Brandschutz Holzbalkendecke

Benutzer_1313

Hallo,

meine Aufgabe ist es eine Holzbalkendecke bzg. Brandschutz zu beurteilen. In der Stellungnahme soll es dann heißen: erfüllt F30, F60 oder F90.

Wir haben die Decke geöffnet, Bau ca. 100 Jahre. Der Aufbau der Decke ist folgender:

Von oben nach unten:

Spanplatte 12mm

Dielen 25mm

Lattung 30/30, (über und parallel zu den Tragbalken)

Holzbalken 17/19cm; a=52cm

Unterdecke besteht aus verputzten Latten, evtl. Lehmputz.

Zwischen den Balken befindet sich eine Schlacke Füllung, UK-Füllung=Mitte Balken; Zwischen der Unterdecke (Putz) und bis Mitte Balken ist Leerraum.

Wie gehe ich bei der Beurteilung am besten vor. DIN 4102 T4 liefert meiner Ansicht nach kein befriedigendes Ergebnis. Wenn ich die Balken als nackt betrachte, dann F30. Es ist ja noch mehr vorhanden, außerdem brauche ich F60.

Für einen Tipp wäre ich sehr dankbar.

sascha

Benutzer_269

Hallo Sascha,

eine eindeutige Klassifizierung im Sinne der DIN 4102-4 ist für diese Decke sicher nicht möglich. Historischen "Weißdecken" (in allen möglichen Varianten) wird erfahrungsgemäß nur F30-B zugewiesen, mehr ist im Regelfall nicht möglich.

Viele Grüße

Joachim Müller

Benutzer_1313

Danke für die Rückmeldung.

ansonsten, wenn mehr als F30 erwünscht bleibt nur noch eine EDV Simulation übrig? ...die wir im Büro nicht haben. traurig.

mfg

Benutzer_822

da kann man rechnen was man will, die Ausführung ist maßgebend, nämlich, ob der Putz oben bleibt oder runter fällt. Ich war So/Mo wieder bei einem heftigen Brand und bei zwei geplatzten Rohrlitungen, es fällt der Putz und die Widerstandsfähigkeit von unten ist futsch. Die Balken sind F 30, die Holzdeckung mit 37 mm auch, mehr erhält man nur, wenn man den Putz mit Drahtgewebe sichert und noch was drauf legt oder Unterseiten GKF dran macht.

Wichtige Frage: altes haus - warum mehr als F 30 Decken ? Nach alter HBO fh zulässig ... in dieser Richtung nachweisen. mfg Schächer

Benutzer_1313

Bestandsschutz, das war auch meine erste Frage an die Architektin, die auch die Brandschutzplanung macht. Da hies es F60.

vielen Dank

Benutzer_1836

Hallo zusammen,

auf die Gefahr hin, dass ich der einzigste bin der es nicht verstanden hat:

Wie weise ich bei "historischen Weißdecken" F30-B nach? Ich beurteile gerade ein altes Kloster. Und wie ja hier gesagt, die Decken passen nicht in die DIN 4102....

Für eine Erläuterung wäre ich dankbar.

Benutzer_269

Hallo Th. Binkert,

einen echten "Nachweis" wird man nicht führen können, hierfür bräuchte es ja geprüfte Aufbauten, an denen man sich orientieren kann. Frühe Versionen der DIN 4102 und Kommentare zur Bayerischen Bauordnung von 1901 geben einen Anhaltspunkt dafür, welche Konstruktionen als "feuersicher" (nach heutigem Verständnis feuerhemmend) bzw. als "feuerfest und unverbrennlich" (heute feuerbeständig) galten. Die Betonung liegt auf "galten", da es ja noch keine Prüfung sondern nur Schadenserfahrung gab.

Der F30-B-Einstufung historischer Decken mit unterseitigem Rohrputz wird behördlich im Regelfall gefolgt, sonst wäre ja kein Denkmalschutz mehr möglich.

Benutzer_1313

Hr. Schächer,

wenn wir den Putz untersuchen und es sich herausstellt, dass ein Drahtgewebe verbaut wurde, kann man in diesem Fall noch was rausholen?

Benutzer_2375

Wenn Sie noch etwas rausholen wollen, dann machen Sie am besten eine "Warmbemessung des Aufbaus".

Oder aber sie bauen eine qualifizierte raumabschließende Unterdecke ein.

Dieses herumeiern bringt doch nix, lieber eine klare Aussage die Decke ist so nur F30 Punkt, und dann überlegen was machen wir.

Klar soll man Sparen, die Frage ist bloß ob man damit leben kann, wenn man weiß, dass wenn ich nicht gesagt hätte die Holzbalkendecke ist in dem Aufbau mehr als F30, wäre die Person im Brandfall nicht durch die Decke geknallt und verbrand. Können Sie damit Leben?

Benutzer_1795

Hallo!

Also wenn ich in die DIN 4102-4 schaue, entspricht Ihre Decke doch - den Putz mal aussen vor gelassen - dem Aufbau einer Decke F30-B.

Sollten Sie Zweifel am Putz haben, z.B. weil das Trägergewebe nicht stimmt oder der Putz kein Mineralputz ist, können Sie diesen doch nach Ziffer 5.3.3.3 DIN 4102-4 durch eine GKF-Platte mit einer Dicke von 25mm ersetzen oder diese zusätzlich aufbringen. (Bei System von bekannten Herstellern reichen auch 10mm zur unterseitigen Ertüchtigung).

Weitere Informationen zu den Deckentypen können Sie auch dem "Holz Brandschutz Buch" von Kortina Meyer-Ottens entnehmen.

Eine Simulation (wir haben so eine Software) bringt hier nämlich nichts. Erstens müssten Sie ein Bemessungsszenario haben und dann muss das Programm mit spezifischen Daten gefüttert werden. Stahl mag ja gehen, aber das Brandschutzverhalten von Lehm-Stroh-Verstrichen? Naja ;)

Benutzer_822

wenn Sie in der Putzlage eine hinreichende Drahtbewehrung haben (nicht nur Bindedraht) dann die Befestigung des Drahtgewebes im Untergrund prüfen, notfalls nachbefestigen, daß der Putz nich abfällt, dann können sie den anrechnen. mfg Schächer