zwei Verkaufsstätten oder eine?

Benutzer_465

Hallo allerseits -

interessante Fragestellung bei Umbau einer Bestands-Verkaufsstätte:

eine ebenerdige Verkaufsstätte (ca. so 2.600 m²) soll ca. mittig geteilt werden mittels Trennwand.

Dann habe ich doch, wenn ich mich nicht irre, künftig zwei Verkaufsstätten, je ca. 1.300 m², also zwei ungeregelte Sonderbauten (Verkaufsräume+Ladenstraßen jeweils >800 m²) , VerkBauR (Bayern) gilt nicht... ?

(denn eine Verkaufsstätte ist z.B. ein Gebäudeteil, mit seinen unmittelbar oder mittelbar verbundenen Räumen. Durch die Trennwand habe ich zwei komplett getrennte Bereiche...)

Und noch eine interessante Frage hintendran: das Gebäude hat Nagelplattenbinder. Eigentlich müßte die Trennwand ja (Gkl.3) bis unter die Dachhaut gehen. Das soll (aus bautechnischen Gründen) so nicht erfolgen. Würde die Lösung analog einem Dachgeschoss gehen, die Trennwand bis zur Unterdecke zu führen, und beidseitig der Trennwand jeweils vollflächig eine Unterdecke F30 (Feuerwiderstand von unten) zu haben?

Danke für Meinungen!

Michael Koeppen

clammer

Hallo Herr Koeppen,

das sehe ich nicht so wie Sie.

Aus meiner Sicht ist das ein Gebäude mit einer Verkaufsstätte und zwei (oder mehr) Verkaufsräumen.

Bei GK3 und 2.600 m² kommen Sie mit einer F30-Trennwand nicht weit; hier muss dann m. E. schon eine Brandwand her.

Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn, die VkV mit diesem "Kunstgriff" zu umgehen, ermöglicht die VkV - gerade für großflächige Verkaufsstätten -Abweichungen und Erleichterungen.

Gruß

C. Lammer

Ach ja, bei der bestehenden Verkaufsstätte müsste das Dachtragwerk eigentlich schon F30 sein - ob das mit den Nagelplattenbindern erfüllt ist?

Benutzer_822

Nehmen Sie den Gbäudebegriff von § 2 und prüfen Sie: haben Sie 2 eigenständige Eingänge ? zwei Verkaufsräume, die nichts miteindender zu tun haben ? zwei Lager ? Dann haben Sie z w e i unabhängige Gebäude. Stehen diese auf dem gleichen Grunstück genügt eine F 30 Trennwand - sie ist bis unmittelbar an die dachhaut zu führen. Stehen die beiden Gebäude auf 2 Grundstücken gibt es eine trennende Grenze, von der die beiden Gebäude nicht 2,50 m Abstand einhalten, daher zwei Brandwände erforderlich. Wieder bis unmittelbar unter die Dachhaut weil GK 3. So sieht man die verschiedenen Varianten - immer streng nach Definition des Gesetzes. mfg Schächer

Benutzer_2664

Hallo zusammen,

ich gebe grundsätzlich Franz Schächer recht. Es ist genau zu prüfen, ob es sich um unabhängige Gebäude handelt. Allerdings sehe ich das mit der Trennung auf einem Grundstück etwas anders. Ich weiß, dass es anders lautende Kommentare dazu gibt, aber ich sehe bei zwei Gebäuden die getrennt betrachtet werden die Notwendigkeit einer Brandwand auch auf dem selben Grundstück. Gebäude können meines Erachtens nur durch eine BW oder Abstand real geteilt werden um eigene Gebäude mit ggf. eigenen Gebäudeklassen zu begründen. Entgegen anders lautender Kommentare vertrete ich auch weiterhin die Auffassung, dass Trennwände keine eigenständigen Gebäude gegeneinander abgrenzen können, egal ob Grenze oder nicht.

Begründung:

Vergleichen Sie doch bitte mal den genauen Wortlaut der Absätze 1 der Art. 27 und 28 BayBO. Daraus geht m.E. ganz klar hervor, dass Nutzungseinheiten durch Trennwände und Gebäude durch Brandwände begrenzt werden. Ausserdem steht bei den Trennwänden "innerhalb von Geschossen". Auch das ist für mich ein ganz klares Indiz dafür, dass Trennwände keine Gebäude trennen können.

Zurück zum Beitrag:

Zwei Verkaufsstätten sind aus meiner Sicht nur durch eine Brandwand zu realisieren, ansonsten ist die VkV auf das gesamte Gebäude anzuwenden, was eher Vor- als Nachteile bringt.

Gruß PF

Benutzer_2664

Noch eine Anmerkung zur Anwendung der VkV:

Vergleichen Sie doch mal die §§ 1 (Anwendungsbereich) der VkV und der VStättV. Während nämlich die VStättV die Anwendung davon abhängig macht, wie groß die einzelnen Versammlungsräume sind und ob sie gemeinsame Rettungswege haben, bezieht sich die VkV ganz klar und abschließend auf die Gesamtfläche.

Benutzer_465

Hallo -

interessant, dass hier auf das "Gebäude" abgestellt wird.

in der VerkBauR von Sachsen (und auch von Bayern) kann auch ein "Gebäudeteil" eine Verkaufsstätte sein, und von Brandwandtrennung steht da nichts.

Nun, ich habe künftig zwei Gebäudeteile, die jeweils logistisch völlig eigenständig sind, also ja 2 Verkaufsstätten...

Jede der beiden Verkaufsstätten ist dann m.E. eine Nutzungseinheit und nach Bauordnung zu trennen....

Michael Koeppen

Benutzer_465

P.S.:

oh, natürlich, dann Brandabschnitt max. 1600 m² und Brandwand...bzw. Brandwandersatzwand Gebäudeklasse 3....

Benutzer_2664

Hallo nochmal,

ich habe das Gefühl Sie mischen da ein wenig herum. Sie sollten sich zumindest mal entscheiden, nach was Sie bauen wollen. Wenn Sie der Meinung sind, dass es sich um zwei ungeregelte Sonderbauten handelt, dann legen Sie auch bitte die VkV zur Seite und lesen ausschließlich in der Bauordnung weiter. Und wenn Sie sich entschließen sollten nach VkV zu bauen, dann brauchen Sie zumindest eine feuerbeständige Trennwand. Wenn Sie in Zukunft 2 Nutzer haben, dann sollten Sie auch das haftungsrechtliche Risiko (also Ihr eigenes) nicht vergessen, denn ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, wenn ein Brand nach einer halben Stunde die Trennwand überläuft und Sie sich dann vor dem Nachbarn bzw. dessen Rechtsvertretung rechtfertigen müssen.

Gruß PF

brandsicher

Hallo Herr Frei,

da müsste eine Markthalle aber viele Brandwände haben.

mf.G.

U. Drechsler

clammer

Hallo Herr Koeppen,

ich bleibe bei meiner ersten Aussage.

Will aber noch hinzufügen, dass "Gebäudeteil" m. E. so zu verstehen ist, dass nicht das ganze Gebäude unter die VkV fällt, wenn nur ein Teil als solche genutzt wird. So ähnlich ist es ja auch bei der VStättVO, wo auch "nur" auf die Versammlungsräume und nicht ggf. auf den restlichen, anders genutzten Teil abgestellt wird.

Ich habe noch immer nicht begriffen, wo der "Vorteil" liegt, das Gebäude nach der BauO zu beurteilen; mit der VkV sparen Sie sich das ganze Thema Trenn-, Brandwand etc. ...

Gruß

C. Lammer