Sicherheitsstromversorgung / Funktionserhalt

Benutzer_2705

Gemäß LAR muss ich z. B. eine Sicherheitsbeleuchtung oder Feuerwehraufzüge mit einem Funktionserhalt ausstatten. Ziel soll damit sein, dass die Anlagen bei äußerer Brandeinwirkung funktionsfähig bleiben.

Da ein Brand auch in der Stromversorgung auftreten kann, würde ich jetzt eigentlich sagen, dass Anlagen mit Funktionserhalt auch mit einer Sicherheitsstromversorgung ausgestattet werden müssen. Ist dem so? Macht doch ohne eigentlich gar keinen Sinn, oder?

Im Umkehrschluss würde das z. B. heißen, dass alle Brandfallsteuerungen von Aufzügen mit einer entspr. Sicherheitsstromversorgung ausgestattet werden müssen, zumindest für die Evakuierungsfahrt ...

clammer

Hallo Frau Huber,

ich habe Ihre Frage nicht so recht verstanden.

Die LAR bezieht sich zunächst einmal nur auf die LEITUNGSANLAGEN.

Weitergehende Forderungen ergeben sich aus den (Sonder-)Bauverordnungen, aus dem der Baugenehmigung zugrunde liegenden Brandschutzkonzept sowie den Allgemein anerkannten Regeln der Technik.

Sie haben indirekt darauf hingewiesen; es gibt Fälle, in denen die Bauordnung den Funktionserhalt vorsieht, aber keine Sicherheitsstromversorgung notwendig ist.

Zu Bedenken ist auch, dass bei den häufig angewandten Umsetzen bei einem Brand in den Schalt-/Verteileranlagen auch die Sicherheitsstromversorgung wirkungslos ist.

Aber auch der Umkehrschluss gilt: Nicht überall wo eine Notstromversorgung gefordert ist, sieht die LAR auch den Funktionserhalt vor. Siehe hierzu zum Beispiel die alte KrankenhausbauVO NRW; da haben die medizinischen Einrichtungen zwar eine Notstromversorgung aber keinen Funktionserhalt. D.h. wenn dieser Aspekt bei der Planung nicht berücksichtigt wurde, nützt mir meine Verschiebung der Patienten in andere Brandabschnitte nichts, wenn ich sie dort nicht weiterversorgen kann.

Man sieht an diesem Beispiel auch, dass es oftmals mit dem reinen Umsetzen der BauO nicht getan ist.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_822

Grundsätzlich gilt: die reine "Nachbeterei" von Vorschriften führt regelmäßig in die Irre.

Ein Feuerwehraufzug muß lange Zeit nach Brandausbruch weiter betrieben werden. Dazu ist er mit einer gesicherten Stromversorgung zu versehen. Dies ist eine Notstromerzeugung mit gesicherter Verlegung bis zum Nutzer oder eine eigenständige Heranführung von draußen, daß der Strom nicht durch "Binnenprobleme" ausfällt. Ein Krankenhaus muß auch im Stromausfall w e i t e r betrieben werden, alo stets Notstromherstellung. Kann z.B. auch von einem Blockheizkraftwerk sein, das bei Netzausfall weiter betrieben wird (Verzicht auf Netzsteuerung).

Der Aufzug mit Brandsteuerungs Schlußfahrt braucht nicht unbedingt Notstrom, weil er direkt nach Brandausbruch e i n m a l herunterfahren udn dann stehen bleiben soll. Eine Technik, daß er mit "Batteriestrom" zumindest langsam bis in die nächste Ertage fahren udn dort die Türen öffnen kann, wäre wünschenswert ... Und so hat jedes Ding seine Notwendigkeiten. mfg Schächer

clammer

Hallo Herr Schächer,

Inhaltlich sind wir ja nicht auseinander.

Ich plädiere jedoch für klare Begriffe, weil sie in der Praxis oft verwechselt werden und falsche Annahmen getroffen werden. In der Vergangenheit musste ich häufiger feststellen, dass die Begriffe Notstromversorgung und Funktionserhalt "bunt" gemischt wurden, und mancher Behörden- und Feuerwehrvertreter über die Konsequenzen überrascht war (siehe mein obiges Beispiel).

Zu Ihrem Beispiel mit dem Aufzug erlaube ich mir den Hinweis, dass die meisten Seilaufzüge aufgrund ihres Gegengewichtes in der Regel selbsttätig nach oben fahren (können).

Gruß

C. Lammer

LaNie

Ich hatte die Leitungsanlagenrichtlinie bisher auch immer wie Frau Huber interpretiert, d.h. dass ein Funktionserhalt auch bei Stromausfall ggf. über eine Notstromversorgung gewährleistet sein muss, da ja LEITUNSANLAGEN im Sinne der LAR nicht nur "Leitungen" sind:

LAR 2.1: LEITUNGSANLAGEN sind Anlagen aus... aus elektrischen Leitungen sowie aus den zugehörigen Hausanschlusseinrichtungen, Messeinrichtungen, Steuer- Regel- und Sicherheitseinrichtungen, Netzgeräten, Verteilern...

LAR 5.1.1: LEITUNGSANLAGEN für bauordnungsrechtlich vorgeschriebene sicherheitstechnische Anlagen und Einrichtungen müssen so beschaffen oder durch Bauteile abgetrennt sein, dass die sicherheitstechnischen Anlagen und Einrichtungen im Brandfall ausreichend lang funktionsfähig bleiben (Funktionserhalt). Dieser Funktionserhalt muss bei möglicher Wechselwirkung mit anderen Anlagen, Einrichtungen oder deren Teilen gewährleistet bleiben.

Z.B. sind Fluchtwegkennzeichen (mit Sicherheitsbeleuchtung), Brandmeldezentralen und RWA-Zentralen mit einem entsprechenden Akku-Puffer ausgerüstet, sofern sie nicht an einer zentralen Sicherheitsstromversorgung angeschlossen sind.

clammer

Hallo Ninni,

wenn Sie in der LAR bis Punkt 5.1 weiterlesen steht da:

"Auf Grund des § 17 BauO NRW müssen die elektrischen Leitungsanlagen für bauordnungsrechtlich vorgeschriebene Sicherheitseinrichtungen so beschaffen oder durch Bauteile so abgetrennt sein, dass diese Sicherheitseinrichtungen bei äußerer Brandeinwirkung für eine ausreichende Zeitdauer funktionsfähig bleiben (Funktionserhalt)."

Hier ist nur von äußerer Brandeinwirkung die Rede; nicht vom Netzausfall etc.

Gerade bei den (Druck-/Spül)Lüftungsanlagen notwendiger Treppenräume in Gebäuden, die keine Hochhäuser sind, reicht zum Beispiel ggf. die "Sprinklerschaltung" aus.

Die Akkupufferung von BMA und RWA ergeben sich aus deren Zulassungen und Technischen Regeln; so wird eine BMA immer eine Akkupufferung haben; egal an welchen Stromnetz sie angeschlossen ist.

Gruß

C. Lammer