Brandschutzanforderungen verglaste Balkone – Brandlasteinschätzung

Benutzer_2808

Ich schreibe im Moment an einer Arbeit bezüglich

Brandschutz bei verglasten Balkone und könnte noch etwas Unterstützung bei der Einschätzung der Brandlast auf Balkonen brauchen.

Verglaste Balkone haben über die Begriffe Raum/Aufenthaltsraum, Überdeckung und Gebäude

Brandschutzanforderungen bei Tragsystem und Decken.

Dies hat zur Folge, dass bei GKL5 / F90 das

Tragsystem fast nur noch mit unwirtschaftlichen und

unflexiblen Stahlbetonstützen statt als Stahlkonstruktion ausgeführt werden kann.

Im Prinzip gibt es dabei seltsame Konstellationen bei denen Abweichungen möglich wären:

- ein Einfamilienhaus GKL1 hat keine BS Anforderungen - 3 Stock Balkon F0 möglich

- ein Doppelhaus GKL2 braucht für einen erdgeschossigen Balkon bereits F30

Die Arbeit zielt darauf ab, ob für bestimmte Gebäudeklassen und Einzelfälle verglaste Balkone als Stahlkonstruktion ausgeführt werden können. Im Moment versuche ich die Frage zu klären:

1.)Was brennt, wie lange, mit welcher Temperatur auf einem Balkon ( Größe ca. 10 m2,Volumen ca. 25 m3, raumhoch verglast)?

2.)Platzt die Einfachverglasung (und sorgt so für eine

thermische Entlastung/Situation offener Balkon) bevor die Stahlstützen geschädigt werden?

3.)Kann mir jemand bei der Einschätzung der Brandlast

weiterhelfen?

Angenommen und berechnet: Tisch und 2 Stühle aus Plastik, Teppich, Vorhang, Papierstapel, 2 Getränkekästen, 1 gelber Sack, Holzmöbel mit gesamt ca. 65 – 70 kWh/m2

vielen Dank

clammer

Hallo allinope

meines Erachtens müssen Sie sich entscheiden; entweder sind es Balkone oder Aufenthaltsräume ("Wintergarten").

Eine Brandlastberechnung halte ich für nicht zielführend, weil diese nur im Einflussbereich des Nutzers liegt. Das Baurecht kennt eine Brandlastberechnung nur im Industriebau.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_1795

Hallo!

An BALKONE werden überhaupt keine Anforderungen gestellt, da diese theoretisch vor dem Gebäude errichtet werden könnten und sie somit kein Bestandteil des Gebäudes sind.

Wenn Sie hier von Verglasungen als Brüstungen sprechen, ändern sich die Anforderungen nicht.

Schließen Sie die Balkone, haben Sie, wie Herr Lammer bereits schrieb, Wintergärten bzw. Räume als Bestandteile von Wohnungen. Hier stellt sich die Frage, wo die Gebäudehülle ist. Ist zwischen Wintergarten und Wohnung der thermische Abschluss? Dann würde ich das Konstrukt von der Gefährdung wie einen Balkon sehen.

Ist der Verbund offen oder der Wintergarten gedämmt, dann Bestandteil der Wohnung.

Eine Brandlastermittlung bringt m.E. nix, da Sie wohl keinem Mieter zumuten können, in den Mietverträgen zulässige Brandlasten in kwh/m² auswerten zu können...

Wie wollen Sie die Nutzung eines Wintergartens definieren? Wenn da einer ein Sofa reinstellen will, macht er das einfach.

brandsicher

Hallo allinope, eine Brandlastermittlung kann im Wohnungsbau keine Punkte bringen, weil dem “freien Bürger” ja alles erlaubt ist. (z. B. Styropor an der Decke)

Hängt der „Vorbau“ frei im Wind, ist es ein Balkon, an den keine Anforderungen gestellt werden. Habe ich einen abgeschlossenen Raum, gedämmt oder nicht, ist es kein Balkon und nicht privilegiert. – An tragende und raumabschließende Bauteile werden die Anforderungen wie an das übrige Gebäude gestellt.

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_2808

Hallo zusammen,

vielen Dank schon mal für die Antworten

Balkone haben über Erleichterungen keine Anforderungen.

Verglaste Balkone haben über die Bauordnung als Gebäudeteil Anforderungen wie das Gebäude. Dies wurde auch bei einer Anfrage von der OBB München bei einer Bauministerkonferenz so bestätigt.

Die verglasten Balkone sind als belüftete „Kaltverglasung“ vor die gedämmte Fassade gesetzt. Stahlstützen sind im Gegensatz zu Stahlbetonstützen filigraner, leichter zu verarbeiten und bis zu 40% kostengünstiger.

Ich habe 70 Balkonbrände ausgewertet. Ca. 40 % brennt es an Weihnachten / Sylvester, ca. 60% aller Brände hatten Zigaretten und Raketen als Brandursache. Wenn man allgemein Wohnungsbrände (Hauptausbruch Küche / Schlafzimmer ) ansieht sind Balkone absolut untergeordnet und das Brandrisiko gering. Durch die höherwertige Ausstattung und im Winter sind die Verglasungen oft geschlossen - Raketen prallen ab.

Die Arbeit untersucht, ob unter gewissen Bedingungen vertretbare Abweichungen möglich sind und eine Stahlkonstruktion verwendet werden kann.

Hier kommt die Brandlast ins Spiel – die für Wohnungen normalerweise keine größere Rolle spielt.

Derzeit versuche ich herauszufinden, wie lange und wie heiss die angenommene und berechnete Brandlast von ca. 65 -7 0 kWh/m2 einzuschätzen ist. (Hat jemand einen Vergleich zu einem abgefackelten Palettenstapel, oder zu einer Simulation?)

Wenn es z.B. nur 10 – 15 Minuten brennen würde ( Feuer aus / erstickt / gelöscht ) und die Temperatur nicht über 500 – 600 Grad ansteigt würden die Stützen nicht geschädigt werden. Vorher platzen die Scheiben und es gibt eine thermische Entlastung.

In den Leitfaden „ Ingenieurmethoden Brandschutz“ bin ich teilweise eingestiegen, mal auf die Schnelle in die ganzen Formeln und Berechnung einzusteigen ist jedoch nicht so einfach.

clammer

Irgendwie kommen wir so nicht weiter.

Wenn Sie einen Balkon haben - siehe hierzu auch die Abgrenzung von MarKe - haben Sie auch keine Anforderungen. Damit hat sich die Fragestellung erübrigt.

Ist es kein Balkon auch; dann sind die brandschutztechnischen Anforderungen, die an tragende Bauteile in der betreffenden Gebäudeklasse gestellt werden, einzuhalten.

Wenn es nun brandschutztechnische Anforderungen gibt, ist es eine ganz andere Frage, wie diese umgesetzt werden können. Eine notwendige Feuerwiderstandsdauer schließt ja Stahl nicht aus.

Eine Brandlastberechnung ist nicht zielführend. Die gängigen Szenarien lassen sich nicht auf Ihren Fall übertragen; da würde nur eine Simulation am Rechner weiterhelfen.

Zu Bedenken ist auch, dass sich bei einem kleinem Raum - im Gegensatz zum Industriebau - nicht unbedingt die theoretische, gleichmäßige Verteilung ergibt, sondern durchaus punktuell höhere Temperaturen zu erwarten sind.

Um in Ihrer eher philosophischen Fragestellung weiter zu kommen, wäre vielleicht ein Weg über die Eurocodes denkbar.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_822

wir sollten aufhören, "Sonderfälle" zu konstruieren. Ist es offen, Rauch und Hitze ziehen ab, ist es ein Balkon, der auch seitlich keine Brandwand erfordert, ist es geschlossen (ob gemauert oder verglast ist dabei erst mal egal), ist es ein Raum und gehört zum Haus.

Dass es günstige und teure Anbauten und Ergänzungen gibt, ist doch nicht die Frage. Der Bauherr wünscht etwas und kann es im Rahmen der Bauordnung bekommen. Die Würmerzählerei mit "weniger Brandlast", seltener Zündung usw. führt nicht zu einem allgemeingültigen Ergebnis. Sonst besteht die Bauordnung nur noch aus Sonderfällen und keiner blickt mehr durch. Ist doch mit "Galeriegeschoß" usw. schon reichlich strapaziert. mfg Schächer

Benutzer_2808

Ok - gebe mich im Moment geschlagen. ;-)

Im Prinzip haben Sie Recht.

Es ist schwierig auf die Schnelle einen Punkt ohne die Hintergründe zu diskutieren. Für mich war es aus dem Gesamtkonzept heraus trotzdem einen Versuch wert.

Abschließende Anmerkung:

Fakt ist, verglaste Balkone haben Brandschutzanforderungen, welche aber von den Balkonbauern und Architekten aus Unwissenheit nicht beachtet oder ignoriert werden.

Auf der anderen Seite werden in manchen Bundesländern F0 Konstruktionen in Stahl bis zur Hochhausgrenze offiziell genehmigt und gebaut.

Danke für die Anmerkungen

Benutzer_1795

Meine Antwort war etwas unglücklich ausgedrückt. Mit Balkonen mit Verglasung und Dämmebene dahinter meinte ich NICHT Balkone mit Festverglasungen, sondern die nun häufiger auftretenden Balkone mit verschiebbaren Glas- oder Lamellenelemente als Windschutz. Diese sind i.d.R. nicht dicht und erlauben eine gewisse Luftdurchströmung. Da diese mal offen und mal (nicht ganz) zu sein können, sehe ich hier keinen Unterschied zum Balkon.

Ist die Verglasung fest, steht da schnell ein Heizlüfter und der Balkon wird auch im Winter als Wohnraumerweiterung genutzt.

Benutzer_2808

@ Marke

genau diese unbeheizten Balkone mit Falt / Schiebeverglasungen haben BS-Anforderungen

Benutzer_1795

Es lebe der Föderalismus. Hier in NRW wurde mir auf Rückfrage mitgeteilt, dass an solche Balkone auch keine Anforderungen zu stellen sind.

Erst wenn ein Raumabschluss entsteht...

Benutzer_2808

@MarKe

würde mich interessieren - haben Sie Zeit / Lust auf einen kurzen Austausch

x-tom@freenet.de