Einordnung Gebäudeklasse

Benutzer_1525

Hallo Kollegen,

ich habe folgendes Problem mit der Zuordnung der Gebäudeklasse:

ist ein sonst freistehendes Einfamilienhaus (

Die Tiefgarage "gehört" eigentlich zu einem anderen Gebäude (Gbkl.3) und ist teilweise von diesem überbaut.

Oder rutscht das Einfamilienhaus durch die bauliche Verbindung über die Tiefgarage gar mit in die Gebäudeklasse 3? Alle Gebäudeteile liegen auf demselben Grundstück und haben zunächst denselben Eigentümer (Bauträger).

Josef Grath

Benutzer_822

in Hessen ist es GK 1, wenn es oberirdisch Abstand größer 2,50 m zur Grenze bzw. 5 m zum nächsten Haus hat. Hat die TG mehr als 1000 m? ist es zugleich Sonderbau. mfg Schächer

vonhof

Hallo Herr Grath,

wenn das EFH auf der Garage steht, teilt es die Gebäudeklasse mit dem anderen Gebäude.

Wenn beide aneinandergebaut sind, eine Brandwand (oder vergleichbare Wand) vorhanden ist und ansonsten das EFH oberirdisch die Abstandsflächen einhält, ist das EFH GK 1, ansonsten GK 2.

Siehe Nr. 2.3.1.1.1 Vollzugshinweise 2008.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_465

Meiner Ansicht nach löst die Tiegarage keine höhere Gebäudeklasse aus.

Dies geht auch nicht aus 2.3.1.1.1 hervor. Das Gebäude ist ja nicht mit der Tiefgarage aneinandergebaut. Es ist also m.E. freistehend und Gkl.1

Michael Koeppen

Benutzer_1525

Hallo,

zuerst mal Danke für die schnellen Antworten.

So ganz zufrieden bin ich aber noch nicht:

Laut den von genannten Vollzugshinweisen ist ein Gebäude freistehend, wenn es 1. die erforderlichen Abstandsflächen einhält und 2. nicht angebaut ist (Ausnahme ist wohl nur der genannte Anbau von verfahrensfreie Kleingaragen und Nebengebäuden).

Punkt 1 ist eingehalten, Punkt 2 aber zunächst nicht, da ich an eine unterirdische Mittelgarage anbaue. Demnach ist das EFH erst mal kein freistehendes Gebäude.

@ Herr Vonhof: M.E. kann die Brandwand in dem Fall nicht zur Trennung der Gebäudeklassen eingesetzt werden. Bei der Trennung von Industriebau vom zugehörigen Verwaltungsteil ganz selbstverständlich (weil das Kriterium freistehend bei Gbkl. 3-5 keine Rolle spielt), aber bei einem normalen Reihenhaus oder Doppelhaus ersetzt die Brandwand ja auch nicht das Kriterium "freistehend". Die BW führt lediglich dazu, dass ich beide Gebäudeteile getrennt betrachten und auch getrennt eine Gebäudeklasse zuordnen kann.

Als Ergebnis würde das wieder bedeuten, dass das EFH ...

... die Gebäudeklasse 2 hat, wenn es durch eine BW getrennt ist und damit selbständig betrachtet werden kann. Es ist aber immer nach an die TG angebaut.

... die Gebäudeklasse 3 hat, wenn es nicht durch eine BW getrennt ist und damit in einem Brandabschnitt mit dem gesamten Gebäudekomplex (MFH, Mittelgararge, EFH) liegt. Die Gesamtlänge ist übrigens

Oder stellt die TG immer einen eigenen Brandabschnitt dar, der anstelle einer Brandwand die zwei Gebäude trennt?

Das Gebäude liegt übrigens in Bayern.

Da sind damit scheinbar sogar die Gebäudeklassen anders als in Hessen?

Gruß,

Josef Grath

Benutzer_465

Meiner Meinung nach haben die Formulierer der Musterbauordnung bei einem freistehenden Haus daran gedacht, daß es eben auf dem Grundstück frei steht, und nicht an ein anderes Gebäude oder baul. Anlage angebaut ist.

Jetzt kommen wir hier mit diesem Spezialfall der unterirdischen baulichen Anlage, und versuchen, die Bauordnung für diesen Fall auszulegen.

Dabei ist die unterirdische Anlage ja hier gar nicht brandschutzrelevant (sofern sie brandschutztechnisch auch an den Verbindungsstellen ausreichend abgetrennt ist) - denn die Brandbekämpfung und Menschenrettung findet ja oberirdisch statt, und auch die Gebäudeklasse leitet sich ja von der Höhe über dem Geländemittel ab, weil dem Ganzen die Leiterlängen zugrunde liegen und die bessere oder schlechtere Brandbekämpfung je nach Höhe und Nutzungseinheitsgröße....)

Formalismen...

vonhof

Eine TG stellt nicht unbedingt einen eigenen Brandabschnitt dar. Fakt ist lediglich, dass angebaute Garagen immer eigene Gebäude sind, und dann als eigene Gebäude eine Gebäudeabschlusswand (oder was eben sonst so als Erleichterungen möglich ist, siehe unten) brauchen.

Und wenn man sich auf die BayBO zurückzieht, steht dort

Gebäudeklasse 1:

a) freistehende Gebäude [...],

und die Eigenschaft freistehend ist dabei zunächst nur an die Abstandsflächen gekoppelt, und die gelten wiederum nur oberirdisch. Wenn etwa der Keller bis zur Grundstücksgrenze auskragt, und oben die Abstandsflächen eingehalten werden, ist die Gebäudeklasse davon m. E. nicht betroffen.

Man kann das Ganze aber sicherlich auch so sehen, wie Sie es schreiben. Die Frage ist ja auch, ob sich irgendetwas Negatives ergibt, wenn man GK 2 macht, und die Antwort nicht eher akademischer Natur ist.

Das EFH ist aber sicherlich nicht GK 3, wenn zwischen diesem und der Garage eine Trennwand ist. Denn gemäß § 8 Abs. 1 S. 1 GaStellV reicht ja bereits eine feuerbeständigen Trennwand aus, um Garagen von anderen Gebäuden zu trennen. Und die Wand im Keller wird schon aus statischen Gründen von der Dicke her feuerbeständig sein müssen.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_1525

Ich gebe Ihnen allen damit recht, dass die Einornung in der tatsächlichen Ausführung keine nennenswerte Rolle spielt, es geht nur um den Formalismus. Und darum, dass in meinem Nachweis die richtige Gebäudeklasse drinsteht;-)

Und da stör mich inzwischen eigentlich nur noch daran, dass in den Vollzugshinweisen eben nur oberirdische Kleingaragen und Nebengebäude als Ausnahmen genannt sind, die das Kriterium "freistehend" nicht beeinträchtigen, nicht aber die unterirdische Mittelgarage.

Die ist genauso mittels einer 4cm Bauteilfuge von EFH getrennt wie zwei Doppelhaushälften, nur eben unterirdisch. Und unterirdische Gebäude sind auch Gebäude...

vonhof

Wobei die Vollzugshinweise ja nur Bezug nehmen auf die Abstandsflächen, wie sie in der BayBO als nicht zu berücksichtigen definiert sind. Aber das heißt ja nicht, dass das eine vollständige Abhandlung wäre. Und Vollzugshinweise sind eben auch nur Hinweise und keine abschließenden Handlungsanweisungen und schon gar nicht bindend.

Gruß

Alexander Vonhof

clammer

Kurzum ist das Gebäude eindeutig GK 1.

=> oberirdische NE < 400 m?

=> freistehend

Die unterirdischen Geschosse spielen bei der Einteilung der GK keine Rolle (siehe auch Begründungen zur MBO). Grund hierfür ist, dass es für diese eigene Regelungen sowohl hinsichtlich der Bauteilanforderungen als auch der Zugänglichkeit und der Rettungswege gibt.

Ausgenommen sind selbstständige unterirdische Gebäude, die sind dann immer GK 5.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_1525

OK, ich beuge mich der fachkundigen Übermacht ;-)

Vielen Dank für die Infos.

Gruß

Josef Grath