Rettungsweg im Hinterhof = Abweichung?

Benutzer_1525

Hallo zusammen,

stellen die Rettungswege aus einem Gebäude im ansonsten geschlossenen Hinterhof eigentlich generell eine Abweichung dar, wenn im weiteren Verlauf beide Rettungswege über eine Feuerwehrdurchfahrt buw. -durchgang verlaufen?

In der einen Durchfahrt / Durchgang ist die Unabhängigkeit ja nicht mehr gegeben. Oder bin ich im Hinterhof schon im "Freien"? Von sicher steht ja in der Bauordnung (hier Bayern) nichts mehr drin.

Gruß,

J. Grath

Mattes

Hallo J. Grath,

im Hinterhof sind Sie zwar formal im Freien (über mir ist nix), aber noch nicht auf der öffentlichen Verkehrsfläche, die Sie selbständig erreichen können müssen.

Sofern die Feuerwehrzufahrt bzw. der Feuerwehrdurchgang von den Nutzern der baulichen Anlage jederzeit verlassen werden können, bestehen dagegen aus meiner Sicht bei einem Wohngebäude keine Einwände.

Bei einer Versammlungsstätte hingegen sollte man zumindest genauer hinsehen, ob sich Feuerwehr und Besucher im Einsatzfall ins Gehege kommen können- das sollte aber über die Brandschutzordnung zu regeln sein.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_2664

Beide Rettungswege führen zunächst unabhängig voneinander in den Hof und von dort nur noch auf einem Wege zur Verkehrsfläche, oder?

Natürlich ist das zulässig. Es steht nirgends, dass der Zugang zur öffentlichen Verkehrsfläche ebenfalls redundant (2-fach) sein muss. Dass sich Feuerwehr und Flüchtende nicht ins Gehege kommen ist zwar wünschenswert, aber in einer bestehenden geschlossenen Bebauung in der Regel schwer zu vermeiden.

Gruß PF

Benutzer_822

an eine Feuerwehrzufahrt zum Hinterhaus sind baurechtliche Anforderungen gestellt, z.B. Wände und Decken F 90. Es ist daher 1.im Freien, daß der Rauch abzieht und 2. baulich gesichert. Dann kann man auch mit Zuversicht daran gehen, b e i d e Rettungswege darüber zu führen.

Ich sehe Fluchtwege in einen abgeschlossenen Hof (ummauert, umzäunt usw.) allgemein nicht als "das Freie" sondern als "das Gefangene" an, wenn man nicht aus eigener Kraft da raus kommt. Ich meine, daß man es so begrifflich einpägsamer macht. mfg Schächer

brandsicher

Nach meiner Ansicht ist der Hinterhof erst mal das Freie. Sonst wäre bereits für den Treppenraum eine Abweichung zu beantragen (Ausgang ins Freie). Ist der Hinterhof aber so klein, dass man den „Trümmerschatten“ nicht verlassen kann und es fehlt der immer Verfügbare Ausgang zum Straßenland (das gleichzeitig brennende Vorderhaus muss ja nicht unterstellt werden), wäre das eine Abweichung von § 14 MBO – und diese wäre unzulässig.

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_822

der Hinterhof ist dann "das Freie", wenn man sich von dort ohne Dritte und ohne fremde Grundstücke zu betreten auf die öffentlichen Verkehrsflächen retten kann. Sonst ist der "Hinterhof" "das Gefangene". mfg Schächer

vonhof

Nein, der Hinterhof ist das Freie.

Im Freien ist man dann, wenn man über sich den Himmel sehen kann. Also auch ein Innen- oder Hinterhof.

Aber: Von öffentlichen Verkehrsflächen ist insbesondere für die Feuerwehr ein geradliniger Zu- oder Durchgang zu rückwärtigen Gebäuden zu schaffen; zu anderen Gebäuden ist er zu schaffen, wenn der zweite Rettungsweg dieser Gebäude über Rettungsgeräte der Feuerwehr führt.

Und: In (nicht geregelten) Sonderbauten kann man den Durchgang fordern.

Und auch: In manchen Sonderbauverordnungen ist von vorne herin festgelegt, dass der Rettungsweg bis zur öffentlichen Verkehrsfläche führen muss (VStättV).

Das ist die Rechtslage.

@U. Drechsler zum Formalien-Reiten: Ich weiß, was Sie meinen, aber es gibt keine Abweichungen von § 14 MBO / Art. 12 BayBO, weil diese keine materiell-rechtlichen Bauvorschriften enthalten. Und diese können schon gar nicht herangezogen werden, wenn das Bauvorhaben (durch Bauordnung oder Sonderbauverordnung) abschließend geregelt ist. Nur, damit niemand auf falsche Gedanken kommt.

Gruß

Alexander Vonhof

brandsicher

Da haben Sie natürlich Recht, Herr Vonhof. Von § 14 MBO / Art. 12 BayBO kann man nicht abweichen, weil das Schutzziele sind. Ebenso kann man nicht von den Schutzzielen abweichen, dass tragende und aussteifende Wände und Stützen im Brandfall ausreichend lange standsicher sein müssen oder Außenwände … so auszubilden sind, dass eine Brandausbreitung auf und in diesen Bauteilen ausreichend lange begrenzt ist.

Leider fehlt dieses Schutzziel für Rettungswege. Hier sollte als zuerst gefordert werden:

(1) Von jeder Stelle eines Aufenthaltsraumes sowie eines Kellergeschosses muss mindestens ein Ausgang ins Freie oder in einen notwendigen Treppenraum in höchstens 35 m Entfernung erreichbar sein.

(2) Für Nutzungseinheiten mit mindestens einem Aufenthaltsraum wie Wohnungen, Praxen oder selbständige Betriebsstätten, die keinen Ausgang direkt ins Freie haben, müssen in jedem Geschoss mindestens zwei voneinander unabhängige Rettungswege ins Freie vorhanden sein; beide Rettungswege dürfen jedoch innerhalb des Geschosses über denselben notwendigen Flur führen.

m.f.G.

U. Drechsler

3franken

Nochmal Thema Hinterhof:

Wie breit muß dieser Hinterhof sein?
Ich denke da an schmal Grundstücke wo der Hinterhof so schmal (keine 5 m) ist, dass die Bewohner über ihre Fenster sehr gut kommunizieren können.

Wie groß muß ein Hinterhof (Grundstück) sein?
Es geht dabei um einen Garten hinter einem Gebäude, das beidseitig Grenzbau ist und der zweite Rettungsweg in diesen Garten führt. Ein Zugang ohne ein fremdes Grundstück zu betreten ist nicht möglich.
Der Garten in meinem Fall ist ca. 30 x 30 m.

brandsichere grüße