Entrauchung einer Verkaufsstätte

Benutzer_203

Hallo Zusammen,

bitte nicht stöhnen nach dem Motto "schon wieder".

Ich habe mal hier mal nach meinem Entrauchungsproblem gesucht und sehr viel gelesen aber bin nicht wirklich fündig geworden.

Herr Schächer hat in einer dieser vielen Beiträge zum Thema Entrauchung gesagt "Verkaufstätten müssen entraucht werden" (das sehe ich auch so) und auf Hochleistungslüfter der Feuerwehr verwiesen (ist für meinen fall auch i. O.).

Es handelt sich um ein 2-geschossiges Gebäude (insgesamt alles VK) und in einem Teilbereich von ca. 1700 m? im EG soll nun eine Nutzung rein. Der Sachverständige wurde aufgefordert in seinem Konzept etwas zur Entrauchung zu sagen, kommt aber nicht weiter und möchte sich mit uns nun abstimmen. Daher würde ich gerne einmal eure Meinung hören.

Situation:

- VK 1700 m? liegt mit 2 Seiten über Eck an einer Außenwand

- Eine Türe 2x2 m als Eingang und es gibt sogar einen 2 Rettungsweg über einen kleinen Raum an einer Seite über eine Türe 1x2 m ins Freie (eigentlich aus meiner Sicht auch zu wenig)

-Weiter Öffnungen gibt es nicht

- Bauherr möchte keine weitere Türen

- Bauherr möchte keine öffenbaren Fensterflächen

Lösungen:

Bauherr sieh zu dass du Öffnungen schaffst, zumindest so das eine Hochleistungslüfterquerlüftung (schönes Wort) möglich ist.

Eingang für Lüfter (ca. 40.000 m?/h) nutzen und einen oder zwei Ventilatoren als Abluft (welche Leistung dann?)

Jeder andere gute Vorschlag ist willkommen

Da das Gebäude 2-geschossig ist und noch ein großer Möbelmarkt mit drin ist sollte ein wirksamer Löschangriff auch möglich sein (als wenig etwas Sicht für die Feuerwehr) was die Frage nach "nur Kaltentrauchung" auch aufwirft.

Freue mich über Diskussion und Vorschläge. Danke

Wolfgang Cordier

Benutzer_2375

Hallo,

ich kenne einen Fall in einem Großbüro ca 1600m? die Zuluft wurde mit 2 mal 40000m? plus Öffnungen und die Abluft mit 3 mal 60000m? festgesetzt aufgrund von Strömungsberechnungen und verwinkelungen.

Aber ich denke auch bei Ihnen sollte es mindestens 1 60000m? Ablüfter sein besser 2. Zudem Rauchtest oder Simulation incl. Strömungsberechnung.

Benutzer_822

wir haben einmal einen Buchladen "entlüftet" weil der Bauherr partout keine Löcher in das Dach machen wollte und es war Krampf. Und eine 4 geschossige "Kistenwäsche" ebenso mit Rauchabzugsanlage, war teuer und nicht so toll.

Ich habe die beiden Fälle lange Zeit mit verschiedenen Feuerwehren besprochen, um hier ordentliche und bezahlbare Lösungen zu finden.

Mein Ergebnis: eine Doppeltür als Zugang und Zuluft im Treppenraum, man kann einen Großlüfter an die Haustür stellen, einen weiteren an die Nutzungseingangstür und reinblasen. Gegenüber gibt es mehrere ("reichlich") Fenster, die man vom Zugang aus motorisch öffnen kann, z.B. nach außen drehen (nicht kippen), daß große Flächen frei werden. Dann bläst man rein und kann mit dem kalten Luftstrom bis zur Brandstelle gelangen, weil der Rauch gegenüber rausgeblasen wird. Vorsicht: Durchzündung bei unvollständiger Verbrennung (mal mit Sprühstrahl "Wolke" etwas abkühlen), dann kommt man gut voran.

Ohne öffenbare Fenster geht gar nichts, dann ist die Hütte nicht sicher und damit nicht genehmigungsfähig. "Motorisch" und gegenüber heißt: ich muß niemanden "eintauchen" lassen und nicht gegenüber fenster von außen einschlagen. Ist mit Durchzündung immer gefährlich. Muß nicht sein.

Die Lösung ist robuster als eine installierte Lüfteranlage. Luft z u g zieht nichts weg, weil der heiße Rauch große Volumina bildet und sich nur träge bewegen läßt, D r u c k geht ganz gut.

Rauchventilationsabzug ist ziemlich anfällig, wenn die Zuluftöffnungen noch nicht offen sind. Es macht keine Freude, große Eingangstüren reinzusaugen (wäre uns beim Betriebsversuch fast passiert ...), inzwischen haben (fast) alle Feuerwehren leistungsstarke Lüfter und das bläst den Rauch schön weg. mfg Schächer

Benutzer_203

Hallo Zusammen,

da jetzt das Konzept vorliegt wollte ich noch mal auf die beiden Antworten eingehen und noch mal eure Meinung abfragen. Zuvor noch eine Korrektur. Durch das abtrennen von Lagerräumen (Wände F0) ist die Verkaufsfläche jetzt 1200 m? (abgetrennte Lager- und Büroflächen 500m?).

@JeSchoppi:

2 x 60.000 kommt ungefähr mit dem hin, was wir aus der DIN 18232-5 herausbekommen haben (ca. 113.000 m?/h). Allerding stehen nur 6 m? Zuluft zur Verfügung und damit mehr als 3 m/s an Nachströmgeschwindigkeit.

@Schächer:

Querlüftung mit Lüftern der Feuerwehr würde uns auch genügen, leider fehlen die von ihnen großflächig angesprochenen Öffnungen

Nun zum Angebot des Sachverständigen:

Er bietet im Konzept eine Entrauchung in Anlehnung an die SBauVo Teil 1 = Versammlungsstätten (nicht Verkaufstätten) an und nimmt aus dieser (§ 16) die Vorgabe, dass bis 1000 m? maschinelle Rauchabzugsanlagen mit einem Volumenstrom von 36 m?/h je m?-Fläche ausreichen. Macht in unserem Fall einen Volumenstrom 43.200 m?/h aus. Das weicht von den Vorgaben der DIN (auch in VStätt ab 1000 m? anzuwenden) ab und macht direkt einen erheblichen Unterschied (s.o.) aus. Allerdings reicht dann auch die Zuluftöffnung.

Ist das nachvollziehbar (geringe höher Fläche von ca. 200 m?) oder eher nicht?

Wieso ist das bei dem eigentlich höheren Risiko von einer großen Anzahl von Personen (VStätt bis 1000 m?) mit 43.200 m?/h ausreichend und nach unserer DIN-Berechnung für das Objekt hier mit 1200 m? großem Raum müssen dann direkt über 110.000 m?/h her?

Dabei ist noch nicht mal berücksichtigt, dass nach DIN der Rauch dann auch noch Temperaturen > 300°C hat.

Ist der Ansatz für die Versammlungsstätten falsch gewählt?

Oder zielen wir mit der Anwendung der 18232 (110.000 m?/h und Ventilator > 300°C) über das erforderlich hinaus.

Damit ich hier mal für mich zu einem Ergebnis komme wäre ich für eure Meinungen sehr dankbar.

Wolfgang Cordier

WernerMueller

Hallo Wolfgang,

die Antwort liegt in dem Alter der Vorschriften.

Die VStättV (als modernere Vorschrift) geht von einer RauchABLEITUNG aus, also letzendlich nur einer Möglichkeit, Rauch (irgendwann) aus dem Raum zu schaffen. Der Personenschutz spielt hierbei keine Rolle, weil der schon vorher gelaufen ist.

Die VkV (als ältere Vorschrift) hat keine (zumindest aus heutiger Sicht) klare Trennung zwischen Entrauchung für den Personenschutz und Rauchableitung für den Einsatz der Feuerwehr.

Der Ansatz der DIN ist wiederum eine Rauchfreihaltung zum Personenschutz, kommt also den Forderungen der VkV nahe.

Gruß

Werner Müller