicherlich ganz bewusst zu Schutzzielerfüllung vorgesehen haben.

In diesem Fall gibt es m.E. keinen Grund einen Aufzugschacht auszunehmen. Es ist dann auch föllig unerheblich warum ein Schacht brennen/ oder verrauchen könnte, im Fordergrund steht doch dann immer die Früherkennung.

In vielen Objekten sind ASR (Ansaugrauchmelder = bisher RAS) erfolgreich zur Überwachung der Aufzugschächte im Einsatz.

Prinzipiell kann der ASR der RWA über Koppler auf die BMA aufgeschaltet werden. Bedenken Sie bzw. die Fachplaner aber bitte auch den zukünftigen Betriebs-/ Wartungs-/ Inspektionsfall mit:

Die Auswerteeinheit der ASR wird sinnvollerweise außerhalb des Schachtes angebracht. Ist diese unabhängig von der RWA kann die Wartungsfirma der BMA auch ohne Aufzugswartungsfirma Wartungen/ Inspektionen durchführen ohne Fremdsysteme zu beeinflussen/ auszulösen und umgekehrt.

Automatische Melder sind zur Schachtüberwachung nur bis zur Maximalhöhe (12m) nach VDE 0833-2 zu verwenden (Problem Wartung/ Inspektion!).

Systeme zur Überwachung im Schacht können i.d.R. unproblematisch im Schacht montiert werden, im Zweifelsfall ist eine Abstimmung mit dem Aufzugssachverständigen ratsam.

Noch ganz allgemein - Praxis:

Der Prüfsachverständige stellt anhand der genehmigten Bauvorlagen (hier Ihr Brandschutznachweis) fest, ob das vorgegebene Schutzziel erfüllt wird.

Werden Ihre Schutzziele auch ohne Kat 1 erfüllt, so beschreiben Sie sinnvollerweise konkret den Schutzumfang als Teilschutz (Kat 2) oder konkret die Ausnahmen von Kat. 1.