Wohnungstürentausch Bestandsschutz?

Benutzer_2974

Hallo Zusammen,

als Nachweisersteller Brandschutz für ein Bestandsgebäude mit 20 WE (Gebäudeklasse 4 in Bayern) mit einem Anbau eines Aufzuges und einer Erweiterung einer einzelneen Wohnung kam auf Angabe des verantworltichen Architekten der Hinweis, daß bei den restlichen nur energetisch zu sanierenden 19 WE die Wohnungstüren komplett erneuert werden.

Meines Erachtens ist für die neuen Türen keine Bestandschutzregelung mehr anwendbar und meine Forderung lautete gemäß BayBO Art33 (6) Abs.3 Türen vollwandig, dicht- und selbstschließend.

Seitens Bauherr und auch Architekt wird die Ausführung vollwandig und selbstschließend (unter Anderem auch aus Kostengründen) nicht gewünscht und es steht die Aussage eines Brandschutzfachplaners im Raum, daß hier die Bestandschutzregelung immer noch gilt und diese Anforderungen nicht zwingend notwendig sind. Eine Anfrage einem mir bekannten Fachplaners kommt zum gleichen Ergebnis wie ich, nämlich für Türen kein Bestandschutz mehr gegeben und somit aktuelles baurecht maßgebend.

Ungeachtet der Gründe von Bauherr und Architekt, welche in Bezug auf Gefahr für Leib und Leben nicht relevant sein sollten, bitte ich um Eure fachliche Meinung oder auch Hinweisen zu verwendbaren Kommentaren.

Benutzer_2713

Wurde das Gebäude vor oder nach 1994 genehmigt? Seit 1994 besteht die Anforderung vollwandig, dicht- und selbstschließend für die Treppenraumtüren.

Gruß

Sven Schäfer

Benutzer_2974

Bestandsgebäude ist aus dem Jahre 1972/73.

Benutzer_2664

Sie sagten, dass die Wohnungen energetisch saniert werden. Welchen Umfang hat diese Sanierung? Fenster austauschen? Fassade dämmen? In welchem Bereich liegen die Kosten?

Ich bin auch der Meinung, dass bei einem gewissen Umfang der Massnahme schon auch gewisse Dinge angepasst werden müssen.

Ganz wichtig finde ich die Frage, wo der Aufzug liegt!? Wird dieser Teil des Treppenraumes? Wenn dem so ist, dann würde ich den Eingriff als so umfangreich betrachten, dass er an die heutigen Anforderungen angepasst werden muss.

Die neue Wohnung liegt sicher im Dach, oder? Damit ist der Treppenraum zusätzlich erster Rettungsweg der neuen Wohnung.

Gruss PF

brandsicher

Da kann ich leider nur meinen Kommentar dazu geben:

Wenn die Türen durch höherwertige ersetzt werden (also nicht nur durch unverschlissene), kann ich mich nicht mehr auf den Bestand berufen. Wenn man was macht, sollte man es richtig machen. Und richtig ist sicher die gerade aktuelle Bauordnung.

m.f.G.

U. Drechsler

clammer

Zum Thema "Dachgeschossausbau" führt die Oberste bayerische Baubehörde u. a. aus:

"Beschränkt sich die ?wesentliche Änderung? einer baulichen Anlage auf den Ausbau oder die Umnutzung eines Dachgeschosses, ist davon auszugehen, dass zwischen den Teilen der Um- oder Ausbaumaßnahme und den von der Änderung nicht berührten Teilen (Treppenhaus) weder eine ?unmittelbare (bauliche) Verbindung? noch ein ?konstruktiver Zusammenhang? besteht. Ein Verlangen nach brandschutztechnischer Ertüchtigung des gesamten Treppenraums einschließlich der in den unteren Geschossen vorhandenen Wohnungseingangstüren lässt sich dann nicht auf Art. 54 Abs. 5 BayBO stützen, sondern setzt das Vorliegen einer ?erheblichen Gefahr? nach Art. 54 Abs. 4 BayBO voraus."

M. E. liegt hier die Betonung auf ?unmittelbare (bauliche) Verbindung? und ?konstruktiver Zusammenhang?. Für Ihre Bauvorhaben können Sie diese Fragen beanworten und kommem zum Ergebnis.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_2664

Also wenn der Fahrschacht des neuen Aufzuges Teil des Treppenraumes wird, dann liegt doch über alle Geschosse eine wesentliche Änderung vor, oder? Vor allem eine Änderung die allen an diesem Treppenraum angeschlossenen Wohnungen zuteil wird ...

Gruss PF

Benutzer_2974

Vielen Dank für die Antworten.

Muss gestehen, daß mir auch ein Fehler in der Beschreibung passiert ist.

Zur genauen Beurteilung:

Wir haben hier bestehend 4 Geschosse mit je 5 Wohnungen. Neben dem Treppenhaus wird zusätzlich ein Aufzug über alle Geschoße neu errichtet und führt mit einem Flur in das bisherige Treppenhaus.

Durch den Flur wird jeweils eine Wohnung pro Geschoß so reduziert, daß diese Wohnung in allen Geschoßen durch einen Anbau direkt neben dem neuen Aufzug maßgeblich vergrößert wird. Für Aufzug und vergrößerte Wohnung (somit 1 Wohnung a´ 4 Geschoße) wird auch aktuelle BayBo angewendet.

Bei den verbleibenden unveränderten 4 Wohnungen a´4 Geschoße also 16 Wohnungseingangstüren (nicht wie angegeben 19 WE) gibt es die genannte Problematik.

Zu Herrn Clammer: Meinerseits besteht keine Fordernis diese Türen zu wechseln. Nur seitens Bauherr und Architekt wird eine Erneuerung der Türen gewünscht. Und bei einem Erneuerung sehe ich die Notwendigkeit vollwandig, dicht und selbstschließend nach aktueller BayBo?

Für weitere Antworten hierzu wäre ich dankbar.

Grüße an Alle

K. Riegg

P.S. Sanierung ist ziemlich umfangreich ca. 1 Million mit Anbindung an Fernwärme, WDVS, Fenster, alte Balkone geschnitten dafür neue, KG und Flachdachdämmung neu.

brandsicher

Hier noch mal meine Kurzfassung:

Bleiben die Türen erhalten, haben sie Bestandsschutz, werden sie ausgetauscht, dann durch welche nach Bauordnung.

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_2550

Sehe ich genauso wie "Brandsicherh" oben!

Feuer-Hewi

hallo Scott,

lassen wir hier doch mal den Brandschutz außen vor (wir sind ja immer die Bösen, die alles teuer machen!)

Es besteht hier schon ein weiterer Anspruch an die Türen: Wohnungseingangstüren müssen Schallschutz haben (Schallschutz ist eine eingeführte techn. Baubestimmung, die auch eingehalten werden muss!)

Um den geforderten Schallschutz herzubringen, müssen die Türen mind. vollwandig und zusätzlich 4-seitig abgedichtet werden (da sind wir z.B. bei der Beherbergungsstääten Verordnung auch dabei und können mit diesen guten Türen einen Ersatz für gepr. Rauchschutztüren liefern).

Von den meisten Nutzern wird allerdings der Punkt "selbstschließend" abgelehnt. Aber im Sinne des Schutzziels muss das halt sein, denn die offene Tür kann nicht schützen!

Der neue Aufzug bringt mehr Lärm in den Treppenraum und so sollten Sie auch argumentieren! Weiteres Argument: Schallschutz bringt Klimaschutz (4-seitige Diechtung, statt unten Zugluft und den "Strickdackel" davor)

mfg

der Feuerteufel

firefly

Hallo Scott,

weiß Ihr Architekt eigentlich was er tut, wenn der dem Bauherrn beipflichtet und den Wunsch unterstützt, trotz Austausch der Wohnungstüren, keine aktuellen Vorgaben der BayBO umsetzen zu wollen?

Durch den aktiven Eingriff in den Bestand (hier: Türaustausch) verzichtet der Eigentümer/Bauherr auf seinen Bestandsschutz.

Der Architekt, als sachkundiger Berater des unkundigen Bauherrn, zieht hier die ganze Verantwortung auf sich, wenn er keine Türen einbauen lässt, die Anforderungen der Baybo erfüllen.

Weisen Sie Ihren Architekten ruhig mal darauf hin!

clammer

Hallo K. Riegg,

nach Ihrer letzten Beschreibung sehe ich bei diesem Vorhaben sehr wohl, dass ein Austausch der Wohnungseingangstüren notwendig ist.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_2664

Ich gebe firefly vollkommen recht, wenn der Architekt wieder besseres Wissen die falschen Türen einbaut bzw. einbauen lässt, dann trägt er die volle Verantwortung! Beim dem beschriebenen Umfang würde ich auch Herrn Lammer beipflichten, dass die Türen ohnehin keinen Bestandschutz mehr geniessen. Ein Anpassungsverlangen halte ich unbedingt für gerechtfertigt. Wenn man schon eine Million in die Hand nimmt und die Wohnungen hinterher sicher nicht billiger vermietet als vorher, dann hat der Mieter auch das recht eine entsprechend sanierte Wohnung zu mieten und dazu gehört nun mal auch die Sicherheit.

Gruss PF

Benutzer_2974

Hallo Miteinander,

durch Eure Unterstützung wurden meine Angaben dahingehend gestärkt, daß der Bauherr einem Tausch nach aktueller BayBO zustimmt.

Nochmals Danke an Alle