Wände elektrischer Betriebsraum

Benutzer_465

Hallo allerseits.

Sind für einen elektr. Betriebsraum (unter 1000 V) zu anderen Räumen (nicht notw. Flur oder Treppenraum) Wände mit Feuerwiderstand vorgeschrieben?

m.E. nicht.

Räume >1000 V brauchen feuerbeständige Wände, für sonstige elektr. Betriebsräume reichen m.E. "F 0".

Danke.

Michael Koeppen

Benutzer_822

Die EltBauVO gilt nur für Starkstromräume über 1.000 V, Batterieräume und Ersatzbeleuchtungsaggregate, nicht für HAR und UVs. mfg Schächer

Benutzer_465

Dies sehe ich auch so.

Es ist nur, weil der Prüfer für einen Raum mit EDV und Elt-Unterverteilung F30-Wände gefordert hat (was K30-Bskl. nach sich zieht). Dies ist dann sein Ermessensspielraum.

Manche sehen ja auch Serverräume als Räume erhöhter Brandgefahr.

Ach, dieser Brandschutz...................

clammer

Hallo Herr Koeppen,

da ein "elektrischer Betriebsraum" alles mögliche sein kann, vom kleinen Sicherungskasten über die SV-Verteilung bis zum Aufzugsmaschinenraum, kann man m. E. die Frage nicht pauschal beantworten, sondern muss (mal wieder ;-) ) den Einzelfall betrachten.

Dabei sollte man auch in beide Richtungen denken:

Muss ich die Umegebung vor dem elektrische Betriebsraum schützen?

Muss ich den elektrischen Betriebsraum vor der Umegebung schützen?

Oder trifft auch beides zu?

Und bevor man allzu blauäugig die Sache angeht: neben dem Baurecht gibt es auch noch zahlreiche andere Vorschriften und Regeln. Da findet sich - nicht nur - in der VDE so manche Überraschung.

Hier ein aktueller Fall:

So fordert zum Beispiel die DIN VDE 0100 710 im Abschnitt 710.512.16.2 für medizinisch genutzte Bereiche der Gruppe 2, dass die notwendigen (Trenn-)Transformatoren und deren Leitungsanlagen im gleichen Geschoss und Brandabschnitt oder in unmittelbar darüber oder darunter liegenden Räumen desselben Brandabschnitts oder in eigenen (!) Brandabschnitten liegen müssen.

Oder möchte ich durch einen Mülleimerbrand in der Teeküche gleich den angrenzenden IT-Etagenverteiler verlieren?

Gruß

C. Lammer

brandsicher

Sehr geehrter Herr Lammert,

Ihre Bedenken in Ehren, aber ist das nicht eher Sachschutz?

mfG

U. Drechsler

clammer

Hallo U. Drechsler!

Das sind keine "Bedenken", sondern war als Hinweis gedacht. Wie die Praxis lehrt, ist manchmal der Focus auf nur ein Thema, hier dem Baurecht, zu kurz gesprungen.

Richtig, einige Überlegungen waren zum Sachschutz - beim Fallbeipiel der DIN VDE 0100 710 dagegen geht es um lebenserhaltende Systeme für Patienten in medizinischen Einrichtungen; das fällt bei mir nicht mehr unter "Sachschutz".

Gruß

C. Lammer

P.S.: Es ist sicher auch eine Frage, wie man seinem Auftrag versteht. Ob man "nur" den Nachweis der Bauordnung erbringt oder den Bauherrn auch fachlich weiter berät; beides hat sicher seine Gründe und seine Berechtigung. Ich stelle halt immer wieder fest, dass viele Bauherrn glauben, mit dem öffentlich-rechlichen Brandschutz der Bauordnung hätten Sie den Brandschutz in ihrem Unternehmen umfassend geregelt und umgesetzt. Und manch einer dieser Bauherrn hat diesen Irrtum schon teuer bezahlt.

Benutzer_480

Hallo C. Lammer,

wir "Brandschützer" können doch nicht alle fachspezifischen Vorgaben, Richtlinien als große Übermenschen kennen! Dazu gibt es die Fachplaner, die diese Dinge mit abdecken müssen, so gibt es ihnen doch die HOAI mit auf den Weg (und werden schließlich auch dafür bezahlt!)

Und wenn Sie nach AHO 17 arbeiten müssen Sie ganz am Anfang schon klären, welche Fachplaner einzubeziehen sind und welche Aufgaben die zu übernehmen haben ... Also sollen diese doch angeben, welche ihrer Gerätchen gefährlich sein können (und warum) oder wie sie geschützt haben wollen.

Gruß

Peter

clammer

Hallo Peter,

da gebe ich Ihnen grundsätzlich Recht und so war´s auch nicht gemeint.

Leider erlebe ich aber immer wieder Sachverständige, die einerseits nicht bereit sind, über den Tellerrand des Baurechts zu gucken, aber anderseits dem Bauherrn das Gefühl gegeben, ihm die "gesammelten Weisheiten" des Brandschutzes vermittelt zu haben.

Die Frage war ja, ob ... "vorgeschrieben" ist. Die Antwort ist, im Baurecht nein, aber ggf. an anderer Stelle.

Und "leider" ist es ja so, dass auch in anderen Rechtsvorschriften Anforderungen an den baulichen und technischen Brandschutz gestellt werden; zum Beispiel im Gentechnikgesetz.

Ich denke aber auch, dass es legitim ist, wenn ein Sachverständiger schutzzielorientiert denkt und nicht nur stur die Bauordnung "runterbetet".

Gruß

C. Lammer

brandsicher

Selbstverständlich ist es Aufgabe des Sachverständigen, auch den Sachschutz im Auge zu haben. Darauf weise ich auch gegebenenfalls hin. Im BSN weise ich Forderungen, die sich aus dem Sachschutz ergeben aber als solche aus. Damit soll vermieden werden, dass ein sparsamer Bauherr diese Kosten später einklagt, weil ja nicht baurechtlich gefordert.

Und gegebenenfalls ist es auch zweckmäßig, den Bauherrn, der besonders ?schlank? bauen will, auf sein Risiko aktenkundig hinzuweisen.

mfG

U.Drechsler

Benutzer_735

Hallo Herr Drechsler,

der Brandschutznachweis ist ein bautechnischer Nachweis zum Bauantrag. Was hierin gefordert bzw. dargestellt wird ist auch umzusetzen, d.h. ein "sparsamer Bauherr" hat gar keine legale Möglichkeit, Teile des brandschutzkonzeptes nicht umzusetzen. Dabei ist es völlig unerheblich, warum Sie die eine oder andere Forderung/Maßnahme ins Brandschutzkonzept geschrieben haben.

Selbst gutgemeinte "Hinweise" haben im Brandschutzkonzept nicht wirklich was verloren. Denn wie soll ein Prüfer bewerten, ob das dargestellte Konzept (welcher Teil der "freiwilligen" Leistungen wird später tatsächlich umgesetzt und trägt zum Gesamt-Sicherheitsniveau bei?) dem Sicherheitsniveau der LBO gleichzusetzen ist?

Ich bin der Meinung, dass über die Anforderungen der LBO hinausgehende Sachschutzüberlegungen in einem gesonderten Papier festzuhalten wären und nicht in den Bauantragsunterlagen.

Stefan Blümel

brandsicher

Hallo Herr Blümel,

vielen Dank für Ihren Hinweis. Man sollte im BSN wirklich nur die Forderungen des Baurechts berücksichtigen, gegebenenfalls aber auch noch auf verkürzter Rettungsweglängen aufgrund besonderer Tätigkeiten (Labor; Sprengstoff) eingehen.

Wenn man sich bei den Anforderungen nicht auf das notwendige beschränkt, entsteht schnell eine ?Flughafenbaustelle?.

mfG

U. Drechsler