Brandschutz in Bestand noch?

Benutzer_454

Ich habe ein Gebäude zu bewerten (Facharbeit Brandschutzstudium), welches 1937 erbaut wurde und im Verlauf von fast 70 Jahren achtmal erweitert wurde.Jedesmal wurde die bestehende Gebäudeabschlußwand aufgebrochen und eine Verbindung / Verbindungsgang zum nächsten Anbau geschaffen. Die Öffnungen sind mit max. RS - Türen bzw. F30 Türen verschlossen worden. Der letzte Anbau wurde 2004 errichtet. Für jeden Anbau liegen Baugenehmigungen/Abnahmen ohne besondere Anforderungen vor.

Die Gebäudehöhe beträgt max. 6,00m OKF oberste Nutzung. Die Nutzung ist innerhalb einer chem. Großindustrie als reines Verwaltungsgebäude.

Es existiert eine anerkannte Werkfeuerwehr (Gruppenstärke).Es gibt nur für bestimmte Raumabschnitte eine BMA und eine aut. Löschanlage gibt es nicht. Die Gesamtgröße des Komplexes beträgt ungefähr 150 m x 15m.

Frage: Kann ich hier Brandschutz in Bestand ausschließen und kann somit die heute gültige LBauO NW 2000 als Bewertungsgrundlage nutzen?

Stefan

Benutzer_197

Hallo Stefan,

vermutlich wird hier Bestandsschutz gelten, wenn nicht nur in den Baugenehmigungen keine Anforderungen gestellt sind sondern auch bei den Abweichungen von der zum Zeitpunkt der Errichtung bzw. Erweiterung geltenden Bauordnung die entsprechenden Befreiungen erteilt wurden. Im Prinzip müsste daher m. E. für alle Abweichungen von der zum Zeitpunkt der letzten Änderung geltenden BauO auch für den Bestand Befreiung erteilt worden sein, damit der Bestandsschutz gilt, denn ich betrachte das Gebäude ja immer als ganzes.

Aber selbst wenn hier Bestandsschutz gelten sollte, stellt sich natürlich die Frage, ob hier nicht zumindest aufgrund der Gebäudeausdehnung eine teilweise Anpassung an das geltende Baurecht vorgenommen werden sollte.

Mit freundlichen Grüßen,

F. Fleischhauer

vonhof

Abgesehen davon: Das Objekt hat eine Größe von mehr als 1.600 m? und ist damit ein Sonderbau (sofern nicht doch Brandwände zwischen den Gebäudeteilen angeordnet wurden). Für Sonderbauten sind in NRW bei genehmigungspflichtigen Baumaßnahmen zwingend Brandschutzkonzepte von staatlich anerkannten Sachverständigen vorzulegen. Die Pflicht gilt seit dem Jahr 2000.

Da der letzte Anbau 2004 errichtet wurde, müsste eigentlich ein solches Brandschutzkonzept vorliegen, der - wie Herr Fleischhauer schon bemerkte - eine brandschutztechnische Gesamtbewertung des gesamten Gebäudes beinhalten müsste.

Schöne Grüße

Alexander Vonhof