Unterschied Tribühne oder Sitzplatzerhöhung

Benutzer_1687

Hallo werte Sachverständige und Diskussionsbegeisterte.

ich habe wiedermal ein kleines Problem.

folgender Zustand:

in einer Versammlungsstätte sollen mobile Sitzplatzerhöhungen eingebaut werden.

10 Stuhlreihen mit jeweils 20 Sitzen also 200 Personen

in der Mitte eine Treppe 1,20m breit.

Das Bauamt stuft diese kleine Anlage als Tribühne ein und fordert 2 unabhängige bauliche Rettungswege lt, §6, Abs. 2 VStättVO.

Ich argumentiere, das in Analogie zu 2-etagigen Messeständen bei Flächen bis 100 m² (200 Personen) nur ein Rettungsweg notwendig ist.

Habt Ihr eine Idee zur Widerlegung der Tribünentheorie oder wurde so ein Fall schonmal gerichtlich geklärt?

Habt Ihr eventuell eine Idee ab wann so ein Podest eine Tribühne ist im Sinne der VStättVO?

Danke schon im Vorfeld für eine rege Beteiligung.

und eine erfolgreiche Woche

Tom Schilling

brandsicher

Sehr geehrter Herr Schilling, wenn Sie 200 Besucherplätze haben und im Präsidium auch nur einer sitzt, haben Sie einen Versammlungsraum, der, wenn er größer als 100 m² ist, zwei möglichst weit auseinander und entgegengesetzt liegende Ausgänge ins Freie oder zu Rettungswegen haben muss.

Ansonsten würde ich mit dem Bauamt den Unterschied zwischen Stufengängen und Tribünen klären.

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_1795

Meines Erachtens hat das Bauamt hier nicht ganz Unrecht.

Die Definition einer Tribüne laut SBauVO:

§ 2 (13) Tribünen sind bauliche Anlagen mit ansteigenden Steh- oder Sitzplatzreihen (Stufenreihen) für Besucher.

Somit haben Sie eine mobile Tribüne errichtet, für die tatsächlich zwei bauliche Rettungswege erforderlich würden.

Meines Erachtens widersprechen sich hier die Anforderungen nach § 6 (2) und § 10 (5). Ich würde den § 10 (5) daher so auslegen, dass Ihnen der eine Gang (trotz Tribüne) genügt.

Benutzer_1687

Hallo Herr Drechsler,

natürlich hat der Raum / Messehalle genügend Ausgänge hier für ca. 15.000 Personen. Bei dieser mobilen Sitzplatzerhöhung handelt es sich um einen Ausstattungsgegenstand, welcher in einem Messestand benutzt werden soll.

es gibt eine Kleinbühne und davor dieses mobile Teil.

Somit können die Zuschauer quasi von oben auf die Bühne schauen.

Die oberste Stuhlreihe ist ca. 3,00m über dem Hallenboden.

Die projizierte Grundfläche der mobilen Anlage nach DIN 277 ist im übrigen 99 m²!

brandsicher

Sehr geehrter Herr Schilling, wenn Sie keine direkten raumabschließende Bauteile für diesen Bereich haben, ist meine Diskussion über Ausgänge sicher fehl am Platze. Hier sollten aber die Forderungen des § 10 MVStättV „Bestuhlung, Gänge und Stufengänge“ berücksichtigt werden.

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_2865

Hallo ibschi04,

zur Definition "Tribüne" siehe Anlage 8 VwvSächsBO: SächsFlBauR.

Teil A Nr.2d führt aus: "..Tribünen sind Anlagen mit ansteigenden Steh- oder Sitzplatzreihen für Besucher, die von der Geländeoberfläche oder vom Fußboden des Raumes über Stufengänge oder Treppen zugänglich sind"..

Sollte ihre "Konstruktion mit Sitzplätzen" also mobil sein, ist es denn dann nicht eine Fliegender Bau nach Nr. 76.1 VwvSächsBO?

Gruß

mc.greg

Hannes

wie stellt sich das Bauamt denn die beiden voneinander unabhängigen Rettungswege vor?

Dass einer vielleicht über die Rückseite der Tribühne direkt in einen notwendigen Flur oder Treppenraum führt.

Wenn es aber für die Baurechtsbehörde bedeutet, dass die eine geplante Treppe in der Tribühnenmitte durch zwei links und rechts der Sitzplätze liegende Treppen ersetzt werden soll, wäre es zumindest für mich eine mehr als überzoge Forderung.

Wie MarKe schon beschreibt, § 10 (5) gibt es her, dass die eine Treppe in der Mitte ausreicht, und das nicht nur theoretisch, sondern sicherlich auch praktisch.

Gruß

Hannes

Benutzer_1687

Vielen dank für die rege Beteiligung.

Das BOA wünscht sich am oberen Ende eine Treppe wieder nach unten damit hat der Stufengang dann 2 Wege nach unten in die Halle. Die Sitzplatzaufteilung entspricht der VStättVO daher wird das nicht in Frage gestellt.

Ein fliegender Bau lieg m.E. nicht vor, da die Arge Bau in einer Stellungnahme (siehe Protokolle IS Arge Bau) bestätigt hat, dass es fliegende Bauten in baulichen Anlagen nicht gibt. Somit stellt die "Tribüne" ein Aussstattungsgegenstand dar.

Wie ich sehe hat aber auch keiner von euch eine Idee wie ich von den Forderungen nach 2 baulichen Rettungswegen wegkomme. Dann bleibt wohl doch nur eine Anfrage an die Arge Bau übrig. Ich stehe auf dem Standpunkt das 2 bauliche Rettungswege erst ab 200 Personen notwendig werden.

Schöne erfolgreiche Woche an euch alle.

Tom Schilling

Benutzer_822

die Installation wird bis zu 3 m hoch, das ist nicht wenig. Da hüpft keiner mehr ungeschoren hinunter ... mit den beiden Abgängen nach vorne und hinten ist das eher angemessen. mfg Schächer

Benutzer_594

Hallo

Wie ist denn eigentlich die max Fluchtwegslänge

Bei einer Tribüne von geschätzt 8 x 12m brauche ich ja hinten im Eck ca. 5,5m zum Mittelgang, 7m runter und dann wieder den Weg um die Tribüne herum bis zum Ausgang... da kann es auch knapp werden und der Weg hinten über ne zusätzliche Treppe runter wäre meißt kürzer... (je nach Lage der Türen im Raum)

clammer

Hallo Herr Schilling,

da läuft doch einiges begrifflich auseinander.

Ihre Versammlungsstätte wird doch wohl zwei bauliche Rettungswege je Geschoss (!) haben - oder soll die "Tribüne" von außen angeleitert werden?

Also trifft hier schon einmal §6 (2) nicht zu.

Solange Sie also keine geschossübergeifende Tribüne haben und die Anforderungen des §7 einhalten, sehe ich da nicht die Argumentation des Bauamtes als zutreffend an.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_1687

Hallo Herr Lammer,

natürlich hat die Versammlungsstätte im EG 2 unabhängige Rettungswege, der §6 Abs. 2 gilt jedoch auch für Tribünen entsprechend siehe Satz 2.

daher zieht die Behörde hieraus, das auch die mobile Tribüne innerhalb der Versammlungsstätte generell 2 Rettungswege auf die Ebene EG aufweisen muss.

ich argumentiere, das es sich um eine Bauvorschrift handelt, also nur für fest eingebaute Tribünen dies der Fall sein muss nicht für mobile Anlagen dort erst ab 200 Personen.

naja mal sehen, hab jetzt ein Termin mit RA Löhr.

Danke für die Beteiligung.

Gruß

T. Schilling

clammer

Hallo Herr Schilling,

nochmal deutlicher, Sie können innerhalb (!) eines Versammlungsraum auf einem Höhenniveau keine zwei baulichen Rettungswege herstellen.

Dazu müssten "Ihre" Tribünen an verschiedene Geschosse angrenzen, was Sie offensichtlich, da Sie frei in der Halle stehen, nicht tun.

Über die Sinnhaftigkeit lässt sich trefflich streiten, es ist aber

eindeutig nicht mit §6 (2) begründbar.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_1687

Hallo Herr Lammer,

ja natürlich es handelt sich um eine erdgeschossige Versammlungsstätte, diese hat ca. 15 Ausgänge bei einem quadratischem Grundriss.

irgend wo soll nun auf einem Ausstellungsstand eine mobile Tribüne mit den besagten 200 Sitzplätzen hingestellt werden.

Die Rettungswege bestehen aus Neben- und Hauptgängen, ohne Tribüne ist alle ok.

Jetzt fordert das BOA an der Tribüne eine Treppe auf der hohen Seite (ca. 3,00 m)da man der Meinung ist Tribünen benötigen 2 bauliche Rettungswege.

Beide Wege führen zum selben Hauptgang und dann ins Freie.

ich argumentiere das es sich um einen Stichgang (Nebengang) handelt und somit die selbe Situation da wäre als wenn die Bestuhlung hinten an der Wand stehen würde und alle Personen müssten nach vorne laufen.

Meine Frage ist ja eigentlich nur die kommt man in diesem objektkonkreten Fall von der Definition einer Tribüne weg.

schönen Tag

T. Schilling

Benutzer_1795

Hallo Herr Schilling!

Auf die konkrete Frage lautet die Antwort: Nein

Das, was Sie bauen, ist eine Tribüne.

Hannes

wenn ich mir nicht sicher bin wie ein Wort richtig geschrieben wird, notiere ich mir mehrere Varianten davon und nehme dann diejenige die mir optisch am besten zuspricht, ich bin immer gut damit gefahren.

Wenn ich nun verschiedene Varianten der Tribüne aufzeichne, gefällt mir zumindest optisch die mit der Mitteltreppe nicht wirklich schlechter als die mit zwei außen an die Sitzreihen angrenzenden Treppen.

Zwei voneinander unabhängige Rettungswege erscheinen mir hier wirklich mehr als überzogen, ich sehe in diesem speziellen Fall überhaupt keinen Vorteil von zwei gegenüber einer Treppe.

Ein Gesetzestext ist das eine, ein verantwortungs- und sinnvoller Umgang damit das andere...

Gruß

Hannes

clammer

Hallo Herr Schilling,

es mag ja sein, dass man für die Tribüne mehrere Wege als erforderlich ansieht. Nur hat dies nichts mit §6 (2) SachsVStättVO zu tun.

Hier geht es darum, dass die Möglichkeit des §33 (2) SächsBO, den zweiten Rettungsweg über Leitern der Feuerwehr darzustellen, nicht möglich ist; in Versammlungsstätten sind immer zwei bauliche Rettungswege notwendig.

Der Verweis auf die Tribüne im §6 (2) SachsVStättVO impliziert, dass sowohl die Notwendigkeit zweier baulicher Rettungswege als auch deren geschossweise Ausbildung auch bei Tribünen gilt.

Dazu zwei Beispiele zur Verdeutlichung.

Zu den Versammlungsstätten gehören auch Stadien, bei denen die bauliche Anlage ganz oder teilweise in Form reiner Zuschauertribünen ausgebildet ist. Auch in diesem Fall sind zwei bauliche Rettungswege notwendig.

In großen Mehrzweckhallen gibt es Tribünen, die sich über mehrere Geschosse erstrecken. Hier ist auch auf die geschossweise Ausbildung der beiden Rettungswege zu achten. Man kann also die Rettungswege nicht nur über den Innenraum führen.

Gruß

C. Lammer