Überschreitung der Brandabschnittsfläche nach IndBauR

Benutzer_465

Hallo liebe Brandschützer,

besonders diejenigen, die auch prüfen -

wie würdet Ihr es prinzipiell handhaben:

ich habe hier einen Industrie-Neubau, Nachweis nach Abschnitt 6, mit BMA, zul. Brandabschnittsgröße 2700 m?,

geplant und als Abweichung ausgewiesen ist der Brandabschnitt mit 2885 m?. Die Produktion ist auch nicht brandlastarm (Papier, Pappe verarbeitet).

Als Kompensation hätte ich nur den Punkt - geplante OK Lagergut ca. 6,5m, bei zulässig 7,5 m.

Ein Auge zudrücken?

Ist m.E. eigentlich keine geringfügige Überschreitung mehr...

Danke für Meinungen.

Michael Koeppen

P.S.: achso, ja, natürlich ist der Bau vorangeschritten, Baugrund schwierig, Fundamente angefangen, und extra Brandwand geht gar nicht, wie das so ist.................

LaNie

Lagerhöhe ist aus meiner Sicht kein Argument, da bis 7,5 m ein Löschangriff möglich ist, darüber hinaus nicht, so dass dann sowieso eine selbst. Feuerlöschanlage gefordert wird, d.h. es spielt keine wesentlich Rolle, ob die Regale 5 m, 6 m oder 7 m hoch sind.

Die Überschreitung beträgt weniger als 10%, so dass je nach Rahmenbedingungen (z.B. Wärmeabzugsflächen deutlich über > 5%, Breite deutlich unter 40 m, Rauchabschnitte max. 1.600 m?, Bedachung nichtbrennbar, optimale Rettungwegführung usw.) vermutlich eine Abweichung genehmigt wird.

Kommt auf das Gesamtpaket drauf an.

Letztendlich genehmigt die Abweichung die Behörde oder der Prüfsachverständige, unabhängig davon welche Meinungen im Forum geschrieben werden. Also möglichst schnell mit der Behörde ein Vorgespräch führen.

Benutzer_465

Der Prüfsachverständige bin ich.

Die Wärmeabzugsflächen werde ich mir mal anschauen.

Danke!

Mattes

Hallo Herr Koeppen,

warum bei einem Neubau ohne Kompensation abweichen?

Hinsichtlich der Begrenzung der Lagerhöhe sehe ich das wie Ninni: ist keine Kompensation.

Die berühmten 10% zulässige Überschreitung, die bei Ninni so anklingen, sehe ich grundsätzlich nicht so: dafür gibts nirgends eine Rechtsgrundlage.

Wenn ich also größer bauen will, kann ich ja den Nachweis über Abschnitt 7 führen. Wenn ich damit nicht hinkomme, sehe ich auch kein Argument für die Überschreitung nach Abschnitt 6.

Ich habe aber auch schon zugestimmt, (was bei Ihnen im Nachhinein wohl nicht mehr machbar ist), wenn die Angriffssituation für die Feuerwehr sehr gut ist: also schmales langes Gebäude mit Feuerwehrumfahrt bzw. deutlich mehr Zugängen als nach IndBauRl erforderlich (=geringe Angriffstiefe).

Einen Anspruch auf Zustimmung wegen nur geringer Überschreitung der Brandabschnittsfläche sehe ich allerdings nicht...

Ansonsten kann auch das von Ninni genannte Paket zu einer zustimmungsfähigen Abweichung führen: abba ohne gar nix gibts nix :-)

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_465

Ja, sehe ich auch so.

Bei 30, 40, 50 m? Überschreitung... geschenkt. Aber nicht so viel.

Bei den Kriterien

- verbesserte Feuerwehrzugänglichkeit / Löschmöglichkeiten

- erhöhter Wärmeabzug

werde ich ansetzen.

M. Koeppen

Benutzer_2084

Hallo Herr Koeppen,

selbstverständlich muss es Rahmenbedingungen geben um eine Ausuferrei zu verhindern.

Aber- die ARGEBAU- geht davon aus das ein Innenangriff der Feuerwehr nur da möglich ist, wo auch ein Feuerwiderstand der Bauteile gegeben ist. Bei F-0 Innenangriff????

Ich möchte nicht der Einsatzleiter sein der diese Entscheidung trifft.

Man muss wohl auch die Bedingungen für einen Außenangriff prüfen und die Möglichkeiten des Schutzes der Nachbargebäude.

Bei einer Überschreitung von bis zu 10% bei Erreichbarkeit jeder Hallenecke mit Löschmittel hätte ich keine Probleme.

Volker Gentsch

Benutzer_2104

Wo ist das Problem das Gebäude in F30 auszuführen? (Außer der Wunsch des Bauherren)

Einer Abweichung würde ich nur zustimmen, wenn durch Kompensation das Schutzziel auf andere Weise erreicht werden kann.

Zum P.S.

Mit dem Gebäude kann doch garnicht begonnen sein, wenn die Bescheinigung des Prüfsachverständigen für den Brandschutz noch nicht bei der Behörde vorliegt.

Gruß

Tina

Benutzer_822

unter "geringfügiger Abweichung" von irgend einem Zahlenwert haben wir lange Jahre + - 3 % verstanden. Und damit war es gut. Erbsenzähler gab es auch früher schon aber mit 3 % haben alle ganz gut gelebt.

Hier sind es 2.885 / 2.700 = 1,0685 also fast 7 %, ein bißchen mehr als 3 %. Mit einer Rauchabzugsmehrung 6 % Zu- und Abluft statt 5 % könnte ich es für richtig halten. Auch eine automatische Öffnung aller Luftlöcher wäre eine Maßnahme: Rauchmelder öffnen RWA und die (elektrischen) Tore. Sofort.

Eine Halle, die 2 % Abzug und 3 % Zuluft hat und gleich öffnet, fällt normalerweise nicht um. Man muß die Schraub- und Schweißverbindungen in den Stößen zumindest im betretenen Bereich beobachten können aber dann kann man allgemein rein, wenn es nicht ein furchtbares Feuer ist. Durch den wirksamen Rauch- und Wärmeabzug (in der Worte genauer Bedeutung: Rauch raus UND Wärme raus) wird auch eine F Null Stahlhalle nicht gleich heiß und bleibt lang stehen. Kritisch sind Zwängungen ("Halle atmet tief ein und weitet sich durch die Hitze"), die zu abgerissenen Schrauben führen oder geplatzten Schweißnähten. Dann kommt die Halle schnell.

mfg Schächer, auch Fachberater Statik für die Feuerwehren