Hobbyräume - altes Thema frisch aufgewärmt

Benutzer_2664

Hallo Kollegen,

ich hatte neulich ein Streitgespräch mit einem Kollegen, der behauptete, dass Hobbyräume grundsätzlich nicht als Aufenthaltsräume gelten. Er berief sich wohl auf ein Schreiben der Obersten Baubehörde (Bayern).

Ich sehe das etwas anders. Grundsätzlich finde ich es eh nicht sachgerecht pauschal zu sagen, dass es sich generell nicht um AR handelt.

§ 2(5) MBO: Aufenthaltsräume sind Räume, die zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt oder GEEIGNET sind.

Das heisst aus meiner Sicht, auch Räume die GEEIGNET sind, also die Anforderungen an AR erfüllen, auch wenn sie nach den Planeinträgen gar nicht als solche vorgesehen sind, sind erst mal als AR zu behandeln. Geeignet sind sie dann, wenn sie die Anforderungen nach § 47 MBO erfüllen (Raumhöhe, Belüftung und Belichtung), wobei die Belichtung dabei kein zwingendes Kriterium darstellt (siehe §47(3) MBO).

Aus § 47(3) MBO ist weiterhin abzuleiten, dass "Sport-, Spiel-, Werk- und ähnliche Räume" als Aufenthaltsräume betrachtet werden. Und was ist ein Hobbyraum sonst, wenn nicht ein "Sport-, Spiel- oder Werkraum"?

Gruss Peter Frei

Benutzer_1795

Gegenfrage: Was ist ein Hobby und ist dies genehmigungspflichtig? Heisst, das, wenn sich mein Hobby von "Sammeln alter Kleiderhaken" zu "ich lerne Zitate aus meinen Lieblingsfilmen an meinem Riesen-Flachbildschirm" ändert, muss ich einen Bauantrag stellen?

In beiden Fällen gehe ich in dem Raum meinem Hobby nach. Im ersten Fall mit weniger Zeit, im zweiten Fall mit sehr viel Zeit.

Für mich ist ein Hobbyraum definitiv ein Aufenthaltsraum...

Benutzer_2858

Ich denke OLG München schlägt Oberste Bauaufsichtsbehörde.

http://www.stcoll.de/Service/Mandanteninfo/Baurecht-Hobbyraeume-sind-keine-Aufenthaltsraeume/index.html

In Dachgeschossen und Kellerbereichen werden derartige Räume sehr gern als Hobbyräume deklariert, da diese aus Bauordnungssicht nicht als Aufenthaltsraum zählen. Würde hier Aufenthaltsraum stehen, würde vielfach die Baugenehmigung verwehrt, da entweder die zulässigen Wohnflächenzahl etc. überschritten werden bzw insbesondere wegen den Raumhöhen keine Aufenthaltsräume möglich sind.

WernerMueller

Hallo Peter,

meine Lösung hier, die auch zur Rechtssicherheit des Bauträgers gegenüber dem Erwerber beiträgt (siehe auch zitiertes Urteil von Meyexx):

1) Hobbyräume sind keine Aufenthaltsräume. Punkt.

2) Ergibt sich jedoch aus der Planung erkennbar, dass eine Aufenthaltsnutzung möglich ist (z.B. zwar nicht nach BayBO ausreichende, aber doch gute Belichtung, Planung von Sanitärräumen (oder Vorhaltung entsprechender Installationen), etc., dann verpasse ich dem Raum ausreichende Rettungswege. Ebenfalls Punkt.

Dies ist im Rahmen der Planung durchaus steuerbar.

Hintergrund: Insbesondere Bauträger neigen dazu, den Hobbyraum als prima Eigenschaft mitzuverkaufen, verbriefen jedoch im Kaufvertrag explizit, das der Raum für eine Aufenthaltsnutzung nicht geeignet ist. Der gemeine Käufer nimmt dies zur Kenntnis; die Tragweite ist ihm jedoch ersichtlich.

Im Brandfall nutzt dieser Aussschluss leider nur dem Bauträger (er hat ja drauf hingewiesen), jedoch nicht z.B. der Oma, die hier einquartiert wurde.

Insofern mache oder fordere ich hier tatsächlich mehr, als öffentlich-rechtlich forderbar oder begründbar wäre, da in diesen Fällen eine "Fehlnutzung" vorhersehbar ist.

@ MarKe: Diese pauschale Sichtweise (Hobbyraum=AHR) ist gerichtlich ausreichend widerlegt. Hier hilft es auch gelegentlich, die "Brandschutzbrille" mal abzusetzen und sich zu vergegenwärtigen, was die "Ausweisung" der Hobbyräume als AHR sonst so auslösen könnte: Von der Mehrung der Wohnfläche über Mißachtung von B-Plänen bis ggf. zu Stellplätzen etc. Frag mal eine Bauaufsicht Deines Vertrauens.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_2664

@ MarKe: das ist ja auch meine Meinung, ein Hobbyraum ist für mich zunächst mal ein Aufenthaltsraum.

@ Meyex: und die BayBO schlägt definitiv das OLG.

Lest doch nochmal die o.g. Gesetzestexte durch. Planeintragungen interessieren mich nicht. Laut Gesetz sind AR dann als solche zu sehen, wenn sie dazu GEEIGNET sind und unter § 47 MBO wird formuliert wann ein Raum GEEIGNET ist. Und dazu braucht es noch nicht mal natürliches Licht.

Aus meiner Sicht ist es ein wenig wie mit den Gebäudeklassen. Es gibt Planer die denken, dass diese "verhandelbar" sind. Aber auch hier wird z.B. die Höhe dort gemessen, wo Aufenthaltsräume MÖGLICH sind und nicht dort wo sie nach den Planeinträgen vorgesehen sind ...

Gruss

Benutzer_2664

@ Werner Müller: klingt logisch und sicher auch begründet, aber für mich zählt da was in der Bauordnung drin steht. Die Schreiben der obersten sind auch nicht immer das gelbe vom Ei und widersprechen teilweise sogar der Bauordnung.

Googelt doch mal den Begriff Hobby. Dieser steht in engem Zusammenhang mit dem Begriff Spiel und setzt eine gewisse Regelmässigkeit voraus ...

Benutzer_1795

Wenn ein Raum nicht geeignet ist, ein Aufenthaltsraum zu sein, ist er auch keiner. Wenn ein Raum als Aufenthaltsraum GEEIGNET ist und dann als Hobbyraum deklariert wird, ist er für mich grundsätzlich ein Aufenthaltsraum.

Ich finde das Urteil aber mit Verlaub blödsinnig. Wie ist denn ein ein Hobby definiert? Hobby ist eine Tätigkeit, der man mehrfach über einen längeren Zeitraum nachgeht. Jetzt nenne mir doch einer einen Hobbyraum, in dem ich mich nicht länger aufhalte. Ich denke, das Urteil kommt aus einer anderen Richtung. Nämlich dass an Hobbyräume nicht unbedingt die Anforderungen an z.B. lichte Raumhöhen oder Belichtungsanteile gestellt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Begründung oder die Konsequenz aus dem Urteil lauten soll, dass Hobbyräume bzw. das Geschoss der Hobbyräume keinen 2. RW benötigen.

Benutzer_2550

@Peter_Frei,

wenn man Ihre Logik ernst nehmen würde,

dann wären ja alle Räume im KG, die eine Höhe von mehr als 2,4 m haben, Aufenthaltsräume. Unabhängig davon, ob es Lager-, Technik- oder Abstellräume sind. Das ist überhaupt nicht im Sinne der BayBO!

Ich glaube Sie haben hier einen Denkfehler. Verwechseln Sie bitte nicht den § 2(5) (Definition des Aufenthaltsraumes) mit § 2 (3), Satz 2 (Bestimmung der Gebäudeklassen; Geschosse in denen Aufenthaltsräume möglich sind).

Die Erklärung von Meyexx und W. Müller ist richtig.

Benutzer_2664

@ Anton: Woher wissen Sie, dass das nicht im Sinne der Bauordnung ist? Haben Sie diese geschrieben? Ich verwechsle da übrigens auch nichts, denn ich habe geschrieben: "Aus meiner Sicht ist es ein wenig wie mit den Gebäudeklassen", das ist ein vergleich zu einer ähnlichen Formulierung, die aus meiner Sicht auf etwas ähnliches abzielt:

Wenn heute einer ein klassisches Satteldach auf sein Haus baut, das dazu geeignet ist Aufenthaltsräume aufzunehmen, dann unterstellt man dem Bauherrn, dass er das irgendwann vielleicht auch tut, indem man das Haus u.U. dadurch der Gebäudeklasse 4 oder sogar 5 zuordnen muss. Die Anforderungen an das Gebäude steigen damit wesentlich an. Auch wenn der Bauherr eidesstattlich erklärt, dass er das Dach niemals ausbauen wird, die Gebäudeklasse ist einfach nicht diskutierbar, auch wenn er tausendmal Seicher oder Lager in die Pläne schreibt, er muss die Gebäudeklasse akzeptieren (oder das Dach flacher machen). Will er definitiv langfristig keine AR im DG, dann kann er Abweichungsanträge stellen zu den einzelnen höheren Anforderungen die sich aus der höheren Gebäudeklasse ergeben, aber er ist damit auch nicht mehr so flexibel, wenn er dann doch irgendwann ausbauen möchte. Wenn er das Haus verkauft mindert das vielleicht sogar den Wert, weil der Nachfolger das Dach nicht mehr oder nur unter Schwierigkeiten ausbauen kann. Das hat jetzt erst mal nichts mit dem o.g. Thema zu tun bzw. nur indirekt.

Meine These:

Wenn ich im Keller Räume habe mit einer lichten Höhe von 2,50 m und entsprechender Belüftung (und Belichtung), dann wird zunächst ebenfalls unterstellt, dass die Räume irgendwann als AR genutzt werden können und es sind die baurechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Ich glaube, dass dies so gewollt ist, um - ähnlich wie bei den Gebäudeklassen - einer späteren legalen Nutzungsmöglichkeit vorzugreifen.

Wenn das nicht im Sinne der Bauordnung wäre, wie Anton formuliert hat, warum dann die Worte "oder geeignet" am Ende des Art. 2(5) BayBO?

Dann hätte es ja ausgreicht wenn der Gesetzgeber geschrieben hätte:

"Aufenthaltsräume sind Räume, die zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt sind."

Er hat aber definitiv geschrieben:

"Aufenthaltsräume sind Räume, die zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt oder geeignet sind."

Können Sie mir das erklären?

Gruss PF

Benutzer_465

Hallo,

Hobbyräume sind Aufenthaltsräume, ist doch logo.

Ebenso z.B. Partyräume im Keller, Sauna und ähnliches.

Dort hält man sich doch, je nachdem, schon einige Stunden auf.

also 2.Rettungsweg, im Keller z.B. durch Fenster und ausreichend großen Lichtschacht, Gitter von unten entriegelbar, oben abschranken, damit nichts darauf angestellt wird.

M. Koeppen

Benutzer_465

P.S.:

es kann aber auch Räume geben, die zwar als Aufenthaltsräume geeignet sind, abr doch keine sind, z.B. Umkleideräume, Wäschetrockenräume usw.

Wenn die Nutzung eindeutig geplant und festgelegt ist, ist das ja eindeutig.

Benutzer_822

warum schreibt denn einer "Hobbyraum" hin und nicht einfach "Keller" ? Weil der Nutzer dort seinem Hobby frönen will (Bar, Gäste, Basteln) und wenn 10 Junge in einem Hobby Bar Kellerraum ohne zweiten Ausgang sitzen udn im übrigen Keller etwas brennt, daß der Treppenraumzugang verlegt ist, dann gibt es Geschrei. Wie Werner Müller gesagt hat: wenn es ein zum Aufenthalt möglicher Raum ist : zweiter Rettungsweg ! Alles Andere ist Mumpitz, Schönfärberei, verantwortungsloses Nachlaufen mit Gefahr für Menschen.

mfg Schächer

Benutzer_735

ich sehe das ganz einfach:

Eine Baugenehmigung erlaubt nicht (nur) die Errichtung/Änderung etc. eines Gebäudes, sondern erlaubt dies nur zu einer ganz konkret definierten und beantragten Nutzung.

Die Bezeichnung Hobbyraum ist dafür zu unspezifisch, um eine konkrete Nutzung zu genehmigen und daher zum Antragsteller/Konzeptverfasser zu konkretisieren.

Nur weil eine Worthülse bereits über längere Zeit und vielfach verwendet wird, erhält sie immer noch keinen konkreten Sinn.

Ansonsten stirbt o.g. Oma und der Käufer hat definitiv ein Problem - und der Verkäufer möglicherweise keins.

Stefan Blümel

Benutzer_2664

Dann liege ich doch gar nicht so falsch mit meiner These:

Wenn ich das was in der Bauordnung steht einfach umsetze, dann komme ich doch genau zu diesem Ergebnis. In der Regel werde ich erst mal zu einem Aufenthaltsraum kommen und den Bauherrn und Planer darauf hinweisen. Wenn die dann der Überzeugung sind, dass der Raum definitiv nur zum vorübergehenden Aufenthalt bestimmt ist, dann schreibe ich das auch so in meinen Nachweis und weise darauf hin, dass er Aufgrund des fehlenden zweiten Rettungsweges nicht die Anforderungen an einen AR erfüllt und auch nicht so genutzt werden darf ...

Gruss PF

Benutzer_3074

Interessant: Diese vielen unterschiedlichen Meinungen...!

Die Frage nach dem Aufenthaltsraum ist "von hinten" zu beantworten:

Die erste Frage ist nämlich, welcher Vorschrift Genüge zu tun ist, denn schon aus dieser Sichtweise gibt es bei der präzisen Prüfung (Definition und Abgrenzung) unterschiedliche Antworten, beispielsweise wegen Brandschutz, Sozialschutz, Abstandfächen, Wohnfläche, Geschossfläche etc..

Letztlich geht es darum, den richtigen Sicherheits-, Sozialstandard und vergleichbar andere vorgesehene Standards zu erreichen und das sicherzustellen, was der Gesetzgeber will.

Zum HOBBYRAUM sehe ich den Raum als zusätzlich verfügbaren Raum einer Nutzungseinheit, der gewisse Qualitäten im Sinne der o.g. Auflistung hat. Im Sinne der Brandschutzvorschriften ist er entweder geeignet oder ungeeignet und dieses muss dem Planer und noch besser auch den späteren Nutzern klar sein. Also gehört zur Raumbezeichnung ggf. der Zusatz "kein Aufenthaltsraum i.S. des Art. 2 BayBO" (Stempel?), wenn er nicht gleich als "Kellerraum" bezeichnet wird.