Gebäudeklasse 3 oder 4?

Benutzer_3164

Sehr geehrte Damen und Herren,

bei der Festlegung der Gebäudeklasse für die Erstellung eines Brandschutznachweises eines ehem. Holzstadel EG+1.OG+2.OG (Bestandsobjekt) der umgenutzt wird, ist mir aufgefallen, dass der Architekt in seinem Baugenehmigungsantrag trotz einer Höhe von 7,12 m das Gebäude als Gebäudeklasse 3 eingestuft hat. Die Behörde hat dies nicht beanstandet.

Kann ich nun für den Brandschutznachweis die Gebäudeklasse übernehmen?

mit freundlichen Grüßen

O.K.

LaNie

Wenn im 2.OG Aufenthaltsräume im Sinne der BayBO möglich sind, würde ich das zumindest hinterfragen.

Das kann man aus Ihrer Beschreibung jedoch nicht herauslesen bzw. "aus der Ferne" schlecht beurteilen. Einfach übernehmen würde ich das an Ihrer Stelle nicht, da Ihnen ja schon die 7,12 m aufgefallen sind und sie sich im Konzept sicherlich auch irgendwie dazu äußern werden.

Benutzer_3164

Im 2.OG sind Aufenthaltsräume im Sinne der BayBO geplant.

clammer

Hallo Vulcanus,

so ganz verstanden habe ich den Sachverhalt nicht.

Sie stellen für einen Umbau (Nutzungsänderung), der bereits genehmigt wurde, hinterher einen Brandschutznachweis auf?

Wer hat den die 7,12 m-Höhe im Mittel festgestellt?

So wie ich das bis jetzt sehe, gibt es folgende Szenarien:

- Architekt und Behörde haben nicht aufgepasst

=> Trotzdem GK 4 und so zu behandeln

- Es liegt für die 12 cm eine genehmigte Abweichung vor.

=> Da könnten Sie die GK 3 übernehmen.

(bzgl. der Rechtmäßigkeit der Abweichung habe ich allerdings Zweifel)

- Es liegt ein "Messfehler" vor

=> GK 3

oder

- Das Geländeniveau wurde bzw. wird verändert

=> GK 4

Die die 8 m Rettungshöhe (7 m Fußboden- + 1 m Brüstungshöhe) bezüglich der sicheren Rettung mit tragbaren Leitern der Feuerwehr als kritisch anzusehen sind, halte ich die 12 cm auch nicht für trivial.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_3164

Hallo clammer,

ich verstehe Ihre Verwunderung, aber es handelt sich um eine Tekturplanung. Der Bauherr hat sowohl den Architekten als auch den Brandschutznachweisersteller gewechselt.

Der neue Architekt hat die Gebäudeklasse allerdings übernommen obwohl in den Bauvorlagen die 7,12 m angegeben sind. Die Behörde geht auch immer noch von Gebäudeklasse 3 aus!

Wer ist letztendlich verantwortlich für die Richtigkeit der Gebäudeklasse?

Gruß OK

Benutzer_822

Verantwortlich sind Planer und Errichter, bei "so kleinen Häusern" wird der sachliche Gehalt von der Behörde n i c h t geprüft, die muss es also auch nicht merken (siehe Prüfumfang des "vereionfachten Verfahrens"). Sie sind schuld - ist doch schön, dass etwas mal eindeutig ist. mfg Schächer

vonhof

Guten Morgen!

@clammer

a) In Bayern muss der Brandschutznachweis mit dem Baubeginn vorliegen. Nicht zum Zeitpunkt der Baugenehmigung. Selbst bei Sonderbauten ist das so. Deswegen müssen Bauvorlage und Fachplanungen auch in der Genehmigungsphase nicht übereinstimmen. Geht ja rein zeitlich schon nicht. Ansonsten siehe den Beitrag von Herrn Schächer.

b) Gebäudeklassen sind nicht verhandelbar, auch nicht als Abweichung. Selbst wenn eine Behörde eine Abweichung genehmigt, ein Gebäude wäre Gebäudeklasse 1, obwohl es GK 5 ist, bleibt es GK 5. Von einer Realdefinition kann nicht abgewichen werden.

Und abgesehen vom formaljuristischen Teil liegt das vor allem auch daran, dass über die Gebäudeklasse das Verfahren gesteuert wird. Womit wir zum nächsten Punkt kommen:

@Vulkanus

Wenn Sie wissen, dass die Gebäudeklasse falsch ist, können und dürfen Sie das nicht ignorieren. Denn ansonsten stellen Sie nicht nur einen mangelhaften BSN auf. Wenn Sie tatsächlich eine GK4 haben und Sie haben als Ersteller des Brandschutznachweises nicht die hierfür erforderliche, besondere Bauvorlagenberechtigung, können Sie von allen Seiten in die Mangel genommen werden (das ist der Einfluss über das Verfahren).

Und eine Hinweispflicht an den Bauherren haben Sie als Fachplaner sowieso immer, wenn Sie einen Mangel erkennen.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_3164

Hallo zusammen,

vielen Dank für die bisherigen Hinweise! Wenn ich für den anstehenden Brandschutznachwies die Korrektur der Gebäudeklasse 4 vornehme, ist denn dann automatisch die Muster-Holzbaurichtlinie bindend? Da es sich um ein denkmalgeschütztes Vorhaben handelt, stelle ich mir dies recht diffizil vor.

Was hätte das für Auswirkungen auf die Planer, die den ersten Bauabschnitt des Gebäudes bereits als Gebäudeklasse 4 realisiert haben?

Gruß

O.K.

Benutzer_3164

...wollte natürlich fragen, was das für Auswirkungen auf die Planer hätte, die den ersten Bauabschnitt des Gebäudes bereits als Gebäudeklasse 3 realisiert haben?

Gruß

O.K.

clammer

@vonhof

Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Im Prinzip sehen wir den Sachverhalt gleich, ich hatte mich bezüglich der "Abweichung" etwas vorsichtiger ausgedrückt, weil mir in diesem Fall die Rechtsprechung in Bezug auf die Leistungen Dritter, also hier dem SV für den Brandschutz, nicht geläufig ist.

@Vulcanus

Die Muster-Holzbaurichtlinie ist doch in Bayern gar nicht bauaufsichtlich eingeführt - oder irre ich mich?

Zu Ihrer zweiten Frage: Hier ist doch mehr der Jurist als der Brandschützer gefragt; geht es doch vorwiegend um Haftungsfragen.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_822

wg 7.12 m ist es eine GK 4. In der Sache kann man aber sich fragen, ob die Feuerwiderstände wegen der 12 cm wirklich höher sein müssen und d a kann man eine Abweichung beantragen. Im Bestand kann man oft nicht von F 30 B auf F 60 A nachrüsten ... vielleicht kann man (wie in der HBO vorgesehen) statt F 60 A auch F 90 BA umsetzen (in den anderen Bundesländern auch eine Abweichung aber gut zu begründen und durch Fermacell auch leicht umsetzbar). Dann hat man den vollen Schutz und die richtige GK. mfg Schächer

clammer

Man kann auch 12 cm aufschütten, dann ist man wieder bei GK 3 ... ;-))

Gruß

C. Lammer

Benutzer_822

unter Beachtung der Vorgaben : erst gilt die im B Plan festgesetzte Geländehöhe, dann die in der Baugenehmigung (beantragen udn genehmigen lassen !), dann die im Bauantrag angegebene Höhe, dann die natürliche Höhe.

mfg Schächer / Hessen