Allgemein zugängliche Flure / notwendige Flur

Benutzer_2713

Hallo zusammen,

was ist in den Bayerischen Bauordnungen vor 1997 mit "allgemein zugängliche Flure" gemeint? Sind diese gleichzusetzen mit dem heutigen notwendigen Flur innerhalb und außerhalb von Nutzungseinheiten oder handelte es sich damals nur um Flure außerhalb von Nutzungseinheiten?

Im speziellen Fall geht es mir darum, ob in einer Arztpraxis (> 200 m²)mit Genehmigung im Jahre 1984 der Flur als allgemein notwendiger Flur ausgebildet hätte werden müssen oder ob dieser damals nicht als solcher zu bewerten war?

Grüße

Sven Schäfer

Benutzer_2550

Zum Genehmigungszeitraum war BayBO von 1982 gültig.

Danach waren "allgemein zugängliche Flure" nach heutigem

Verständniss "notwendige Flure". Diese waren im Art. 35

mit ähnlichen Anforderungen, die es auch heute an

notwendige Flure gestellt werden, geregelt. Diese Anforderungen

bestanden damals grundsätzlich bei Gebäuden ab 3 Geschosse

und höher...

Benutzer_2713

Vielen Dank Anton, mir geht es allerdings darum ob es einen Unterschied zwischen einem Flur innerhalb einer "Nutzungseinheit" und einem Flur an welchen "Nutzungseinheiten" anschließen gab analog zum heutigen Recht.

Damals gab es nur Anforderungen an allgemein (evtl. öffentlich) zugängliche Flure. Damals gab es noch keine Nutzungseinheit im bauordnungsrechtlichen Sinne. Es gab nur Wohnungen, welche einen eigenen Zugang vom Freien, von einem Treppenraum oder eben von einem allgemein zugänglichen Flur benötigten (BayBO 1982 Art. 46).

clammer

Hallo Herr Schäfer,

die von Ihnen gemachte Unterscheidung zwischen innerhalb und "außerhalb" einer Nutzungseinheit gab und gibt es nicht.

Das Baurecht unterscheidet zwischen notwendigen bzw. allgemein zugänglichen Fluren und anderen Fluren.

Wie Sie richtig festgestellt haben, ist heute möglich, bei bestimmten Nutzungsinheiten auf notwendige Flure zu verzichten; der autoamtische Umkehrschluss ist aber m. E. nicht richtig.

Darum heißt es ja auch im Art. 34 "Flure sind nicht erforderlich ... ". Diese Klarstellung gibt es seit der MBO 2008. D.h. ich KANN auf in diesen Fällen auf einen notwendigen Flur verzichten, MUSS aber nicht.

Letztendlich bleibt wohl am Ende nur der Blick in die Baugenehmigung übrig ...

Gruß

C. Lammer

Benutzer_2713

Danke für Ihre Einschätzung Herr Lammer,

ob der Flur innerhalb oder außerhalb der Nutzungseinheit liegt ergibt sich aus der Abgrenzung der Nutzungseinheit. Außerhalb einer Nutzungseinheit kann bei Ausführung nach MBO der notwendige Flur nicht entfallen, falls ein Rettungsweg über denselbigen geführt wird. Innerhalb der Nutzungseinheit kann er unter Umständen entbehrlich sein... daher meine Formulierung, auch wenn das Bauordnungsrecht natürlich nicht explizit Flur innerhalb und außerhalb der Nutzungseinheit in Worte fasst.

Die Baugenehmigung sagt diesbezüglich wie sooft nichts aus. Dementsprechend wäre, obwohl eigentlich genutzt wie genehmigt, aber nicht gebaut wie genehmigt, im nachhinein eine isolierte Abweichung zu beantragen, da der bestehende Flur nicht den Anforderungen an einen allgemein zugänglichen Flur bzw. notwendigen Flur erfüllt.

Gruß

Sven Schäfer

Benutzer_1068

Hallo Sven Schäfer,

zu Ihrer Eingangsfrage folgender Hinweis:

Mit der Neufassung der BayBO 1997 beschränkte sich Art. 37 (zuvor Art. 38) nur noch auf Regelungen für solche Flure, die notwendige Bestandteile des Rettungswegsystems, also „notwendige“ Flure sind. Die bisherige Bezeichnung (allgemein zugängliche Flure) sei dagegen zu weit gefasst gewesen. Klar gestellt wurde, ab welcher Größe der Nutzungseinheit der innere Flur einen „notwendigen“ Flur im Sinne der Vorschrift darstellt.

Demnach galten als notwendige Flure n i c h t:

1. Flure innerhalb von Wohnungen oder Nutzungseinheiten von vergleichbarer Größe,

2. Flure innerhalb von Nutzungseinheiten, die einer Büro- oder Verwaltungsnutzung dienen und deren Nutzfläche in einem Geschoß nicht mehr als 400 m² beträgt.

MfG W. Linhardt

clammer

Hallo Herr Linhardt,

da haben Sie grundsätzlich Recht. Aber, da der Gesetzgeber dies nicht so gemeint hat bzw. gemeint haben will, wurde die Formulierung in der MBO 2008 in "Flure sind nicht erforderlich ... " wieder geändert.

D. h. es gibt keinen Automatismus.

Gruß

C. Lammer

clammer

Hallo Herr Schäfer

im Jahr 1984 galt noch die Bauordnung von 1969; dazu heißt im Art. 38 Abs. 12:

"Allgemein zugängliche Flure, die als Rettungswege dienen (!), sind in Gebäude mit mehr als zwei Vollgeschossen durch feuerhemmende Bauteile von anderen Räumen zu trennen. Ausnahmen, insbesondere für Türen und Lichtöffnungen, können gestattet werden, wenn keine Bedenken wegen Brandgefahr bestehen."

Es kommt also darauf an, ob der betreffende Flur als Rettungsweg dient oder nicht. Die Unterscheidung von Fluren "in Wohnungen" bzw. "in Nutzungseinheiten" oder außerhalb davon gab es damals noch nicht.

Insofern stellt sich die Frage, von welcher Anforderung ggf. überhaupt eine Abweichung beantragt werden könnte.

Gruß

C. Lammer

brandsicher

Nach meiner Ansicht sollte die Rettungswegsituation immer zuerst danach beurteilt werden, ob von jeder Stelle eines Aufenthaltsraumes sowie eines Kellergeschosses mindestens ein Ausgang in einen notwendigen Treppenraum oder ins Freie in höchstens 35 m Entfernung erreichbar ist. Wenn dieser Weg „überblickt“ werden kann, wie z. B. in einem großen Raum, sind weitere Maßnahmen sicherlich nicht erforderlich. Ansonsten sind Rauchwarnmelder das Mittel der Wahl, bei einem Brand die Selbstrettung von Menschen und Tieren zu ermöglichen.

Die 200 m² bzw. 400 m² in § 36 MBO stammen sicherlich aus der Zeit, als Rauchwarnmelder noch „Exoten“ waren und sollten dahingehend hinterfragt werden, ob diese Forderung noch zeitgemäß ist.

m.f.G.

U. Drechsler