Notstromversorgung für MRA in einer Großgarage

Benutzer_2867

Guten Morgen,

meine Frage bezieht sich auf eine maschinelle Rauchabzugsanlage in einer Tiefgarage. Wie ich die GaStellV lese, sind 2 unabhängige Stromkreise (End- und Hilfsstromkreis) voneinander zu erstellen, die den Funktionserhalt sicherstellen soll. Eine Notstromversorgung (Dieselaggregat oder Batterien) wird für die Anlage nicht gefordert. Die EltBauV sagt dazu auch nichts aus. Ich frage mich nun, ob die Stromkreise alleine die Entrauchung im Brandfall sichergestellen? Was ist bei Netzausfall? Läuft die Anlage trotzdem weiter?

Gruß

Wago

WernerMueller

Hallo Wago,

1) Zu unterscheiden: § 14 (5) GaStellV hat zunächst mal nichts mit dem machinellen Rauchabzug zu tun. Hier geht es (nur) um die Lüftungsanlage für den "Normalbetrieb" und nicht um "Funktionserhalt" im brandschutztechnischen Sinne. Ziel ist die Verhinderung eines Ausfalles der Gesamtanlage bei EINEM elektrischen Fehler.

2) In § 15 (2) Nr. 2 GaStellV geht es um MRA. Hier bestehen lediglich Forderungen bezüglich des Funktionserhaltes der MRA (also letztendlich bezogen auf die Brandeinwirkung innerhalb der Garage bzw. des Bauwerkes). Eine Sicherheitsstromversorgung ist nicht gefordert.

Hier gilt aus meiner Sicht ganz ketzerisch (wie auch in verschiedenen anderen Bereichen/Gebäuden/Sonderbauten): Bei Netzausfall ist die Garage ohnehin nicht mehr zu betreiben; insofern können auch die sicherheitstechnischen Anlagen (mit Ausnahme der Sicherheitsbeleuchtung) ausfallen. Dies gilt z.B. nicht dort, wo ein Weiterbetrieb zwingend erforderlich oder gewünscht ist (z.B. Krankenhaus).

Gruß

Werner Müller

Benutzer_2867

Danke Herr Müller,

den Unterscheid zwischen § 14 und 15 der GaStellV glaube ich jetzt wenigstens verstanden zu haben. Ich stecke jetzt nicht so tief in der Materie drin. Deswegen hätte ich noch ein paar (allgemeine) Verständnisfragen. Kann der Funktionserhalt die Sicherheitsstromversorgung ersetzen? Sind wirksame Löscharbeiten mit den beschriebenen Maßnahmen für den maschinellen RA nach GaStellV möglich?

Gruß

Wago

WernerMueller

Hallo Wago,

1) Ein Funktionserhalt kann keine Sicherheitsstromversorgung ersetzen. Im Gegenteil: Wenn eine Sicherheitsstromversorgung erforderlich ist (die primär einen "äußeren" Netzausfall kompensieren soll), dann sollen die Anlagen ja auch bei einem "inneren" Brandereignis funktionsfähig bleiben - daher ist dann auch Funktionserhalt erforderlich. Regelungen hierzu (jedoch eher kryptisch): Ziffer 5 MLAR.

2) Ob wirksame Löscharbeiten möglich sind: Keine Ahnung, aber warum sollte man diese Frage so explizit beantworten?

Hinsichtlich Deiner beschriebenen Lösung: Es hört sich ganz danach an, dass Du die "normale" Lüftungsanlage auch zur Entrauchung heranziehst. Dann musst Du für diese Anlage § 14 UND § 15 GaStellV berücksichtigen. D.h. also: Zwei Ventilatoren/elektrische Trennung/6 bzw. 12 m3/h m2 UND 300 °C/Funtionserhalt/10facher Luftwechsel.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_2867

Hallo Werner Müller,

dein Punkt 1 ist für mich sehr hilfreich. Bei Punkt 2 verbinde ich die wirksamen Löscharbeiten mit dem Schutzziel aus der BayBO. Vielleicht ist hier die Frage, was gerettet werden soll? Es gibt nur 1 Brandabschnitt und 2 Rauchabschnitte, die durch eine F30-Wand getrennt wird. Läßt die Feuerwehr es brennen und setzt sich nicht der Gefahr für Leib und Leben aus?

Konkret geht es um eine bestehende Tiefgarage aus den 1970er- Jahren. Es soll im 2.UG der Rückbau von der Sprinkleranlage erfolgen. Die normale Lüftungsanlage wird dann zur Heißgasentrauchung herangezogen. Es wird eine automatische BMA neu eingebaut.

Für den zu erstellenden BSN stellt sich für mich die Frage welche sicherheitstechnischen Anlagen (BMA, SiBe, MRA, CO-Warnanlage) eine Notstromversorgung erhalten muß/ sollte. Im Bestand gibts eine Batterie für die SiBe. Die heutige GaStellV sieht für die CO-Warnanlage eine Ersatzstromquelle vor. Die Notwendigkeit erschließt sich mir nicht ganz für die einzelnen Einrichtungen. Sorry falls meine Fragen plump sind.

Ein anderes Problem ist noch, das im 1.UG bisher wahrscheinlich bereits (unzulässigerweise?) eine Heißgasentrauchung stattfand. Die Frage ist, ob dies nach der damals gültigen Garagenverordnung GaV vom 12. Oktober 1973 rechtens war. Wer kann mir sagen, wie ich an diese alte Vorschrift komme.

Gruß

Hans Wagner

WernerMueller

Hallo Wago,

1) Rückbau der Sprinkleranlage:

Wer macht denn sowas? Und warum? Führt jedoch letztendlich zu einer Neubewertung mit erheblichen Auswirkungen auf die Lüftunganlage. Soll heißen: Macht nur Sinn, wenn die Lüftungsanlage ohnehin raus muss.

2) Löscharbeiten:

Ähh, Du hälst die GaStellV ein? Warum sollten die Löscharbeiten dann nicht möglich sein?

3) Sicherheitsstromversorgung:

BMA hat sowieso Batterie

SiBe ja (was sollte denn sonst eine SiBe sein?)

MRA nein, ist nirgendwo gefordert, Gegenargumente siehe oben

CO hat sowieso Batterie und hat im übrigen mit Brandschutz rein gar nichts zu tun...

4) GaV 1973:

Fundstelle GVBl. 23/1973, Seite 585-592. Bestellbar z.B. bei Makrolog (http://www3.recht.makrolog.de/bgblplus/2011/home.nsf/Kaufen?openform&normid=by_gvbl_1973S585B592aX0590_H23®ion=land)

5) Rauchableitung:

Ich weiß zwar nicht genau, was Du mit "unzulässiger Heißgasentrauchung" meinst (ich denke mal Entrauchung über Lüftungsanlage ohne entsprechende Temperaturbeständigkeit), aber:

In der GaV 1973 gab es bezüglich der Rauchableitung/Entrauchung (noch) keine Anforderungen. Die kamen erst 1994 und entsprechen exakt noch § 15 (2) und (3) GaStellV 2008. Insofern kann man da nicht wirklich von unzulässig sprechen.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_2867

Hallo Werner Müller,

vielen Dank nochmal für deine informativen Beiträge.

Die Beweggründe des Bauherrn sowie Zustand und Geschichte der Sprinkleranlage kenne ich nun auch nicht. Vielleicht nerven den Bauherrn einfach nur die 12,5-Jahres Überprüfungen, Inspektionen oder die Instalthaltungsarbeiten für die Sprinkleranlage. Es handelt sich auch erstmal nur um eine Variante.

Unter Heißgasentrauchung und Kaltentrauchung verstehe ich den Zustand mit oder ohne Sprinkleranlage.

Gruß

Wago

Benutzer_735

in der GaV von 1973 war in § 16 (3) für Großgaragengeschoße unterhalb des 1. Kellergeschoßes erst mal ohne wenn und aber eine Sprinkleranlage gefordert.

Mit welcher Argumentation soll die nun entfallen?

Handelt es sich um ein reines Garagengebäude?

Selbst dann: Neubetrachtung (gesamt!) erforderlich...

Vor- und Nachteile abwägen und erst dann entscheiden.

Die Thematik kommt häufiger auf den Tisch, ist aber in jedem Einzelfall individuell zu bewerten.

Ja - ich bekenne - ich mache auch so was ;-)

Aber mir wären die bisherigen Angaben noch zu bruchstückhaft für eine seriöse Bewertung.

Stefan Blümel

Benutzer_2867

Hallo Herr Blümel,

die Sprinkleranlage wurde aufgrund der damals geltenden Vorschrift unterhalb des 1. Kellergeschosses eingebaut. Nach Sichten der Genehmigungsunterlagen und dem weiteren Schriftverkehr über die Jahre hinweg ist die Anlage dem Betreiber immer schon ein Dorn im Auge gewesen.

Wie gesagt, das warum kenne ich bisher noch nicht. Da werde ich nochmal nachfragen. Aber sollten die Beweggründe noch so abwegig sein, so liegt die Entscheidung immer noch beim Bauherrn wie er sein Geld verbrennt. Wir können ihm da nur mögliche genehmigungsfähige Wege, beginnend mit der einfachen Modernisierung, aufzeigen.

Es handelt sich um ein reines Garagengebäude mit einem hohen Zu- und Abgangsverkehr. Es wurde dann später durch ein Gebäude teilweise überbaut.

Gruß

Wago

Benutzer_735

Kann man ein Gebäude mit einem anderen überbauen?

Oder ist´s dann ein Gebäude?

Wichtig, wenn man darüber nachdenkt, ob´s noch ein Gebäude ist, das ausschließlich der Garagennutzung dient...

Stefan Blümel

Benutzer_366

Bei der Entrauchung in der TG handelt es sich um eine Rauchableitung. Sie soll den Löschangriff der Feuerwehr unterstützen und nach Beendigung der Löschmaßnahmen zum Abrauchen dienen. Dieshalb ist auch kein Notstrom zu verlangen. Die Entfluchtung der TG wird durch die BMA und das bauliche Konzept bezüglich der Flucht- und Rettungswege sichergestellt. Die Entrauchung in der TG muss deshalb nicht unbedingt über Rauchmelder automatisch ausgelöst werden. I.d.R. genügt die manuelle Schaltung, bspw. über das Tableau in der BMZ. Wie der Betrieb der Entrauchung aussehen soll, sollte aber in jedem Falle mit der zuständigen Feuerwehr abgeklärt werden.

Freundl. Grüße

R.Mermi

Benutzer_2867

Hallo Herr Blümel:

bei der Überbauung (etwa hälftig) handelt sich um eine Schulturnhalle. Es gibt keine direkte Verbindung zu der Tiefgarage. Es gibt 2 Genehmigungen. Der Brandschutznachweis für die Turnhalle ist angefordert. Die Tiefgarage ist wie gesagt öffentlich, kann deshalb auch von den Nutzern der Turnhalle mitgenutzt werden.

Hallo Herr Mermi:

Danke; einen manuellen Schalter für den maschinellen Rauchabzug habe ich an der Anlaufstelle für die Feuerwehr, am Ende der Zufahrtsrampe vorgesehen. Dort gibt es bereits Feuerwehranzeigetableau, -bedienfeld, -laufkarten. Die BMZ im F30-Brandschutzgehäuse habe ich an dieser Stelle ebenfalls vorgesehen.

Was die Lüftungsanlage/ Entrauchung angeht, habe ich es jetzt so verstanden, dass eine Energiequelle ausreicht und 2 eigenständige Stromkreise (End- und Hilfsstromkreis) notwendig sind.

Gruß

Wago

clammer

Ggf. ist es sinnvoll, für die Stromversorgung der "Entrauchung" die sogenannte "Sprinklerschaltung" zu nutzen; siehe hierzu auch folgenden Beitrag:

http://www.brandschutzfachplaner.de/index.php?inhalt=Forum.php&art=antwort&uid=c4cf7ad32028e9ac0e74d6696959&frageID=5436&li=1&sub=BS&as=0

Gruß

C. Lammer