IT-Verkabelung durch Flucht- und Rettungswege

Benutzer_99

Bundesland: Schleswig-Holstein Autor: Jörg Wunderschönen guten Abend,

ich habe die Aufgabe aufgetragen bekommen, eine IT-Verkabelung in einem ehemaligen Wohnblock durchzuführen, der Block soll zukünftig als Bürogebäude genutzt werden.

Der Großteil der Datenleitungen wird hierbei durch die neuen Büroräume geführt, d.h. es kommen Kunststoffkanäle zur Anwendung.

Allerdings läßt es sich nicht vermeiden, auch einige Flurbereiche, d.h. Flucht- und Rettungswege zu kreuzen.

Jetzt meine Frage: Sind hierfür zwingend Brandschutzkanäle vorgeschrieben und wenn ja, welche Feuerwiderstandsklasse ist notwendig (es werden ausschliesslich Datenleitungen neuverlegt, die E-Installation wird nicht erweitert)

Vielen Dank im voraus... Jörg

Benutzer_197

Hallo Jörg,

ob es sich um IT-Verkabelung oder "normale" E-Leitungen handelt ist völlig egal. Es gelten die Bestimmungen der MLAR, d. h. F-30 in Rettungswegen. Und da eine genehmigungspflichtige Nutzungsänderung erfolgt, wird hier vermutlich die Bauaufsicht gem. § 93 LBO-SH eine Anpassung auch für den Bestand fordern (was auch Sinn macht, denn schließlich geht es um Rettungswege). Ob es sich bei den Fluren aber überhaupt um notwendige Flure handelt, steht ja noch gar nicht fest (§40(1) LBO-SH). Denn wenn ich die Frage richtig verstanden habe, geht es ja um ehemalige Wohnungen.

Mit freundlichen Grüßen,

F. Fleischhauer

Benutzer_331

Hallo Jörg

Die Anforderungen richten sich nach § 40 LBO-SH.

"In Treppenräumen notwendiger Treppen und in notwendigen Fluren sind Leitungsanlagen nur zulässig, wenn keine Bedenken wegen des Brandschutzes bestehen."

Also ist die erste Frage zu klären: Handelt es sich um eine Flur nach § 40 LBO-SH? (Mehr als 400 m? Nutzfläche Verwaltung im jweiligen Brandabschnitt angechlossen?).

Wenn ja, dann gilt:

Bedenken wegen des Brandschutzes bestehen dann nicht, wenn die von der Fachkommission Bauaufsicht erarbeitete Muster - Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Leitungsanlagen (MLAR) in der Fassung 03/2000 eingehalten sind.

Dort steht, dass die Verlegung der Leitungen in Fluren auf verschiedene Arten möglich ist.

Z.B. nach MLAR Nr. 3.2.2 und 3.5.1 und erleichternd nach 3.5.2

Elektrische Leitungen müssen:

- einzeln voll eingeputzt,

- in Installationsschächten und -kanälen die der Feuerwiderstandsdauer der Decke entspricht,in I 30,wenn diese Geschossdecken nicht überbrücken,

- über Unterdecken die der Feuerwiderstandsdauer der Decke entspricht,in

F 30, wenn diese Geschossdecken nicht überbrücken,

- in Hohlraumestrichen oder in Doppelböden F 30,

verlegt werden,

Aber es sind auch weitere Erleichterungen möglich, wenn es sich um einen Flur geringer Nutzung handelt: (z.B. die am Flur angeschlossene Nutzfläche beträgt weniger als 1000m?)

Unterdecken nach Absch. 3.5.4, die keine Geschossdecken überbrücken, über notwendigen Fluren geringer Nutzung, müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen mit geschlossenen Oberflächen (z.B. Gipskartonplatten mit 12 mm, oder in Tragkonstruktion eingelegte Mineralfaserplatten) mit nicht brennbarer Aufhängung bestehen. Einbauten von Leuchten und Lautsprechern bleiben unberücksichtigt. Durchführungen und Abschlüsse von Öffnungen müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen. Die Unterdecke muss so ausgeführt sein, dass keine Zerstörung durch herabfallende Lasten aus Kabelträgern innerhalb von 30 Minuten erfolgt.

Also den Architekten fragen, wie der sich die Verlegung vorstellt und welche Unterdecke er vorsieht.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Gärtner

vonhof

Hallo Herr Gärtner,

nur, damit keine Missverständnisse aufkommen:

Die Erleichterung mit den 1.000 m? gilt nur, wenn einzelne Nutzungseinheiten mit maximal jeweils 200 m? Fläche an den Flur angeschlossen sind. Wie Sie es schreiben, ist es ausgesprochen missverständlich, und als Antwort bezogen auf die Fragestellung auch ungeeignet.

Außerdem dürfte ein mehrgeschossiges Bürogebäude generell kaum den Erleichterungen aus der MLAR unterliegen. Mir ist jedenfalls noch keine Planung auf den Schreibtisch gekommen, wo man diese hätte anwenden können, da je wg. der Flexibilität zumeist in 400 m? Einheiten unterteilt wird, wo man die Erleichterungen ohnehin nicht benötigt.

Gruß

Alexander