Wärmeabzugsflächen nach den Industriebaurichtlinien

Benutzer_99

Bundesland: Baden-Württemberg Autor: Alwin Strobel Laut Industriebaurichtlinie Abschnitt 6 Tabelle 1 sind Brandabschnittsflächen ohne Anforderungen (außer K4) nur zulässig, wenn Wärmeabzugsflächen nach DIN 18230 Teil 1 von

≥ 5 % vorhanden sind.

Diese Wärmeabzugsflächen, die in der DIN 18230 unter 8.2 geregelt sind, lassen Verglasungen mit handelsüblichem Zwei-Scheiben-Isolierglas zu.

Allerdings ist hier das TÄ zu bestimmen. Und somit dürfen diese Scheiben nur bei einem TÄ > 30 Minuten zu 100 % angerechnet werden.

In mehreren Gesprächen mit Kollegen wurde jedoch die Auffassung geäußert, dass die Fläche ≥ 5 % der Grundfläche schon so groß ist, so dass auch bei einem nicht nachgewiesenen TÄ (also ohne Brandlastenberechnung) ein Ansatz von 100 % angenommen werden kann (90 % vom Rohbaumaß).

Frage: Kann man sich dieser Meinung anschließen?

Über eine rege Beteiligung des Forums würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Alwin Strobel

Benutzer_465

Hallo Herr Strobel,

nach dem Buchstaben der DIN18230-1 müssen Sie m.E. entweder

- das tÄ bestimmen

oder

- Sie setzen gleich nur 35% der Fenster an, dann brauchen Sie gar nichts rechnen

mfG

M. Koeppen

vonhof

Jupp, sehe ich genauso wie Herr Koeppen.

Gruß

A. Vonhof

WernerMueller

Nur der regen Beteiligung wegen: Zustimmung zu Koeppen/Vonhof, also nun 3 zu 1

Gruß

Werner Müller

[gelöscht]

Hallo Herr Strobel,

die Kollegen können der Auffassung sein, doch an der Fläche von ≥ 5 % der Grundfläche können "aus dem Bauch heraus" nichts ändern. So einfach geht das nicht, denn das ist eine konkrete Forderung einer technischen Regel. Betrachten Sie dann lieber den anderen Weg. Sobald Sie ein Tä < 90 min rechnerisch z.B. nach DIN 18230-1 nachweisen können Sie linear durch interpolieren auch die Wärmeabzugsfläche reduzieren.

Das ist singemäß (aber mit Berechnung) das gleiche. aber baurechtlich sauber.

M.f.G. Rainer Thieme

vonhof

Hallo Herr Thieme,

der andere Weg ist genauso sauber. Die IndBauRL fordert Wärmeabzugsflächen nach DIN 18230 Teil 1. Und in dieser DIN ist festgelegt, dass Doppelverglasung immer (!) zu 35 % angesetzt werden darf.

5% / 0,35 => 14,2 % Doppelverglasung entspricht 5 % Kunstoff

Also, alles korrekt und sauber.

Gruß

A. Vonhof

[gelöscht]

Hallo Herr Vonhof,

ich hatte das nicht infrage gestellt. Ich wollte einfach darauf hinweisen, dass man, wenn man schon rechnet und zu einem z.B. tä von 20 min kommt zwar nur 50% für den Wärmeabzug anrechnen darf, aber auch nur eine Fläche < 2 % benötigt.

Hier kann die Tabelle 9 verwendetet werden.

Gruß Rainer Thieme

vonhof

Da haben sie Recht.

Gruß A. Vonhof

Benutzer_99

Autor: Stumpf (SV.Zahn) Das Problem, 5% Wärmeabzug nachweisen zumüssen, entsteht doch durch Anwendung des Verfahrens nach Abschnitt 6 IndBauR in der Tabelle 1. Entweder habe ich, um diese Tabelle anzuwenden, nach DIN 18230 gerechnet und kann meinen Brandabschnitt nicht nach IndBauR Abschnitt 7 nachweisen, (d.h. ich habe ein tä) oder ich habe direkt auf das Rechnen verzichtet, weil es einfacher ist nur die Tabelle 1 anzuwenden. In dem Fall muß ich entweder überschlägig schätzen, ich hätte ein tä größer 30 min (weil dies vielleicht durch die geplanten Brandlasten sich überschlägig feststellen läßt), oder ich darf halt nur mit 35% rechnen.

Ganz auf diesen Verweis der IndBauR auf die DIN 18230 und damit auf das tä verzichten ist schon tapfer.

WernerMueller

Herr Stumpf,

tä schätzen ist aber auch ganz schön "tapfer".

Gruß

Werner Müller

Benutzer_99

Autor: stumpf (sv-zahn) Hallo Herr Müller,

wollte ich auch so verstanden wissen.

aber ich denke, es sind bauvorhaben denkbar, wo man von anfang an weiß, daß man in BSK V landet. volle papierläger oder sonstige hoch brandbelastete gebäude und mit sicherheit keine stahlläger oder betonwerke.

Benutzer_149

Hallo Kollegen (nur zur Ergänzung),

oft wird (sinnvollerweise) auf eine Brandlastberechnung verzichtet, weil man weiß, dass sich die Brandlast im Gebäude im Laufe der Nutzung ändert (kommt nach meiner Erfahrung gar nicht so selten vor). In diesem Fall kann man natürlich auch kein tä "schätzen".

Grüße Lutz Battran

Benutzer_822

Autor: Schächer Liebe Brandschutzfreunde: bitte denken Sie zunächst darüber nach, wozu ein Rauch u n d W ä r m e a b z u g erforderlich wird. Wenn ich eine

F 30 Halle habe und meine Abzugsflächen nach 10 oder 15 Minuten offen stehen, habe ich noch Zeit, in der meine Konstruktion durch den Abzug "wärmeentlastet" wird, d.h. durch 5 % Wärmeabzug bleibt sie länger stehen als "nur" 30 Minuten.

Bei 5 % Abzugsforderung habe ich aber F Null Konstruktionen, d.h. ungeschützte Stahlkonstruktionen usw. Wenn dann die Abzugsflächen für Wärme "schon" nach 10 Minuten öffen (Glasbruch oder Kunststoffausschmelzung usw.) - steht meine Halle dann überhaupt noch ? Hat sie sich in den vom Brand belasteten Bereichen schon nahe 500° erwärmt oder auch mehr und verzogen / ausgedehnt und geht in Bruch über ??? Oder ist sie "erst" auf 200° aufgeheizt und kann sie noch eine "entlastete Erwärmung" (d.h. ein Teil der Hitze zieht ab, ein Teil erwärmt die Konstruktion weiter)vertragen ?

Bei einem Brand in einer Werkstatt hatten wir Wände und Betonstützen, darauf ungeschützte Stahlträger und ein Trapezblechdach. Bevor das Blechdach "durch" war und ohne daß die Seitenfenster (handelsübliches Iso Glas) zu Bruch gingen, hat die Stahlkonstruktion Wände umgedrückt (Ecken raus, Löcher rein) und Stützenköpfe abgerissen. Dann kam die Dachflächenöffnung, praktisch garnicht kamen die Seitenfenster, die von der Brandstelle etwas entfernt aber innerhalb der nicht sonderlich großen Halle waren. Mit auf Rauch öffnenden RWA (und etwas Zuluftöffnungen "unten") wären Rauch und Hitze weitestgehend abgezogen und die Stahlkonstruktion hätte nicht die angrenzenden Wände beschädigt.

Als reine Stahlkonstruktion hätte die Halle auch schon umfallen können,

b e v o r die Fenster sich vor Hitze geöffnet hätten. Wegen der zu erwarteten Schiefstellung also Einsturzgefahr und kein Innenangriff möglich. Und Außenangriffe sind nicht sonderlich effektiv ...

Von daher: bei aller Überlegung zur Öffnungszeit von RWA: immer bedenken, ob die Konstruktion so viel Geduld aufbrigt und danach noch hinreichend sicher für den Innenangriff begangen werden kann. Bei F Null: "schnelle" Öffnungen Abluft UND Zuluft.

Schächer

IB Statik+baul.Brandschutz

Fachberater Statik f.d.Fw

vonhof

Hallo Herr Schächer,

wenn wir schon beim Thema "Schutzziele" sind, so beachten Sie bitte, dass die Wärmeabzugsflächen niemals dazu dienen, der Feuerwehr einen Innenangriff zu ermöglichen. Dazu sind die Rauchabzugsflächen da.

Bei dem WA geht es eben nur darum, die tragenden Bauteile thermisch zu entlasten, um eine gewisse, weiter nicht definierte Standsicherheit zu erreichen. Und keinen deut mehr. Wir machen uns keine Gedanken darüber, ob die Konstruktion am Ende des Brandereignisses gerade ist oder verbogen oder ob irgendwelche Bauteile dann perforiert sind oder nicht (außer bei Brandwänden).

Und bei einer F 30-Konstruktion benötige ich gar keine Wärmeabzugsflächen. So what?

Und wenn bei einer F 0-Konstruktion die WA-Flächen erst öffnen, wenn Ihre Stahlkonstruktion versagt, also jenseits von 500 °C, dann stimmt irgendwas mit ihren WA-Flächen nicht, die bei spätestens 300 °C aufgehen müssen.

Von daher empfinde ich Ihren Beitrag als nicht sehr hilfreich.

Gruß

Alexander Vonhof