Plötzlich von GK 3 zu GK 5?

Benutzer_3161

Hallo an alle,

ich bin das erste Mal hier und habe gleich eine wichtige Frage. Zur Zeit beschäftige ich mich im Rahmen eines Praktikums mit einem Gebäude das in den letzten 20 Jahren mehrfach umgebaut und "umgenutzt" wurde. In den Prüfberichten und Brandschutzkonzepten wurde das Gebäude bis ins Jahr 2008 in die Gebäudeklasse 3 eingestuft. Seit 2008 in die GK 5. Diese plötzliche Einstufung in eine höhere GK verwirrt mich sehr, zumal sich seit 2008 an dem Gebäude und in seiner Nutzung nichts geändert hat.

Hier noch ein paar Daten am Rande:

- Gebäude besteht aus 3 Brandabschnitten

- einer der Brandabschnitte ist ca. 2600 m² groß und wird sowohl als Verkaufsstätte, Beherbergungsstätte und Versammlungsstätte genutzt und mehrfach durch feuerhemmende Trennwände in die verschiedenen Nutzungsbereiche unterteilt

- insgesamt besteht das Gebäude aus einem ebenerdigen Geschoss, nur ein kleiner Teilbereich (ein separater Brandabschnitt) besteht aus einem zweistöckigen Gebäude, wobei die Oberkante des Fußbodens des letzten Geschosses 7m nicht überschreitet

Wenn mir jemand erklären könnte, wo ich was übersehen haben könnte, wäre ich sehr dankbar. Denn das Problem liegt darin, dass der bauliche Brandschutz (Feuerwiderstand der tragenden und aussteifenden Teile,....) nur die Anforderungen der GK 3 erfüllt.

Viele Grüße!

Benutzer_465

Hallo!

OK Fussboden bezüglich was?

Maßgeblich ist die gemittelte Geländehöhe.

wurde diese vielleicht 2008 neu ermittelt und es ergaben sich dann mehr als 7 m?

M. Koeppen

LaNie

Laut Ihrer Beschreibung ist es Gkl. 3, wenn das oberste Geschoss, in dem ein Aufenthaltsraum möglich ist, nicht mehr als 7 m hoch ist und das Gebäude kein unterirdisches Gebäude ist. Dabei ist die genaue Definition der Höhe zu beachten.

In einem (guten) Brandschutzkonzept sollte doch stehen, wie man auf die Einstufung kommt.

Benutzer_3161

Danke für die schnellen Antworten.

@ Koeppen:

Die Geländehöhe ist meines Wissens nach nicht neu ermittelt worden. Zudem steht das Gebäude im Flachland und es ist kein Gefälle des Bodens über die gesamte Länge des Gebäudes zu erkennen.

@ Ninni:

In einem der Prüfberichte steht nur: "Das Gebäude ist der GK 5 (>= 1600 m²) zuzuordnen. Es ist ein Sonderbau und damit eine bauliche Anlage besonderer Art oder Nutzung."

Doch wird ein Gebäude, nur weil die Grundfläche des Geschosses mit der größten Ausdehnung mehr als 1 600 m² beträgt, und somit in die Sonderbauten zählt, in die GK 5 eingestuft? Wenn ja, wieso wurde das nicht schon vor 20 Jahren gemacht?

Viele Grüße!

brandsicher

Gebäudeklasse und Sonderbautatbestand sind gesondert einzustufen. So sind z. B. Erdgasübergabestationen in GK 1 und als Sonderbau (bauliche Anlagen, deren Nutzung durch Umgang oder Lagerung von Stoffen mit Explosions- oder erhöhter Brandgefahr verbunden ist) einzustufen, wenn sie als freistehende Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt nicht mehr als 400 m² Grundfläche errichtet werden.

Der Prüfbericht ist nach meiner Meinung fehlerhaft.

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_3161

@ Brandsicherh:

so hatte ich das aus meiner Vorlesung letztes Jahr auch in Erinnerung. Verwunderlich ist auf jeden Fall, dass ein und der selbe Prüfingenieur bis 2008 von GK 3 und ab 2008 von GK 5 gesprochen hat. Also kann ich erst einmal von einem Fehler des Prüfingenieurs ausgehen? Denn ein anderer Prüfingenieur spricht auch nach 2008 von GK 3.

clammer

Hallo,

so wie Sie das Gebäude beschrieben haben, ist es gemäß MBO in die Gebäudeklasse (GK) 3 einzustufen. Da die Gebäudeklassen aber erst mit der Musterbauordnung (MBO) 2002 eingeführt worden sind, kann es also vor 20 Jahren weder in GK 3 noch in GK 5 eingestuft worden sein. Die MBO ist erst in den Jahren nach 2002 in den jeweiligen Länder eingeführt worden; in zwei Bundesländern bisher noch gar nicht.

Um also in eine Gebäudeklasse zu kommen, muss es ein Bauantragsverfahren gegeben haben, in dem Gebäudeklasse festgelegt wurde. Das gleiche gilt auch für den Wechsel, in Ihrem Fall von GK 3 zu GK 5. Also muss es um 2008 eine neue Baugenehmigung geben, aus der die (neue) Gebäudeklasse hervorgeht.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_3161

Als Zusatzinfo: das Gebäude steht in Sachsen.

Die Einstufung in die GK 3 erfolgte bis zum Jahr 2008, also seit es die MBO (2002) gibt.

In sämtlichen Baugenehmigungen (aus den Jahren 2005, 2007 und 2009) wird das Gebäude in die GK 3 eingestuft.

Also kann ich davon ausgehen, dass ein Fehler des Prüfingenieurs vorliegt?

clammer

siehe meine Antwort im http://www.brandschutzforum.net/

Gruß

C. Lammer

Feuer-Hewi

hallo,

war Ersteller oder Prüfing.ggf. aus Bayern? oder haben die sich ggf.an der bayerischen VStättV angelehnt?

in Bayern heißt es in der VStättV:

(4) Soweit in dieser Verordnung nichts Abweichendes geregelt ist, sind auf tragende und aussteifende sowie auf raumabschließende Bauteile die Anforderungen der Bayerischen Bauordnung an diese Bauteile in Gebäuden der Gebäudeklasse 5 anzuwenden. Die Erleichterungen der Art. 28 Abs. 3 Satz 2, Art. 29 Abs. 4 Nrn. 1 und 2, Art. 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2, Art. 37 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4, Art. 38 Abs. 1 Nrn. 1 und 3 sowie des Art. 39 Abs. 5 Nrn. 1 und 3 BayBO sind nicht anzuwenden.

vielleicht hat er dort eine Anleihe genommen und sich nicht so ganz klar ausgedrückt;

Die GK bleibt auch in Bayern die 3, die Ausführungen der tragrenden, aussteifenden und raumabschließenden Bauteile sind aber in Art der GK 5 umzusetzen;

mfg

der Feuerteufel