Feuerwehrgerätehaus - Rettungsweg ü. Fahrzeughalle

Benutzer_2239

Hallo miteinander,

ich plane gerade ein kleines eingeschossiges Feuerwehrgerätehaus 13x14m, GK 1, Bayern.

Um Kosten zu sparen war auf Grund des begrenzten Budgets ein einfacher kompakter Grundriss mit möglichst wenig Verkehrsfläche Maßgabe. Die beiden Umkleideräume (D/H) mit deren Sanitärbereich sind direkt von der Fahrzeughalle (95qm->Kleingarage) jeweils über eine T30-Tür zugänglich.

Aufenthaltsräume sind nicht vorhanden (wobei die Behörde schon überlegt hat, inwieweit bei den Umkleiden hier bereitsein "ständiger Aufenthalt" vorliegt.

(wobei ich hier anderer Meinung bin. Wenn die Feuerwehr beim Umziehen so viel Zeit benötigt, dass von einem ständigen Aufenthalt die Rede sein kann, stell ich weniger den Brandschutz des Feuerwehrhauses, sondern vielmehr den der gesamten Ortschaft in Frage, dies aber nur am Rande...)

Entscheidend ist, dass der (einzige) Rettungsweg aus den Umkleiden/Sanitärbereich über die Fahrzeughalle direkt ins Freie führt.

Da die Fahrzeughalle/Garage keine eigene Nutzungseinheit darstellt führt der RW nicht über eine andere Nutzungseinheit und wäre somit durchaus zulässig?! Aufgrund der örtl. Situation (Hanglage) und des Grundrisses sind direkte Ausgänge von den Umkleiden nicht möglich bzw. funktional ungünstig.

Die Behörde konnte aber hierzu auch keine eindeutige Aussage treffen. Im Prinzip bin ich als Architekt/Brandschützer für den Brandschutz verantwortlich, bei GK 1, kein Sonderbau werden wenn nur Abweichungen geprüft.

Grundsätzlich sehe ich die Situation bei den überschaubaren eingeschossigen Gebäude unkritisch, selbst die Trennwand zw.

Fahrzeughalle/Garage und Umkleiden sehe ich fragwürdig (-> evtl. Abweichung)

Ich kenne zahlreiche (ältere) Feuerwehrhäuser, da sind die "Umkleiden" in Form von Wandhaken direkt in der Fahrzeughalle untergebracht.

Ist bei der Fahrzeughalle an sich ein 2. Rettungweg erforderlich? Sie ist einerseits nur eine Kleingarage,

andererseits ist hier mit "ständigen Aufenthalt" (Schlauchwäsche/Wartungsarbeiten, etc...)zu rechnen.

Aber eine Kleingarage kann/darf nicht gleichzeitig ein Aufenthaltsraum sein.

Viele Grüße

Feuer-Hewi

hallo OG,

Ihr Zitat: Die Behörde konnte aber hierzu auch keine eindeutige Aussage treffen. Im Prinzip bin ich als Architekt/Brandschützer für den Brandschutz verantwortlich, bei GK 1, kein Sonderbau werden wenn nur Abweichungen geprüft.

Antwort:

Feuerwehrhäuser fallen derzeit noch unter Garagen, wie Sie schon schreiben (bei der Obersten denkt man derzeit darüber nach, dies zu ändern). Also gilt die GaStellV und ist somit prüfpflichtig!

Die Umkleiden und Sanitärräume sehe ich als Nebenräume der Garage mit entsprechenden Trennwänden.

Lassen sich trotz Hanglage keine Fensterausstiege für die Umkleiden realisieren?

mfg

der Feuerteufel

Benutzer_2239

D.h. sie betrachten die Fahrzeughalle (100qm) als Mittelgarage.

Für mich war es zunächst ein Gebäude der GK 1 (F0) mit integrierter Kleingarage. (Einfamilienhaus-Situation im übertragenen Sinn)

Betrachtet man nun das gesamte Gebäude als Garage so ist die Rettungswegsituation eigentlich eindeutig definiert: Mittelgarage §12 GaStallV: zwei möglichst entgegengesetzte Ausgänge, d.h. ein weiterer entgegengesetzter Ausgang z.B. in der Fahrzeughalle und alles wäre diesbezüglich OK?!

Der Vorteil bei der Betrachtung als Kleingarage, die in einem sonst anders genutzten Gebäude der GK 1 liegt, wäre die "F0" Anforderungen an das Tragwerk, lediglich der Raumabschluss zu den Nebenräumen müsste F30 sein.

Der BSN wäre an sich dann auch nicht prüfpflichtig.

Sind eigentlich beide Betrachtungsweisen grundsätzlich denkbar?

Zu ihrer Frage: die Fenster sind als Oberlichter angedacht (Hanglage und Wandstellfläche für die Spinde). Deshalb wäre es hilfreich, wenn die Fenster nicht als RW mit herangezogen werden. Oder evtl. nur mit Anleitern von innen, Leiter und geschultes Personal ist ja vorhanden;-).

Ist in diesem Zusammenhang eigentlich bei einer freiwilligen Feuerwehr auch die ArbstättV zu beachten (-> Fenstergröße 2. RW, Aufschlagrichtung der Türen, etc...)

Viele Grüße und vielen Dank

Feuer-Hewi

Hallo OG,

Sie können das "Restgebäude" nicht eigenständig betrachten, da es nicht eigenständig genuzt werden kann. Es hat keinen eigeständigen Eingang (RW).

Ob die Mittelgarage als oberirdische Garage betrachtet werden kann, ergibt sich aus der Geschossdefinition (wie groß ist der Anteil in dem Hang). Dadurch ergeben sich Erleicherungen in der Bauausführung (nicht brennbar)

Bei der Situation und Forderung der 2 Ausgänge ist sicher noch zu berücksichtigen, dass vermutlich einer durch das Tor (dann auch mit Schwelle) führt und somit auch schon ein kleines Handicap mit sich bringt.

Ansonsten wären 2 Ausgänge aus der Fahrzeughalle ok.

Arbeitsschutz: ja! - die FFW ist unfallversichert und somit analog Arbeitnehmern = ArbStättV und ASR zu sehen.

Bei der Aufschlagrichtung von Türen kann ggf. eine Gefährdungsanalyse zu dem Ergebnis kommen, dass ggf. 1 Tüer auch gegen die Fluchtrichtung aufgehen darf (Einzelfallentscheidung nach Prüfung/Gefährdungsanalyse);

mfg

der Feuerteufel

Benutzer_2239

Hallo Feuerteufel,

vielen Dank für die schlüssige und aufschlussreiche Erläuterung.

Ich werde das Gebäude nun bei der weiteren Planung als oberirdische Mittelgarage betrachten. Oberirdisch, da eine Seite komplett ü GOK liegt, die 1,50m wären auch nicht überschritten. Die von ihnen angesprochenen Erleichterungen gelten aber nur wenn das Gebäude "allein der Garagennutzung" dient. Ist dies durch die Umkleiden, Sanitärbereiche und Lagerräume noch gegeben?

Da ich ohnehin kein Freund von den "Schlupftüren" bin, wird es als 2. Ausgang eine vernünftige Türe neben dem Tor geben.

Sehen sie ein Problem bei der angedachten Dachkonstruktion aus PU-Sandwichelementen auf BSH-Pfetten. Es gibt nach meiner Einschätzung nur die Anforderung schwer entflammbar für "Dämmschichten unter Dächern".

Die Sandwichelemente liegen auf der Dachkonstruktion bzw. sind Teil der Konstruktion. Sie sind aber auch schwer entflammbar erhältlich. Die BSH-Pfetten sind normal-entflammbar, ggf. aber F30 möglich. Aber an die Dachkonstruktion werden nach meiner Einschätzung eigentlich keine Anforderungen gestellt. Oder müssen die Pfetten verkleidet werden?

Über die Trennwand werden die Pfetten nicht hinweggeführt, über den Nebenräumen wird eine Stahlbetondecke F30 eingezogen, analog dem "Sargdeckel" bei notw. Treppenräumen.

Viele Grüße

Benutzer_2664

Also in der GaStellV steht ganz eindeutig nach welchen Kriterien Garagen in Klein-, Mittel- und Großgaragen eingeteilt werden. Da steht was von Einstellplätzen und Verkehrsflächen, aber garantiert nichts von Nebenräumen oder Umkleiden ...

Nach Ihrer Aussage hat die Garage weniger als 100 m², es handelt sich damit definitiv um eine Kleingarage und die ist auch nicht prüfpflichtig, das wäre mir neu. Wenn es übrigens keine direkte Fluchtmöglichkeit aus den Nebenräumen gibt und der einzige Fluchtweg über die Fahrzeughalle führt, dann frage ich mich eh nach der Einhaltung der UVV. Die Feuerwehrleute müssen ernsthaft beim Einsatz über die Fahrzeughalle in die Umkleide und dann wieder zurück zu den Fahrzeugen? Es handelt sich hier um einen Neubau!? So begrenzt kann doch das Budget gar nicht sein, dass man nicht eine Türe zu den Umkleiden und ggf. ein paar Stufen bezahlen kann ...

Da frägt man sich nach der Wertschätzung der Gemeinde gegenüber ihrer Feuerwehr als Pflichtaufgabe der Gemeinde ...

Gruß PF

Benutzer_2239

Durchaus üblich ist es bei sehr kleinen Feuerwehren, dass es lediglich eine Reihe von Spinden an einer Wand der Fahrzeughalle gibt.

Der Gedanke war, dass anstatt dieser "Spindwand" zwei Türen von der Halle in die dahinterliegenden Umkleiden/Sanitärräume führen, getrennt nach M/W,

so dass man sich nicht in der Halle, sondern in den nebenliegenden Räumen umziehen kann. Wie Feuerteufel anmerkt, wird es in Betracht gezogen, Feuerwehrhäuser eigene Vorschriften zu erlassen. Sicherlich sinnvoll, da die reine Betrachtung als Garage durch die weiteren Räume grenzwertig ist.

Allerdings sieht die GaStellV durchaus auch andere Räume vor -> §8 (2).

Wenn ich Sie richtig verstehen würden sie die Fahrzeughalle separat als Garage sehen. Die Umkleiden und Sanitärräume an sich stellen dann ein Gebäude der GK 1 nach BayBO dar (mit integrierter Kleingarage). Dieser Bereich muss dann aber eigenständig funktionieren und muss separat und unabhängig von der Fahrzeughalle erschlossen sein, damit es Zitat Feuerteufel "eigenständig genutzt werden kann".

Bzgl. UVV sollte es eigentlich keine Probleme geben. Man erreicht die Umkleiden, ohne den Fahrtweg des Fahrzeuges und dessen Sicherheitsabstände nach GUV zu kreuzen.

Dennoch werde ich nun prüfen, inwieweit es möglich ist, im Bereich der Sozialräume einen Flur mit eigenständigen Zugang mit vorzusehen.

Gruß