(Panik)-Treibriegel an Notausgangstüren

Benutzer_2037

Sehr geehrte Brandschutzexperten,

ich habe einige Fragen zur Verriegelung von Notausgängen. Folgende Situation: Notausgangstür aus Treppenhaus ins Freie bzw. aus Flur ins Freie, jeweils zweiflügelig, Breite insgesamt 2 Meter (1 Meter Standflügel, 1 Meter Öffnungsflügel, ca. 40 Personen auf diesen Fluchtweg angewiesen (nach ASR A 2.3: Breite 1,20m minus 0,15m an Türen, also Türbreite erforderlich 1,05m).

Muss der Standflügel zu öffnen sein oder reicht die Breite des Öffnungsflügels?

Wenn die Tür verriegelt wird, wie muss sie zu öffnen sein?

Reicht ein Treibriegel (bei dem Falle und Schloss nicht zurückgezogen werden) oder braucht man einen Paniktreibriegel, um beide Flügel zu öffnen?

Alternative: Panikschloss am Öffnungsflügel und Treibriegel für Standflügel?

Momentan ist der Öffnungsflügel nicht verriegelt und der Standflügel hat einen Treibriegel. Zukünftig soll der Öffnungsflügel verriegelt werden.

Danke für Ihre Antworten

Mit freundlichem Gruß

Ingo Steinert (Brandschutzbeauftragter)

Benutzer_2037

sollte natürliche Falle und Riegel heißen (und nicht Falle und Schloss)

clammer

Die lichte Durchgangsbreite der Türe sollte (muss) dem Maß des vorhergehenden Rettungsweges folgen.

D.h. die lichte Durchgangsbreite der Türe aus dem Treppenraum ins Freie muss mindestens der Treppenbreite entsprechen, die vom Flur ins Freie der Flurbreite.

Unabhängig davon ist es sinnvoll, dass sich beide Flügel öffnen lassen.

Sinnvoll ist aus meiner Sicht auch die "zentrale" Öffnung mit dem Panikriegel am Standflügel, der beide Türflügel freigibt.

Wenn die Durchgangsbreite ausreicht, ist auch die Variante mit dem Panikschloss im Geh- und dem Treibriegel im Standflügel machbar.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_822

wenn Sie für einen Bau nach Bauordnungsrecht mit 40 Flüchtenden haben, genügen 1 m, wenn es Arbeitnehmer sind gilt die ASR und Sie brauchen 1,20 - 0,15 = 1,05 Mindestmaß. "Richtig" ist, wenn man nicht nur einen "kleinen Schlitz" sondern eine der Menge angemessene Tür öffnet, d.h. wirklich 1,20 m MIndestwert, besser ein bißchen mehr. Der "Standflügel" muß zusammen mit dem Gehflügel IN EINEM GRIFF zu öffnen sein, d.h. es gibt einen Griff am Gehflügel, der nur diesen öffnet und einen Griff am Standflügel, meist etwas höher angebracht, mit dem man b e i d e Flügel öffnet.

Treibriegel usw. sind alles schöne träume, die nicht funktionieren. Nicht darauf ankommen lassen, Tür umbauen ! mfg Schächer

Benutzer_2713

Guten Abend,

eine Bemerkung mit kleinem Fragezeichen am Rande:

Darf unter Ansatz der ASR A2.3 die Mindestbreite der Fluchtwege an der Treppenraumausgangstüre wirklich reduziert werden?

Wortlaut der ASR A2.3:

"Eine Einschränkung der Mindestbreite der Flure von maximal 0,15 m an Türen kann vernachlässigt werden."

Ich sehe hier keine zulässige pauschale Abminderung der Mindestbreite aller Türen im Verlauf von Rettungswegen ohne Gefährdungsbeurteilung.

Gruß

Sven Schäfer

Benutzer_203

Hier mal eine Antwort aus KomNet-NRW (Landesinstitut für Arbeitsgestaltung NRW)

http://komnet.nrw.de/ccnxtg/frame/ccnxtg/danz?lid=DE&did=10090

In der Arbeitsstättenregel ASR A2.3 Fluchtwege, Notausgänge, Flucht- und Rettungsplan www.baua.de wird unter Abschnitt 5 Abs. 3 zur Mindestbreite folgendes ausgeführt:

"Die Mindestbreite des Fluchtweges darf durch Einbauten oder Einrichtungen sowie in Richtung des Fluchtweges zu öffnende Türen nicht eingeengt werden. Eine Einschränkung der Mindestbreite der Flure von maximal 0,15 m an Türen kann vernachlässigt werden. Für Einzugsgebiete bis 5 Personen darf die lichte Breite jedoch an keiner Stelle weniger als 0,80 m betragen."

"Sofern in Brandschutzkonzepten von der ASR A2.3 abweichende Mindestbreiten genannt sind, müssten die Gründe für die Abweichungen mit dem Ersteller des Brandschutzkonzeptes geklärt werden."

Gruß

Wolfgang Cordier

Benutzer_2037

Vielen Dank für Ihre Antworten.

Dass die Vernachlässigung (0,15m) der Türbreite nur für Flure gilt, habe ich überlesen.

Ist aber in unserem Fall nicht schlimm, da man den Standflügel öffnen kann und dann eine Breite von 2m erreicht. Jetzt gilt es den Öffnungsmechanismus mit dem Gebäudemanagement abzustimmen.

Im Brandschutzkonzept steht:" Die feststehenden Türflügel bei zweiflügeligen Türen werden mit Treibriegelverschlüssen versehen, die sich in einem Zuge von oben nach unten leicht öffnen lassen."

In der ASR A 2.3 kann ich nicht erkennen, dass beide Flügel mit einem Griff zu öffnen sein müssen.

Nur der momentan vorhandene Treibriegel öffnet nicht beide Türen indem er Riegel und Falle zurückzieht, sondern durch öffnen der Verriegelung unten und oben am Standflügel können beide Türflügel aufgedrückt werden.

Nach Brandschutzkonzept und ASR A 2.3 wäre für mich zulässig: Türgriff mit Panikschloss am Gehflügel und vorhandener Treibriegel am Standflügel.

Bessere Lösung wäre: Türgriff mit Panikschloss am Gehflügel und Türgriff mit Panikschloss (für beide Flügel) am Standflügel.

clammer

"Nach Brandschutzkonzept und ASR A 2.3 wäre für mich zulässig: Türgriff mit Panikschloss am Gehflügel und vorhandener Treibriegel am Standflügel."

Dem widerspreche ich. Nach ASR 2.3 Nr. 6 ist ein Treibriegel kein geeignetes "Betätigungselement".

Gruß

C. Lammer

Benutzer_1388

Herr Lammer, warum sollte ein "Treibriegel" am Standflügel ungeeignet sein?

Ein Treibriegelbeschlag verriegelt den Standflügel mit Stangen oben und unten. Mit einem ordentlichen Hebel lässt sich die Tür aufreißen/aufdrücken, sodass der Gehflügel, der im Standflügel eingeschlossen ist, mitgeht. Das wäre die erste Lösung von Herrn Steinert.

Damit das Standflügelschloss dabei nicht verbiegt, sollte man geeignete Schlösser mit Riegeln einbauen, die vom Treibriegel zurückgeschoben werden. Diese Schlösser gibt es in Panikausführung. Damit der Riegel des Standflügel-Panikschlosses zurückgeschoben wird, braucht man ein entsprechendes Treibriegelschloss im Standflügel. Der Hebel oder Drücker des Treibriegelschlosses sitzt dann auf normaler Drückerhöhe.

Mit dem Treibriegelhebel entriegelt man beide Türflügel, mit dem Panikschlossdrücker im Gangflügel nur diesen. Das dürfte so auch zulässig sein.

Das wäre die zweite Lösung von Herrn Steinert.

Nicht geeignet für Fluchttüren wäre ein Falztreibriegelschloss, welches man im Falz des Standflügels mit dem Fingernagel heraushebeln muss. Der Falztreibhebel im Standflügel darf auch nicht verschlossen werden können. Das machte auch keinen Sinn. Der Gangflügel darf nur im Standflügel verriegeln, nicht etwa zusätzlich oben und unten. Dafür bräuchte man aufwändigere Paniksysteme.

MfG. G.Karstens

clammer

siehe ASR 2.3

geeignete Betätigungselementen sind "z.B. Türdrücker, Panikstange, PANIKtreibriegel oder Stoßplatte .."

Gruß

C. Lammer

Feuer-Hewi

hallo Kollegen,

für 2-flg-Türen gibt es eine tolle Verriegelung von ECO - die "Dualverriegelung" (- googlet mal).

Diese Verriegelung ist eine "Halbautomatik", d.h., wenn der Gehlügel offen ist, ist auch der Standflügel entriegelt. Schließt der Gehflügel, verreigelt dieser automatisch den Standflügel.

Leider ist das Teil noch zu wenig bekannt, aber viele Türanbieter können ihn dennoch einbauen.

Anmerkung zum Beitrag Schächer: das mit dem "mit einem Griff" ist nicht so und eine alte falsch überleiferte Määr! - sorry, führt aber immer wieder zu Ärger mit Aufsichtsbehörden, die diese auch noch im Kopf haben.

mfg

der Feuerteufel

Benutzer_1326

Warum muss es denn eigentlich ein Hebel-Treibriegel sein? Es ginge auch ohne Betätigungsbeschlag am Standflügel.

Die Rettungswegbreite kann doch, und das ist bei Rohrrahmentüren ja auch oft genug gesehen, mit einem den Standflügel freigebenden Schloss im Gangflügel ausgestattet sein. Bei Freigabe ist der Standflügel leichtgängig offen wie eine "Normaltür". Bedarf "nur" einer Abstimmung des Türbauers mit dem Hersteller des Schlosssystems zum Gegenkasten im Standflügel. Mitnehmerklappe und OTS sorgen für die Schließfolgeregelung.

Oft auch Nachrüstbar in Metalltüren, in Ausnahmefällen an Holztüren (Hersteller kontaktieren). Verschliessen der Türe nur mit Panikschloss. Ein Nichtverriegeln des Standflügels oben und unten gäbe Probleme bei der Einhaltung von Leckraten bei RS-Türen beispielsweise?

Ich kann diese allgemeine Euphorie von Panikstangen nicht teilen. Sie sind oft nicht notwendig, kosten nicht weniger als andere Lösungen und werden häufig schnell verschlissen. Ein Beispiel aus eigener Praxis: in einer Schule auf Wunsch des Bauherrn Panikstangen eingebaut, abgerissen 2 Tage nach Eröffnung bei Rauffereien von Grundschülern.

Feuer-Hewi

hi, noplan,

scheint mir etwas verwirrend, was Sei schreiben!?

... Die Rettungswegbreite kann doch, und das ist bei Rohrrahmentüren ja auch oft genug gesehen, mit einem den Standflügel freigebenden Schloss im Gangflügel ausgestattet sein.....

was für ein Schloss soll das sein? was meinen Sie damit?

...Mitnehmerklappe und OTS sorgen für die Schließfolgeregelung.

Oft auch Nachrüstbar in Metalltüren, in Ausnahmefällen an Holztüren (Hersteller kontaktieren)....

Mitnehmerklappe benötige ich nur, wenn ich eine Panikfunktion über die Entriegelung Standflügel auslösen kann! Warum soll bei Rohrrahmentüren was gehen und bei Holztüren nicht?

Schließfolgeregelung benötige ich bei Außentüren wohl auch nicht zwingend, da keine Anforderungen an die (Rauch-) Dichtheit der Ausgangstür ins Freie zu stellen ist.

bei Ihrer Skepsis zur Verallgemeinerung und dem massenweisen Einsatz zu Panikstangengriffen, bin ich teilweise auf Linie; aber in dem von Ihnen beschriebenen Fall der Schule wurde schlichtweg ein Planungfehler umgesetzt; hier hätte ein Push-Bar, statt einem Push-down eingesetzt werden müssen;

"Deine Tür - ein unbekanntes Wesen" - oder, wie ich es auch gerne formuliere:

"Frauen und Türtechnik haben so ihr Geheimnis und nur das Genie wird es je verstehen!"

mfg

der Feuerteufel

Benutzer_1326

ja bin selber verwirrt. das kommt davon, wenn man im "vorbeigehen" ließt, war wohl nicht mein Tag.

Gemeint war das Schließsystem im Standflügel mit entsprechendem Gegenkasten. ECO "Dualverriegelung" funktioniert ja auf genau diese Weise.

Mitnehmer und Rauchschutz....ja nur innenliegende Türen. Hab nicht richtig gelesen, Danke.

Das Nachrüsten funktioniert bei Holz zumeist nicht, da nicht flexibel auseinandernehmbar wie Metalltüren wegen dem verleimen. da verlieren sie im Gegensatz zur Metalltür ja die Zulassung.

Beispiel Push-down war kein Planungsfehler, da ausdrücklicher Wunsch des Bauherrn auf abraten der Planer. Ich denke es wird nur zu schnell nach Vollpanik geschrien ohne Nachdenken.