Maschinen und Baurecht

Benutzer_2713

Guten Tag zusammen,

in einer Halle nach Industriebau (tragende Bauteile feuerhemmend, 3000 m²) wird ein "Stahleinbau" gestellt. Dieser Lackiereinbau enthält im Erdgeschoss folgende betretbaren Räume/Kabinen:

- Lackierkabine

- Lackiervoraum

- Trockenkabine

- Raum Schleifen

Auf dem Einbau sind Technische Anlagen untergebracht (Lüftung, Elektro), dieser Bereich soll nur zu Wartungszwecken (mit Treppe) begangen werden (260 m²). An diese Räume schließen auch weitere Aufenthaltsräume an, über welchen sich ein Lagerbereich befindet (180 m²).

Nun geht es um die grundsätzliche Einstufung. Formal handelt es sich meiner Auffassung nach als Galerie bzw. Empore, dessen tragende Bauteile ebenso feuerhemmend sein müssen.

Nach Aussage des Anlagenerstellers ist der gesamte Lackiereinbau nach Maschinenrichtlinie zu betrachten. Angeblich unterliegt die Maschiene auch wenn sie betreten werden kann nicht dem Bauordnungsrecht. Alle sicherheitsrelevanten Aspekte sollen über die CE-Kennzeichnung gedeckelt sein (einschließlich Fluchtwegsituation). Jedoch beziehen sich diese Aspekte ausschließlich auf den Brandfall innerhalb der Anlage und nicht für den Brandfall im Gebäude.

Hat jemand hiermit schon Erfahrung?

Schlägt das Maschinenrecht (Gerätesicherheitsgesetz)das Baurecht? Kann es sein das die Räume der Einbau demnach nicht nach Bauordnungsrecht zu betrachten sind?

Vielen Dank schon mal!

Gruß

Sven Schäfer

Benutzer_473

Hallo Sven Schäfer,

Parameter:

Industiebau, erdgeschossig, mit Einbau von erdgeschossigen Räumen darüber Lagerfläche A= ca. 180 m², Lackieranlage als Maschine.

... Indbau F 30.

Ich würde ausschliesslich das Tragwerk der Halle in F30 machen.

Wenn die Galerie mit den Räumen darunter nicht zum Tragwerk der Halle gehört würde ich da keine Anforderungen stellen. Ein Teileinsturz denke ich wäre zulässig.

Bezogen auf die `Maschine` ohnehin keine Anforderungen an das Tragwerk, auch wenn darüber Anlagenteile sind.

mfG ;-)

Benutzer_2713

Vielen Dank,

hierbei sollte noch erwähnt werden, dass alle Arbeitsschritte innerhalb der Räume durch Personen, teilweise als ständiger Arbeitsplatz durchgeführt werden.

Entsprechend den Erläuterungen zur IndBauRl werden an die tragenden Bauteile der Galerie dieselben Anforderungen wie an die übrigen Bauteile der Halle und somit "F30" gestellt.

Ich stelle hierbei die Definition einer Maschine in Frage. In den Räumen sind einzelne Maschinen, welche über eine gemeinsame Lüftungsanlage verfügen, jedoch keine automatischen Vorgänge!

Gruß

Sven Schäfer

Hannes

für mich wäre hier nicht der Abgleich mit der IndBauRL maßgebend, sondern eher ob nicht die Vorgaben der BGI 740, Lackierräume und -einrichtungen für flüssige Beschichtungsstoffe, einzuhalten sind.

Dazu gibt es auch ein interessantes Urteil des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz in Koblenz vom 14.01.2001 mit dem Aktenzeichen 1 A 11023/01.OVG

Gruß

Hannes

hier ein Link zum o. a. Urteil

http://www.bauingenieur24.de/fachbeitraege/baurecht/ovg-brandschutz-hat-hohen-stellenwert/555.htm

Benutzer_2713

Guten Morgen,

vielen Dank für den Link. Gerichtsurteile sind diesbezüglich immer hilfreich.

Jedoch besteht in dem beschriebenen Fall noch der Unterschied, dass es sich bei dem gesamten Lackierbereich um eine Maschine entsprechend Maschinenrichtlinie (EU-Recht) handeln soll. Entsprechend dieser dürfen durch nationales Recht keine erhöhten Anforderungen an die Maschine selbst durch nationale Regelungen gestellt werden.

Das Bauordnungsrecht gilt daher nicht für die Maschine.

Ich lasse mir gerade vom Hersteller bestätigen, dass es sich bei den einzelnen Räumen um eine "Gesamtheit von Maschinen" mit CE-Kennzeichnung und EG-Konformitätserklärung handelt.

Wenn dies zutrifft können nur zusätzliche Vorderungen an die Fluchtwege aus diesem Bereich aus dem Arbeitsstättenrecht als Stand der Technik abgeleitet werden.

Mattes

Hallo Herr Schäfer,

ich weise auch für Ihren Fall auf die Inhalte der BGI 740 (Lackierräume und -einrichtungen)hin. Hier gibt es auch Aussagen zu Rettungswegen und Feuerwiderstand von Bauteilen.

Das von Hannes angegebene Urteil beinhaltet eine erforderliche feuerbeständige Abtrennung zwischen Lackierung und anderen Bereichen, das vom OVG R.P. als sachgerecht beurteilt wurde.

Ich kann mir daher nicht so ganz vorstellen, aus wesentlichen Anforderungen des Brandschutzes herauszukommen, nur weil jemand eine komplette Anlage als Maschine definiert. Auch Maschinen dürfen nicht per se als black box bewertet werden, sondern können je nach Größe und Gefährdungsbeurteilung Anforderungen an den Brandschutz erhalten.

Dazu ist dann aber der Einzelfall zu beurteilen...

Gruß

Matthias Bußmann