Industriebaurichtlinie im Verwaltungsbereich

Benutzer_891

Neubau Produktionsgebäude mit

Werkstätten und Prokuktionsräumen und Lager, ca. 2.100 m2 im EG,darüber im OG Verwaltung + Büros ca. 1.700 m2.

Wenn für das EG die Musterindustriebaurichtlinie angewendet wird, was gilt dann für das OG ( Verwaltung+Büros )? Musterindustriebaurichtlinie oder BayBO?

Wäre für eine Antwort dankbar.

Benutzer_2375

Meines Erachtens kann für den Verwaltungstrakt nicht die Industriebaurichtlinie mit dem Passus Meisterbüro genutzt werden, somit wird sich der Bau warscheinlich nur schwer unter die Industriebaurichtlinie alleine packen lassen. Ggf. muss die Versammlungsstättenrichtlinie mit hinzugezogen werden oder die Vorschrifen für Bürogebäude mittlerer Höhe.

Durch die 2stöckige Bauweise werden wohl die tragenden Bauteile in F90 sein müssen und min. 2 bauliche Rettungswege für den Bürotrakt unabhängig von der Industriehalle vorhanden sein.

Mattes

Hallo ruschel 13,

Mixt man verschiedene Gebäudetypen bzw. Nutzungen -wogegen ja im Grundsatz nichts spricht- sind dann mindestens die Anforderungen der höherwertigen Bauvorschrift auszuführen.

Grundsätzlich ist der Komplex dann nach LBO auszuführen, wobei aufgrund der Flächen und verschiedenen Nutzungen weitergehende Anforderungen unausweichlich werden (z.B. die von JeSchoppi erwähnten mindestens 2 baulichen Rettungswege aus dem OG).

Vermutlich werden auch besondere Anforderungen an die Ausführung des Rauchabzugs oder eine Brandmeldeanlage unumgänglich sein.

Das zu klären, ist Aufgabe des schutzzielorientierten Brandschutzkonzepts!

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_466

Wenn das Gebäude bei uns in Bremen stehen würde, hätte ich Schwierigkeiten spontan anzugeben welches die "höherwertige" Bauvorschrift ist.

Der vom Vorredner angeführte 2. bauliche Rettungsweg ist z.B. in der IndBauRL unter 5.5.4 für mehrgeschossige Industriebauten (> 1.600 m?) ebenfalls gefordert.

Es stellt sich sogar die Frage ob nicht sogar die IndBauRL angewendet werden MUSS, da es sich um einen Gewerbebau handelt und die IndBauRL HÖHERE Anforderungen stellt als die LBO (das mag aber in Bayern anders aussehen).

Gruß aus dem Norden

Piet

Mattes

Hallo Piet,

bei näherem Nachdenken sehe ich ein, dass höherwertige Bauvorschriften nicht in diesem Sinne existieren- gemeint sind natürlich die darin festgelegten Anforderungen.

Und zugegebenermaßen hatte ich da in erster Linie die Anforderungen an den Feuerwiderstand von Bauteilen im Blick.

Im Übrigen wird man um ein schutzzielorientiertes Konzept -Vorschriften hin oder her- nicht herumkommen.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_206

Meine Erfahrung in einem ähnlichen Fall:

Ein 4-geschossiges F90-Gebäude mit

EG = Industriebau 1800 m?, ein Brandabschnitt ohne BMA und

3 OGs = Verwaltung

habe ich (mit schriftlicher Bestätigung der OBB) wie folgt eingestuft:

Nach Achschnitt 6 / Tab. 1 der InBauRL zunächst = 4-geschossiges Gebäude

>> zulässige BA-Fläche = 1500 m? < 1800 m? = vorh.

>> Antrag auf Abweichung: Einstufung des EG als erdgeschossiger IndBau

Begründung: EG = separater BA durch Einhaltung von Ziff. 5.9 IndBauRL

durch mind. 1,5 m F90-Brüstungen.

Abhandlung der Obergeschosse nach BayBO.

Bei einem 2-geschossigen Gebäude gibt es noch Spielraum nach Ziff. 5.3

der IndBauRL.

Es macht keinen Sinn, eigenständige Büro-Nutzungseinheiten nach IndBauRL

oder größere Industrieflächen nach Bauordnung zu bewerten.

Vielmehr muss man in einem Konzept die Feuerwiderstände der Trennungen

festlegen.

Gruß

Erich Sauter

Benutzer_891

Die im OG geplanten Büros mit Verwaltung gehören zum Industriebau des Erdgeschosses, d.h. zweigeschossiges Gebäude, 1 Nutzer, im EG Produktion, im OG Verwaltung.

clammer

Ich sehe es so wie Herr Sauter und würde auch Ihren Fall so betrachten. Die "Verwaltung" - in der geschilderten Größe - sehe ich nicht als Industriebau im Sinne der IndBauRL; ist schon ein bisschen mehr als ein "Meisterbüro" ...

Gruß

C. Lammer

Benutzer_466

Das hier angesprochene Gebäude horizontal gegliederte Gebäude, ist (in Bremen zumindest) der Gebäudeklasse 3 zuzuordnen, und auf Grund der Ausdehnung (>1.600 m?) als Sonderbau zu betrachten.

Bei Sonderbauten stellt sich im allgemeinen die Frage, gibt es ggf. eine anzuwendende Richtlinie. Hier sollte die Sinnhaftigkeit der Anwendung der IndBauRL geprüft werden, denn letztlich ist es für die Feuerwehr egal ob in einem Raum 5 Personen an Nähmaschinen Bekleidung fertigen oder ob 5 Ingenieure in einem Büroraum neue Produkte entwickeln. Entscheidend ist m.E. das es sich um Arbeitsplätze (also keinen Wohnraum) handelt.

Nicht umsonst wird in den Erläuterungen zur IndBauRL aufgeführt:

"Diese Richtlinie kann auch zur Begründung von Erleichterungen nach § 51 MBO für Gebäude und bauliche Anlagen verwendet werden, die nicht unmittelbar vom Geltungsbereich der Muster-Industriebaurichtlinie erfasst werden, jedoch hinsichtlich ihres Brandrisikos mit Industriebauten vergleichbar sind (z. B. gewerbliche Nutzungen im Bereich des Kfz-Handels); dies betrifft nicht die Regelungen für die Rettungswege."

Gerade bei mehrgeschossigen Industriebauten sind die Forderungen der IndBauRL gegenüber der LBO nicht überall als Erleichterungen zu begreifen, so dass einer konsequenten Umsetzung der IndBauRL m.E. nichts im Weg steht.

Die Herangehensweise des Gebäudes nach verschiedenen Rechtsvorschriften zu beurteilen kommt m.E. nur bei einer vertikalen Teilung des Gebäudes in Frage. Wenn es sich also um zwei aneinander grenzende Baukörper handelt, die durch eine Brandwand (bzw. einer nach LBO zulässigen Wand an Stelle einer BW) getrennt sind und jedes dieser Bauteile für sich als Gebäude beurteilt wird. Hier würde ich einer Beurteilung "links der BW => LBO, rechts der BW => IndBauRL" zustimmen.