Grosse Überdachung - Überdachter Freiraum oder Gebäude?

Benutzer_2664

Wer hat Erfahrung mit grossen Überdachungen im "freien Luftstrom"?

Ich bearbeite gerade einen kleinen Industriebau mit zwei freistehenden Gebäudeteilen. In einem ist das Lager im anderen Produktion, Verkauf, Ausstellung, Büros. Zwischen den Gebäuden 14,50 m Abstand und ein frei spannendes Dach darüber als Anlieferung. Wenn ich von einem grossen Gebäude ausgehe bin ich über 1600 m? und damit in Bayern im Sonderbaubereich.

Kann ich das danach entscheiden, wie "frei" das Dach steht? Gibt es da irgendwelche Regeln? Wenn Brandrauch nach allen seiten ungehindert abziehen kann, dann sehe ich die Möglichkeit zwei Gebäude anzunehmen. Wie sehen die Kollegen das?

Gruss P Frei

Benutzer_2439

Wir hatten ein ähnliches Problem mit einer Überdachung. Generell ist aber die Überdachung kein Gebäude, wird auch bei der Grundfläche nicht mit angesetzt. Daher ist nach meiner Ansicht diese Überdachung nicht als Verbindungsbau zur Addition beider Flächen zu nehmen.

Baulich haben wir diese Überdachung in Stahl ohne Brandlasten ausführen lassen, so dass weder Brand noch Rauchgase hier eine Übertragung ermöglichen (bei 14,5m flach geneigt ist das ohnehin kaum vorstellbar).

Problem ist aber meist der Nutzer. Wenn die Überdachte Fläche eine Zufahrt für Be- und Entladen ist, dann ist im Grunde keine durchgängige Belegung zu erwarten. (war in unserem Fall so). Hat man aber keine Durchfahrt wird das irgendwann mit Regalen, Paletten zugestellt, so dass sich hier beide Gebäude dann wieder brandmäßig verbinden. Daher haben wir im Konzept genau so etwas ausdrücklich ausgeschlossen und die Lagerung von brennbaren Stoffen in den Überdachungsbereichen ausgeschlossen.

Benutzer_2664

Hallo MH,

vielen Dank für die Antwort. Genau so wollte ich es lösen, nichtbrennbare Dachkonstruktion und Nutzungsbeschränkung. Ich war mir nur unsicher, ob ich es baurechtlich als ein Gebäude betrachten muss. Immer gut eine zweite Meinung zu hören. Also vielen Dank nochmal!

Gruss Peter

Mattes

Hallo Peter,

hier eine andere Auffassung:

grundsätzlich wird aus 2 Gebäuden, die ich durch eine Überdachung verbinde, ein Gesamtgebäude.

Inwieweit ich dann mit Abweichungen und Begründungen/Kompensationen nicht auch inhaltlich zum selben Ergebnis kommen kann, sei dahingestellt.

Letztlich hängt es aber an der Genehmigungsbehörde, ob sie mit Ihrer Auffassung durchkommen- versuchen kann mans ja mal; bei uns funktionierts jedenfalls nicht so...

Gruß

Matthias Bußmann

vonhof

Art. 2 Abs. 2 BayBO: Gebäude sind selbständig benutzbare, überdeckte bauliche Anlagen, die von Menschen betreten werden können.

Die Überdachung ist damit zweifelsfrei ein Gebäude. Mit Wänden oder Nicht-Wänden hat das nichts zu tun, und auch nicht mit Luftstrom. Nur mit der Überdeckung.

Wurde hier aber bereits mehrfach diskutiert.

Und eine provokante Frage an mh-ing: Weiß Ihre Versicherung davon?

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_2439

@vonhof: Muss eigentlich immer nur in diesem Ton eine Äußerung erfolgen. Höflichkeit oder normale Ausdrucksformen und nicht diese provozierenden Äußerungen sind wohl heute nicht mehr gängig.

Die für meine 2 Fälle zuständigen Behörden hatten das getrennt gesehen, wobei der eine Fall sich überlappende Vordächer waren, die statisch und räumlich getrennt waren, jedoch sich überlappten.

Auch wenn 2 Gebäude aneinander Grenzen, können das immernoch 2 Gebäude bleiben. Die Frage ist, wie die Trennung erfolgt ist.

Eine nichtbrennbare Überdachung ohne Brandlast ist daher keine Überbrückung der räumlichen Trennung beider Gebäude, genauso wie m.E. Vordächer.

Ich meine daher, dass man das nicht so pauschal sagen kann.

Benutzer_735

Für mich ist die Überdachung unstrittig ein Gebäude.

Og es sich insgesamt dann um 1 oder um 3 aneinandergebaute Gebäude handelt wäre zu prüfen.

Was ist denn übrigens so schlimm daran, wenn´s 1 Gebäude und damit ein Sonderbau wäre?

Stefan Blümel

Benutzer_2664

Schlimm wäre es nicht, ich möchte baurechtlich einfach auf der sicheren Seite sein und es stellt sich dann die Frage nach der IndBauRL. Die Lösung wird die selbe werden, ich muss nur mit mehr Abweichungen hantieren.

auf jeden Fall vielen Dank an die Kollegen!

Peter Frei

Benutzer_2375

Nach BauO NRW §2 (2) Gebäude sind selbständig benutzbare, überdachte bauliche Anlagen, die von Menschen betreten werden können und geeignet oder bestimmt sind, dem Schutz von Menschen, Tieren oder Sachen zu dienen.

Würde ich mit 2 Wänden und einem Dach das ganze als bauliche Anlage bezeichnen wollen, und es somit zu der Fläche hinzuzählen.

Prüfen sie einfach mal die Definition von Gebäuden in der zuständigen Bauordnung.

Benutzer_2439

Die Frage ist nicht, ob die Überdachung ein Gebäude ist, sondern, ob die Überdachungsfläche zum Gebäude gezählt wird. Wenn eine Halle ein Vordach hat, werden die Innenfläche gezählt, nicht die Vordachbereiche.

Daher würde ich aus dieser Logik heraus die Vordachbereiche nicht immer zwingend für die Fläche anrechnen. Jedoch ist das von der Örtlichkeit sehr abhängig. Wenn man z.B. 2 Hallen mit dem selben Dach verbindet (Dachform) und nur die Außenwände weg lässt ergibt das vielleicht andere Grundlagen, als wenn man 2 Hallen parallel nebeneinander stehen hat, die Vordächer aber aneinander reichen bzw. höhenversetzt etwas überlappen.

Im Prinzip ist natürlich jede überdachte Fläche eine Art Bauwerk= Gebäude und daher z.B. bei Abstandsflächen wie ein Bauwerk zu behandeln.

Benutzer_2375

Ich sehe bei sich überlappenden Dächern keinen Unterschied zu einem durchgehnden Dach.

Bei aneinanderreichenden Dächern käme es auf den Abstand der Dächer an.

vonhof

Hallo mh-ing,

nichts für ungut. Aber wer auf die Frage, ob ein 14,50 m frei spannendes Dach eine Gebäude ist, mit "Generell ist aber die Überdachung kein Gebäude, wird auch bei der Grundfläche nicht mit angesetzt" antwortet, dieses noch nachhaltig mit seiner Erfahrung unterfüttert und die Begründung anfügt, die Behörde hätte das genauso gesehen, sollte sich durchaus Gedanken über seine Haftung machen, wenn die Rechtslage eindeutig anders ist. Meine ich jedenfalls.

Es gibt einen ganzen Stall voller Gerichtsurteile, die Ihre Aussagen widerlegen. Sie sollten sich einmal genauer mit der Abgrenzung "Vordach" und "Überdachung" befassen. Das, was Sie hier als Vordach bezeichnen, wird vermutlich kein Vordach (u.a. untergeordnet, also max. 1,5 m tief, und nicht auf eigenen Tützen ruhend) sein. Bereits das hier ist daher im eigentlichen Sinne kein Vordach mehr: http://www.ab-glasunddesign.de/pics/modelledach/zigmento.jpg .

Und noch ein Hinweis: Innenfläche werden so gut wie nie herangezogen, sondern die Brutto-Flächen, also die Außenflächen.

Schöne Grüße

Alexander Vonhof

Benutzer_2664

Hallo Herr Vonhof,

ich sehe das inzwischen genau so. Das Thema Gebäude bzw. Gebäudeteil ist meiner Meinung nach unstrittig und dass es sich um ein Vordach handelt stand eh nicht zur Diskussion.

Meine Lösung würde wie folgt aussehen:

1. bei der Berechnung fliesst die Fläche der Überdachung voll mit ein um die Gebäudeklasse, Sonderbau und die Anwendung der IndBauRL festzustellen.

2. von der Ausführung wird es jedoch als überdachte Freianlage ausgeführt, wöfür ja nach Ziffer 2 IndBauRL "aufgrund eines geringeren Gefahrenrisikos im Einzelfall weitergehende Erleichterungen gestattet werden können". Siehe hierzu auch die Erläuterungen zur M-IndBauRL:

"Die Muster-Industriebaurichtlinie gilt zunächst für alle Industriebauten unabhängig von ihrer Größe bzw. Grundfläche. Sie nimmt jedoch die Industriebauten aus, für die aufgrund ihres Gefahrenpotentials und ihres

besonderen Zweckes (z. B. Witterungsschutz) die Anforderungen überzogen wären ..."

3. die Überdachung wird nichtbrennbar und wesentlich höher als die angrenzenden Gebäude ausgeführt, sodass 4-seitig ein ungehinderter Rauchabzug möglich ist.

4. fast alles was unter der Überdachung passiert, könnte auch ohne Überdachung passieren (Wärmestrahlung für angrenzende Gebäude). Die Verwendung als Produktions- oder Lagerfläche ist untersagt.

Gruss PF

vonhof

Hallo Herr Frei,

das klingt sehr gut. Achten Sie bitte auch darauf, dass die Rettungswege (-längen) ins Freie führen und nicht unter der Überdachung aufhören.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_2664

Hallo Herr Vonhof,

gibt es eigentlich einen Kommentar o.ä. wo der Begriff "überwiegend offen" definiert ist?

Gruss PF