Gebäude mittlerer Höhe

Benutzer_99

Bundesland: Bayern Autor: Kai Kühnel Werte Forumsteilnehmer,

ich bin derzeit am Knabbern an einem Fall, der bestimmt schon oft aufgetreten ist, aber mir kommt er zum ersten Mal unter.

Hanghaus Talseite Süden

Nutzungseinheit 1

Kellergeschoß Aufenthalsträume nach Süden

2. Rettungswege ebenerdig ins Freie

Erdgeschoß

2. Rettungswege ebenerdig ins Freie (nach Norden)

Nutzungseinheit 2

Obergeschoß

2. Rettungswege über anleiterbare Fenster

UND JETZT

Speicher nicht ausgebaut, aber ein Aufenthaltsraum ist natürlich möglich. Der Fußboden dieses Speichers hat zur Talseite 8,50 m Höhe über Gelände, damit wird das Gebäude mittlere Höhe. Gibt es keine Möglichkeit das anders zu interpretieren? Die BayBO sagt ja an einer Stelle genügt.

Eine Variante wäre durch einen künstlich eingefügte Ebene

Zangen auf Höhe 2m im Dach einen Aufenthaltsraum zu verhindern.

vonhof

Hallo Herr Kühnel,

das Gebäude ist, wie Sie beschreiben, ein Gebäude mittlerer Höhe. Sie geben jedoch nicht zu erkennen, welches Problem Sie denn mit dieser Einstufung verbinden.

Grüße

Alexander Vonhof

Benutzer_438

Sehr geehrter Herr Kühnel,

ohne Kenntnis des genauen Wortlautes der BayBO erscheint mir die Einordnung als ein Gebäude geringer Höhe möglich, wenn hangseitig eine anleiterbare Stelle für tragbare Leitern (Fußbodenhöhe bis 7 m über Gelände) existiert. In diesem Falle einen Antrag auf Abweichung bei der uBAB stellen. Diese Vorgehensweise war bei einem ähnlichen Fall in Sachsen erfolgreich.

Mit freundlichen Grüßen

Maik Mahr

Benutzer_99

Autor: Kai Kühnel Sehr geehrtere Forumsteilnehmer,

mein Problem ist, daß ich meinen Bauherren nicht unnötigerweise einen höheren Aufwand (z.B. Prüfstatik, aber nicht nur) verursachen will.

Wenn ich jetzt den Speicher durch eine känstliche Ebene auf 2.19m reduziere, so ist kein Aufenthaltsraum mehr möglich und das Verfahren sehr viel einfacher. Ich weiß aber nicht ob dieser Kniff in Ordnung ist.

Ist es so nicht möglich, dann handelt es sich um ein Gebäude mittlerer Höhe obwohl alle fiktiven Aufenthaltsräume von der Bergseite her unter 7 m anleiterbar wären, von der Talseite aber 8,5m.

Vielen Dank fürs "Mitdenken"

Mit freundlichen grüßen

Kai Kühnel

@ Herr Mahr

BayBO Art. 2

Begriffe

(3) 1 Gebäude geringer Höhe sind Gebäude, bei denen der Fußboden keines Geschosses, in dem Aufenthaltsräume im Sinn des Art. 45 Abs. 2 möglich sind, an einer Stelle mehr als 7 m, Hochhäuser solche, bei denen dieser Fußboden mehr als 22 m über der natürlichen oder festgelegten Geländeoberfläche liegt. 2 Alle anderen Gebäude sind Gebäude mittlerer Höhe.

Abschnitt VI

Aufenthaltsräume und Wohnungen

Art. 45

Aufenthaltsräume

(1) Aufenthaltsräume sind Räume, die nicht nur zum vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt sind oder nach Lage und Größe dazu benutzt werden können.

(2) 1 Aufenthaltsräume müssen eine für ihre Benutzung ausreichende Nutzfläche und eine lichte Höhe von mindestens 2,40 m, im Dachgeschoß mindestens 2,20 m haben. 2 Eine größere lichte Höhe ist vorzusehen, wenn es die besondere Nutzung der Räume, insbesondere als Arbeitsräume, erfordert.

Benutzer_99

Autor: Mahr Sehr geehrter Herr Kühnel,

der Wortlaut der BayBO ist der gleiche, wie in der alten SächsBO. Wie schon oben erwähnt, habe ich es bei einem ähnlichen Fall über eine Abweichung klären können. Es macht meines Erachtens auch keinen Sinn höhere Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer der tragenden Bauteile zu stellen, wenn die Anleiterung mit tragbaren Leitern an die höchste mögliche Aufenthaltsebene gewährleistet ist. Da auch die Schwierigkeit der Statik nicht von der möglichen Nutzung des Dachraumes als Aufenthaltsraum abhängt, wäre die Einordnung als Gebäude mittlerer Höhe formal zwar richtig, aber meines Erachtens eine nicht beabsichtigte Härte für den Bauherrn.

Mit freundlichen Grüßen

Mahr

vonhof

Hallo Herr Kühnel,

ich würde die von Ihnen vorgeschlagene Variante der abghängten Decke als "legalen Trick" bezeichnen, auch wenn die 2,19 m für mein Empfinden ein wenig zu Nah an den 2,20 m sind. Aber 2,10 m wären wohl in Ordnung.

Herr Mahr, ein Gebäude wird nicht zu einem Gebäude geringer Höhe, nur weil jemand beschießt, dass dieses nun eines sein soll. Ein Gebäude mittlerer Höhe ist per Gesetz ein Gebäude mittlerer Höhe. Ich kann auch ein Hochhaus nicht zu einem Gebäude mittlerer Höhe machen, nur weil ich dann Erleichterungen habe. Und dann kommt in Bayern auch wieder die bauaufsichtliche Behandlung des Bauvorhabens, die bereits genannte Prüfstatik, die Qualifikation des Entwurfsverfassers (mit oder ohne besondere Kenntnisse) ins Spiel usw.

Gleichwohl kann man aber bei dem beschriebenen Gebäude sicherlich Erleichterungen von den materiellen Anforderungen unter Umständen zulassen. Aber auch hier ein Beispiel, warum die Einstufung so wichtig ist. BV geringer Höhe => F30 oder "F0"- Bauteile. BV mittlerer Höhe => auf jeden Fall als Abweichung mindestens F30, normal F 90-AB. Aber anstelle von F90-AB jetzt auf einmal F0-B? Und was ist mit den tragenden Bauteilen im Kellergeschoss?

Also mein Fazit, solange der Gesetzgeber die BayBO nicht ändert: Gebäude mittlerer Höhe und ein vernünftiges Brandschutzkonzept, dann läuft die Sache.

Und was die Kosten betrifft: Das Argument "unnötig hoher Aufwand" zählt nicht. Der Bauherr entscheidet, was und wie er bauen will. Dann muß er auch die Kosten dafür tragen. Er kann sich auch entscheiden, anders zu bauen, dann wird es eben auch billiger (oder teuerer, je nach dem). Ganz einfach.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_99

Autor: Mahr Sehr geehrte Forumsteilnehmer,

habe nochmal in der Verwaltungsvorschrift zur alten SächsBO nachgesehen. Ich zitiere aus 2.3.2

"Soweit das Maß zwischen Aufstellfläche für Rettungsfahrzeuge der Feuerwehr und der Nutzungseinheit mit dem höchst gelegenen Aufenthaltsraum zu einer günstigeren Einstufung in eine Gebäudekategorie führt, ist dies im Zuge der Erteilung einer Befreiung nach § 68 (SächsBO) zulässig."

Übrigens: die neue SächsBO definiert nunmehr die Höhe als Maß zwischen FB des höchsten (möglichen) Aufenthaltsraumes und der Geländeoberfläche im Mittel! Ist meines Erachtens analog der Formulierung in der MBO.

Gruß

Maik Mahr

Benutzer_99

Autor: Kai Kühnel Sinnvoll wäre wohl, den ganzen Text umzukehren in dem Sinne, daß ein Gebäude solange geringer Höhe ist, wie jede Nutzungseinheit in jedem Geschoss anleiterbar ist.

Die entspr. Regelung der BAyBO ist schlecht.

Die der sächsischen schon viel besser, die der neuen scächsichen auch.

Man stelle sich mal vor ein Bungalow liegt an einer steilen Hangkante. Ist das ein Gebäude mittlerer Höhe?

@ vonhof

Meinen Sie man kann sich den Trick irgendwo absegnen lassen?

vonhof

Wieso soll das jemand absegnen? Wenn im Dachgeschoss-Grundriss keine Aufenthaltsnutzung angegeben ist und die Raumhöhe ansonsten zu niedrig ist, als der Raum als Aufenthaltsraum genutzt werden könnte (dürfte), ist die Sache doch erledigt. Die Anforderungen der Bauordnung werden beachtet.

Soll der Raum später als Aufenthaltsraum "aktiviert" werden, sind die dann geltenden Bauvorschriften einzuhalten (und ab nächstem Jahr gilt vielleicht bereits die Regelung mit der gemittelten Geländeoberfläche, siehe Entwurf zum Deregulierungsgesetz.).

Also: Rettungsfenster einbauen (Achtung: muss dann lt. Entwurf 1,2 x 0,9 m groß werden), Anleiterbarkeit berücksichtigen und ...abwarten.

Gruß

A. Vonhof

Benutzer_822

Autor: Schächer Lieber Herr Kühnel,

ich bin mit solchen Tricks sehr vorsichtig und rate davon auch dringend ab: die "formale Höhe" 2,00 oder 2,10 oder 2,19 m verhindert nicht, daß spielende Kinder dort übernachten wollen. Solches "Zelten" im Dachgeschoß macht doch Riesenspaß. Und wenn die Bude dann brennt, kommt man an die Kinder nicht dran.

Formal heißt das : "Schaffung einer Verkehrsgefahr" - und das kann richtigerweise, weil man die Kinder mit dem Trick umgebracht hat, Haft bedeuten.

Ich meine, man solle sich mal überlegen, ob man von der bergseitigen Seite aus ordentlich anleitern kann, dann macht man diesseits ein ordentliches Fenster rein und läßt sich diese Konstruktion auch genehmigen. Und dann kann man im gefahrenfall auch dran, retten und löschen. Und das sollte uns doch die vornehmstze Aufgabe sein, unseren Nachwuchs zu schonen (wo wir doch ohnehin schon zu wenige Kleine haben).

Beste Grüße Schächer

Benutzer_149

Liebe Kollegen, bitte nichts durcheinandermischen: Leider sind die bauaufsichtlichen Begriffe in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich definiert und werden auch von den einzelnen Gesetzgebern unterschiedlich kommentiert.

Bayern:

Art. 2 (3)BayBO 1Gebäude geringer Höhe sind Gebäude, bei denen der Fußboden keines Geschosses, in dem Aufenthaltsräume im Sinn des Art. 45 Abs. 2 möglich sind, an einer Stelle mehr als 7 m, Hochhäuser solche,

bei denen dieser Fußboden mehr als 22 m über der natürlichen oder festgelegten Geländeoberfläche liegt.

2Alle anderen Gebäude sind Gebäude mittlerer Höhe.

"..an einer Stelle..." heißt hierbei: Wird an einer Stelle das entsprechende Maß (7m) überschritten, handelt es sich um ein Gebäude mittlerer Höhe. Das Bayerische Staatsministerium des Inneren hat dies immer wieder bekräftigt und zwar ohne Rücksicht wie sich die Anleiterung durch Leitern der Feuerwehr gestaltet. Ohne Berücksichtigung bleiben lediglich Tiefgaragenabfahrten, Lichtschächte und Ähnliches.

(Achtung: Maßgebliches Geschoß: Wo Aufenthaltsräume aufgrund der Höhe >>>möglich Querverweis auf Art 45)

Übrigens kann man von solchen Festlegungen im Rahmen des Art. 70 BayBO auch nicht abweichen (liegt nicht in der Kompetenz der unteren Bauaufsichtsbehörde). Wo man natürlich eine Abweichung beantragen kann sind die materiell-rechtlichen Anforderungen. Und da spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, ein Gebäude mittlerer Höhe, das an einem steilen Hang liegt, nicht mehr als vier Geschosse aufweist und in jedem Geschoß einen direkten Ausgang ins Freie hat (das war doch das Beispiel in der Frage..?) im Bereich der tragenden Wände und Decken als Abweichung feuerhemmend auszuführen.

Grüße Lutz Battran

vonhof

Und noch ein Wort zu Herrn Schächer: Das Dachgeschoss war nach den Vorgaben des Fragestellers und nach meinem Vorschlag voll durch die Feuerwehr anleiterbar. Also kein Problem, Kinder von dort oben herauszuholen.

Abgesehen davon: Man kann alles "kaputtdenken", und das selbe Problem kann man in unzähligen Varianten konstruieren, z. B. auch für Hobby- oder Partyräume im Keller im EFH usw. usw. Aber das ist kein bauordnungsrechliches Problem, und auch keines der Schaffung einer Vekehrsgefahr.

Gruß

A. Vonhof

Benutzer_99

Autor: Kühnel Gerade eben bekam ich von der Bauherrin die Auskunft, daß der bauunternehmer mit dem Sachbearbeiter vereinbart hat, daß das gebäude mittlerer Höhe keines ist.

Das ist doch wirklich lustig.

Der Herr Battran wird mich jetzt fragen, wie der Sachbearbeiter heißt, aber ich werds glaub ich nicht sagen.

Mir ist schon klar, daß das vom Entwurfverfasser zu verantworten ist und nicht von der Behörde. Aber ist es das der Behörde? Herr Battran sie kennen die ja alle.