Durchdringung für Lüftungsleitungen im Dach neben Brandwand (GK3)

Stefan-Klaus

Sehr geehrte Forumsteilnehmer,

beim Neubau einer Reihenhausanlage (in diesem Fall GK3) ist die einschalige Gebäudetrennwand als Brandwand ausgebildet und wird bis unter die Dachhaut geführt. Die Lattung wird im Dach mit Blechspangen und Mörtelbett ausgewechselt. Jetzt sollen Durchdringungen für Lüftungsleitungen erstellt werden, die in einem Achsabstand von ca. 20 cm neben der Brandwand über Dach geführt werden. Die Blechspangen werden dadurch nicht beeinträchtigt. Ist diese Durchgringung möglich und was ist dabei zu beachten?

Außerdem sind die letzten zwei Gebäude der RH Anlage um ca. 2.50 Meter nach hinten versetzt. Was ist für die Brandwandausbildung in diesem Bereich zu beachten?

Leider finde ich im BS-Atlas keine Angabe dazu.

Vielen Dank für Ihre Antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Klaus

LaNie

Öffnungen und Aufbauten müssen gem. Art.30 BayBO mind. 1,25 m von der Brandwand oder Wänden anstelle von Brandwänden entfernt sein, wenn die Wand nicht 30 cm über Dachgeführt ist.

Wenn ich die Frage richtig verstanden habe, dann sind die 2,50 m Außenwand ebenfalls als Brandwand (Gebäudeabschlusswand) auszuführen, d.h. u.a. dass keine brennbaren Bauteile (z.B. Dachüberstände) darüber hinweggeführt werden dürfen - zumindest wenn die Brandwand auch die Grundstücksgrenze darstellt.

clammer

Hallo Herr Klaus,

zu Frage 1: Die Antworten finden Sie in der "Lüftungsanlagen-Richtlinie"; Nr. 5.1.2

Bei Frage 2 ist zunächst die Frage zu klären, ob es sich um eine Grenzbebauung einzelner Häuser auf unterschiedlichen Grundstücken

oder

um mehrere Gebäude auf einem Grundstück handelt.

Können Sie hierzu eine Rückmeldung geben?

@Ninni

Da sehe ich, zumindest aus der Sicht von NRW, nicht so; hier heißt es in der Lüftungsanlagenrichtlinie:

"Die Mündungen von Lüftungsleitungen über Dach müssen Bauteile aus brennbaren Baustoffen mindestens 1 m überragen oder von diesen - waagerecht gemessen - 1,5 m entfernt sein."

Und wenn Sie mal durch eine Stadt fahren, sehen Sie häufig, dass die Kamine direkt an den Brandwänden verlaufen und über Dach gezogen sind - alle falsch ausgeführt?

Gruß

C. Lammer

Benutzer_735

eine Lüftungsleitung stellt eine Öffnung in der Bedachung (Dachhaut) dar.

Und derartige Öffnungen müssen in Bayern (siehe Ninni) 1,25 von der BW entfernt sein.

Aber warum ist ein Reihenhaus GK3? Größer als 400 m2? Oder mehr als 2 Nutzungseinheiten?

Und warum "einschalige" Gebebäudetrennwand? Ist die Anlage nicht realgeteilt? Wer kauft denn so etwas?

Stefan Blümel

Benutzer_465

Hallo!

eine Lüftungsleitung ist eine Öffnung im Dach?

die Bauordnungen fordern 1,25m Abstand bei Oberlichten, Lichtkuppeln und Öffnungen in der Bedachung (sowie bei Dachgauben und ähnlichen Dachaufbauten aus brennbaren Baustoffen).

m.E. ist das Ende von Lüftungsleitungen nicht mit den genannten Dingen vergleichbar, damit nach Bauordnung kein Abstand gefordert.

Michael Koeppen

LaNie

Wenn es sich um eine Reihenhausanlage auf einem Grundstück handeln sollte, könnte vermutlich ein großer Teil der Brandwänder entfallen und durch Trennwände ersetzt werden. Wie clammer schon andeutet, ist dies erst einmal die grundsätzlichste Frage. Bei Trennwänden gibt es zumindest die Problematik mit dem Abstand nicht.

@clammer:

Ich sehe es nicht so, dass auch Kamine mit Öffnungen und Aufbauten gem. Art. 30 Abs. 5 gemeint sind. In der Regel bilden diese eine Art eigenen "Brandabschnitt" (feuerhemmend oder feuerbeständig). Selbts wenn (Flug-)Feuer oben eindringen würde, wäre die Gefahr der Brandausbreitung kaum gegeben.

Zur LüAR 5.1.2: Kann man auch so sehen, dass hier zusätzliche Anforderungen gestellt (z.B. Abstand von Fenstern und brennbaren Bauteilen). Hebt meiner Ansicht nach Art. 30 Abs. 5 nicht auf.

clammer

Eine Lüftungsauslass ist weder eine Öffnung im Dach noch ein Dachaufbau.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_735

Die Gebäude/Reihenhäuser haben Dächer. An diese Dächer sind gewisse Anforderungen (harte Bedachung etc.) zu stellen. Dachflächenfenster, Öffnungen im Dach etc. erfüllen diese Anforderungen nicht und müssen daher Abstände zu BW einhalten.

Eine Lüftungsleitung (by the way: reden wir eigentlich von Strangentlüftungen von Abwasserfallleitungen oder von Abluftleitungen innenliegender WC und Bäder?) erfüllt i.d.R. die Anforderungen einer harten Bedachungen nicht.

Stefan Blümel

clammer

Hallo Herr Blümel,

da muss ich Ihnen widersprechen.

Die Ausführung der Bedachung ("harte Bedachung") wird in den Absätzen 1 bis 4 des Art. 30 BayBO behandelt.

Unter Dachaufbauten sind zum Beispiel Dachgauben zu verstehen. Hier würde nach den Absätzen 1 bis 4 an die Seiten keine Anforderungen gestellt, sondern nur an die Oberseite (=Dach). Deshalb gibt es hierzu (und zu anderen Fällen) Regelungen in den nachfolgenden Abätzen.

Und mit Verlaub, die These, dass die LüAR der BayBO wiederspricht, halte ich für mehr als gewagt.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_735

Hallo Herr Lammer,

auch ich muss Ihnen widersprechen.

Die BayBO unterscheidet in Art. 30 (5) zwischen

a) flachen Bauteilen/Öffnungen ("Oberlichte, Lichtkuppeln

und Öffnungen in der Bedachung") und

b) höheren Bauteilen ("Dachgauben und ähnliche Dachaufbauten

aus brennbaren Baustoffen").

Volltext:

(5) 1Dachüberstände, Dachgesimse und Dachaufbauten, lichtdurchlässige Bedachungen, Lichtkuppeln und Oberlichte sind so anzuordnen und herzustellen, dass Feuer nicht auf andere Gebäudeteile und Nachbargrundstücke übertragen werden kann. 2Von Brandwänden und von Wänden, die an Stelle von Brandwänden zulässig sind, müssen mindestens 1,25 m entfernt sein

1. Oberlichte, Lichtkuppeln und Öffnungen in der Bedachung, wenn diese Wände nicht mindestens 0,30 m über die Bedachung geführt sind,

2. Dachgauben und ähnliche Dachaufbauten aus brennbaren Baustoffen, wenn sie nicht durch diese Wände gegen Brandübertragung geschützt sind.

Was bleibt ist nach wie vor eine Öffnung/Schwächung in der Dachebene, die grundsätzlich erst mal nicht als harte Bedachung betrachtet werden kann.

Dass die M-LüAR der BayBO widerspricht habe ich im Übrigen nie behauptet.

Die M-LüAR ergänzt/konkretisiert allenfalls die LBO.

Geht man von einer klassischen BW-Situation (wohlgemerkt: BW und nicht TW) bei aneinandergereihten Häusern (Reihenhaus GK3) aus, dann gibt es diese BW (das Reihenhaus wird ja wohl nicht breiter als 40 m sein) nur an Flurstücksgrenzen.

An diesen wiederum errichtet jeder seine eigene BW - weil man ja nie weiß, was auf dem Nachbargrundstück passiert, also z.B. die harte Bedachung des Nachbarn brennbar (B1) sein kann.

Und hier greift dann M-LüAR 5.1.2 und fordert - da beim übliche Schrägdach (Dachpfannen) weder die 5 cm Bekiesung noch die 3 cm fugendicht verlegten Betonplatten üblich sind - zum Schutz vor Übertritt von Brand und Rauch in andere Brandabschnitte die bereits erwähnten h 1,5 bzw v 1,0 m.

Und die horizontal gemessenen 1,5 m der M-LüAR zwischen Rohr und brennbarem Material (z.B. auf dem Nachbardach) entsprechen weitestgehend der Anforderung der LBO mit 1,25 (ab BW, d.h. 1,25 + BW mit d ca. 24 cm = ca. 1,50 m).

Insofern sehe ich auch keinen Widerspruch zwischen LBO und M-LüAR.

Stefan Blümel

clammer

Hallo Herr Blümel,

da habe ich mich unpräzise ausgedrückt, Entschuldigung!

Den "Widerspruch" zwischen BayBO und LüAR war von einem anderen Diskutanten formuliert worden.

Sachlich haben Sie mich aber noch nicht überzeugt ;-)

Gruß

C. Lammer