F30 Unterdecke - Dachtragwerk - brandschutzfachplaner.de

F30 Unterdecke - Dachtragwerk

NickHribal

Hallo Forum,

zur Zeit geht die Frage um, ob und wenn ja wieviel, elektrische Leitungsanlagen innerhalb einer F30 Unterdecke verlegt werden dürfen.

Der Sachverhalt ist der, dass in BrB das Dachtragwerk F30 sein muss und dieses Schutzziel soll durch eine F30 Unterdecke realisiert werden. Das Dachtragwerk wird in Holz ausgeführt. Der Elektromonteur möchte nun für diverse Beleuchtungen, Rauchwarnmelder und Steckdosen Kabel über dieser Unterdecke verlegen.

Die Kabel dienen an sich nur der Versorgung des Raumes dh. sie kommen aus Wandschlitzen und sollen erst über der UD in den Hohlraum münden und an der erforderlichen Stelle wieder durch die UD geführt werden.

Ist das einfach so zulässig oder sind die Kabel dann in einem I30 Kanal zu führen. Die Einhaltung der LAR im Durchführungsbereich durch die Decke ist klar.....

Argumentationen für und wider meinerseit möchte ich erstmal außen vor lassen.

Wie würden die werten Fachkollegen die Situation beurteilen.

Vielen Dank wie immer vorab

Mit Besten Grüßen

N. Hribal

clammer

Also mit einer F30-Unterdecke wird doch kein Dachtragwerk F30??

Oder habe ich da was missverstanden?

Gruß

C. Lammer

brandsicher

Sehr geehrter Herr Lammer,

da haben Sie Recht. Aber es ist weit verbreitet (Z. B. beim Dachausbau die Wohnungen im Dachgeschoss fh von innen nach außen zu bekleiden). Wenn das Schutzziel lautet: ?Das Dachtragwerk muss einem Normbrand 30 Minuten standhalten? ist eine F30 Unterdecke doch sicherer. Hier hält nicht nur das Dachtragwerk sondern das ganze Dach einem Normbrand im Gebäude 30 Minuten stand (falls der Brand nicht über die Fassade ins Dach gelangt). Das sollte doch bei fachgerechter Ausführung eine Abweichung wert sein.

m.f.G.

U. Drechsler

clammer

Auch wenn ich heute etwas formell, rechthaberisch bin:

Da eine F30-Unterdecke kein Dachtragwerk in F30 ersetzt, wäre die Frage somit auch überflüssig, da diese Lösung nicht mit der BbgBO konform ist.

Soll, wie von Herrn Drechsler beschrieben, eine Abweichung beantragt werden, muss doch derjenige, der die Abweichung beantragt und begründen(!) muss, festlegen, wie die Ausführung sein soll, dsamit das Schutzziel erreicht wird.

"Wir" wissen ja nicht einmal, welche Ausführung der Decke den vorgesehen ist ... - und das ist wichtig, weil es hier erhebliche Unterschiede gibt (es reicht auch nicht die LAR!).

Da hilft vielleicht der Blick in die Zulassung bzw. in die Herstellerinformationen oder der Fachberater des Herstellers weiter.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_735

unabhängig von der grundsätzlichen Zulässigkeit (s.o.) und Wirksamkeit der vorgesehenen Konstruktion ist es absolut widersinnig eine brennbare Konstruktion (= Brandlast) einerseits abzukoffern und dann andererseits INNERHALB/oberhalb dieser Abkofferung (= AHD) Zündquellen in Form von Elt.-Installationen vorzusehen...

Stefan Blümel

brandsicher

@ Blümel,

da die Brandsicherheit auch eine statistische Größe ist, wäre es interessant zu wissen, wie hoch ist der Anteil der Brände, die von der Elektrischen Leitung ausgehen, ist. Hier besteht meines Wissens, abgesehen von Überlastung und zu geringen Biegeradien keine Zündgefahr. Brände elektrischer Anlagen werden doch in der Regel durch Lichtbögen in Schalt- und Verteileranlagen ausgelöst.

Ist im Forum auch jemand der Ansicht, dass durchgehende Leitungen nicht als Zündquellen zu betrachten sind?

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_735

Hallo Herr Drechsler,

zum einen glaube ich (auch) an das Schlechte im Menschen/Elektriker (ich war lange genug auch für Objektüberwachung zuständig),, zum anderen teilen auch die ARGEBau meine Auffassung.

Siehe z.B. MVStättV § 5 (6) Satz 2. Die dort beschriebenen Maßnahmen sind nur wirksam, wenn das Schutzziel nicht die reine Brandweiterleitung (die erfolgt nämlich auch über die brennbare Wand-/Deckenverkleidung), sondern insbesondere die Kapselung zwischen Zündquelle (= Elt.-Installation) und Brandlast (= Verkleidung) ist.

Stefan Blümel

brandsicher

Hallo Herr Blümel,

an der MVStättV möchte ich hier nicht zweifeln, aber ist das so einfach übertragbar? In der Verkaufsstätte geht es doch darum, ob die Brandlast im Dachraum (in geringem Maße) erhöht werden darf, ob die durchgehende Leitung Zündpotential hat und ob man die „Heimwerker daran hindern kann, schnell noch einen Verteiler einzubauen.

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_735

Hallo Herr Drechsler,

weil Sie Verkaufsstätten ansprechen...

bearbeite gerade einen Fachmarkt, in dessen Zwischendecke (F30-OWA-Decke) in den letzten 15 Jahren ein Wildwuchs an Kabeln (von der SiBe, dem Bewegungsmelder, WLAN-/DECT-Spot, Einbauleuchten und -Lautsprechern bis zur Videokamera, jeweils inkl. asiatischem Billignetzteil und fliegender Verdrahtung etc.) alles mögliche (und unmögliche) nachträglich "hingewachsen" ist.

Wenn man das vor sich sieht, glaubt man an die "Zündquelleneigenschaft" dieser Installationen...

Aber auch andernorts tummeln sich oberhalb nichtreversibler GK-Decken Vorschaltgeräte für LED- oder andere Niedervolt-Leuchten, Router bzw. Repeater für DECT, WLAN etc.

Dazu kommen "Lüsterklemmen" jeder Art und jeden Alters im 230-V-Netz, NYM-Kabel, deren äussere Isolation schon weiße Spuren von unsachgemäßen Quetschungen aufweist, etc.

Ich glaube nicht (mehr) an das Gute im Menschen/Elektriker.

Stefan Blümel

brandsicher

Hallo Herr Blümel,

genau diese Erfahrungen sind es, die uns weiter bringen. Da mag die Theorie noch so schön sein.

m.f.G.

U. Drechsler