Gebäudeklasse - Fläche der Nutzungseinheiten

Benutzer_2239

Ist bei der Ermittlung der BGF zur Einordnung der Gebäudeklasse

die Grundfläche eines nicht ausgebauten Spitzbodens mit einzubeziehen?

Vielen Dank und viele Grüße

O. Gebhardt

Benutzer_1433

BadenWürttemberg:

Maßgeblich für Gebäudeklasse ist die Summe der Grundflächen aller Grundrissebenen. Nicht dazu gehören Grundflächen von nicht nutzbaren Dachflächen und Hohlräumen.

Hohlräume zwischen der obersten Decke und der Bedachung sind (nur dann) keine Geschosse, bzw. nicht zur Geb.klasse anzurechnen, wenn in ihnen Aufenthaltsräume nicht möglich sind. (z.B. wenn die lichte Höhe nicht über einen ausreichend breiten Bereich zur Verfügung steht).

firefly

Wie heisst es doch in der BayBO Art. 2 Abs. 3 Satz 2?

"Höhe im Sinn des Satzes 1 ist das Maß der Fußbodenoberkante des höchstgelegenen Geschosses, in dem ein Aufenthaltsraum möglich ist, über der Geländeoberfläche im Mittel."

BayBO Art. 2 Abs. 5: "Aufenthaltsräume sind Räume, die zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt oder geeignet sind."

BayBO Art. 32 Abs. 2 Satz 2: "In Gebäuden der Gebäudeklassen 1 und 2 sind einschiebbare Treppen und Leitern als Zugang zu einem Dachraum ohne Aufenthaltsraum zulässig.

BayBO Art. 45 Abs. 1 : "Aufenthaltsräume müssen eine lichte Raumhöhe von mindestens 2,40 m, im Dachgeschoss über der Hälfte ihrer Nutzfläche 2,20 m haben, wobei Raumteile mit einer lichten Höhe unter 1,50 m außer Betracht bleiben. 2 Das gilt nicht für Aufenthaltsräume in Wohngebäuden der Gebäudeklassen 1 und 2."

Wenn also der Spitzboden (ob nun ausgebaut oder nicht) die Anforderungen an einen Aufenthaltsraum erfüllen könnte (über Treppe erreichbar und hoch genug), ist er mit einzubeziehen!

WernerMueller

Nö.

Die Einteilung der Gebäudeklassen in Art. 2 (3) BayBO (genauer: GK 1,2 und 4) stellt auf die Fläche der Nutzungseinheiten ab.

Wenn also nun der Spitzboden nicht zu einer Nutzungseinheit gehört, sondern einfach nur ein Spitzboden ist, dann ist er nicht in die Flächenberechnung einzubeziehen (400-qm-Grenze).

Unabhängig davon ist die Frage nach der Fußbodenhöhe in Abhängigkeit der Möglichkeit eines Aufenthaltsraumes zu beantworten.

Gruß

Werner Müller

firefly

Auch wieder wahr, ich habe die BGF leider nicht in meine Antwort einbezogen und statt dessen nur auf die Fußbodenhöhe abgehoben!

Benutzer_2239

Hallo miteinander,

erst mal vielen Dank für die zahlreichen Antworten.

Der besagte Spitzboden ist relativ groß, so dass hier ein Aufenthaltsraum theoretisch möglich wäre. (Nach alter BayBO würde er aber die Kriterien für ein Vollgeschoss nicht erfüllen)

Erschlossen ist der Spitzboden klassisch über eine Einschubtreppe und wird

wie üblich als Lagerfläche genutzt.

Heißt das umgekehrt, wenn er nicht genutzt wird, ist die Fläche nicht mit einzubeziehen, ansonsten schon?

Will ich (bzw. mein Bauherr) nun verhindern, dass das Gebäude aus GK 1 in GK 3 rutscht (kleiner Anbau an Bestandsgebäude, mit Spitzboden >400qm, ohne

damit der Spitzboden nicht mehr als Lagerfläche genutzt werden kann...

Ein Aufenthaltsraum ist definitiv nicht geplant, hier wären ohnehin weitreichende bauliche Maßnahmen erforderlich (Treppe, Rettungsweg, Belichtung, etc...)

Im Art. 2 Abs. 7 BayBO steht noch:

"Hohlräume zwischen der obersten Decke und der Bedachung, in denen Aufenthaltsräume nicht möglich sind, sind keine Geschosse."

Zugegeben, der betroffene Spitzboden wäre ein relativ großer Hohlraum,

aber ein Aufenthaltsraum ist nach meiner Einschätzung nicht möglich, da die Belichtung nicht ausreichend wäre, kein zweiter Rettungsweg existiert, keine Wärmedämmung vorhanden ist, etc...

Somit wäre der Spitzboden kein Geschoss und demnach auch nicht auf die

BGF anzurechnen?!

Demnach gilt es zu klären, welche Voraussetzungen der Spitzboden erfüllen müsste, dass dort ein Aufenthaltsraum möglich wäre. An dieser Stelle bin ich der Auffassung, nicht nur die Größe/Höhe ist entscheident, sondern auch andere Aspekte wie Erschließung (notwendige Treppe), Rettungsweg, Belichtung...

In Art. 32 Abs. 2 BayBO steht noch: Einschiebbare Treppen sind als notwendige Treppe unzulässig, in GK 1 und 2 sind einschiebbare Treppen als Zugang zu einem Dachraum ohne Aufenthaltsraum zulässig.

Abschließend bin ich nun der Auffassung, dass im klassische Spitzboden (egal wie groß) mit Einschubtreppe kein Aufenthaltsraum möglich ist (vgl. Art. 32 Abs. 2), der Spitzboden somit entspr. Art. 2 Abs 7 kein Geschoss ist und demnach auch nicht auf die BGF anzurechnen ist!

Viele Grüße

Oliver Gebhardt

Benutzer_735

der Spitzboden ist doch wohl eine Art Lagerraum.

Und ein Lagerraum ist entweder Bestandteil einer größeren Nutzungseinheit (z.B. NE "Wohnung"), oder er stellt selber die aufenthaltsraumlose NE "Lager" dar - oder sehe ich das falsch?

Demzufolge ist die Fläche des Spitzbodens (d.h. des Lagergeschoßes) bei der Bestimmung der Gebäudeklasse anzusetzen.

Auch die fehlende Nutzung nimmt meines Erachtens eine Fläche nicht so einfach aus der Gesamtbetrachtung.

Wenn ich in einem Gebäude 3 Wohnungen habe und eine nicht vermiete bzw. vermieten kann, fällt das Häusl trotzdem nicht mehr in die GK1 oder 2, sondern ist der 3 zuzuordnen.

Im Übrigen betrachte ich auch das Fehlen einer ausreichenden Belichtung, einer entspr. Treppe etc. nicht als Beleg dafür, dass hier kein Aufenthaltsraum möglich sein sollte.

Die Fenster lassen sich (z.T. verfahrensfrei) einfach nachträglich herstellen, der Treppenraum i.d.R. (notfalls mit Gaube o.ä.) bis ins DG führen.

Stefan Blümel

Benutzer_2239

Der Spitzboden wird genutzt, aber die BayBO beschränkt sich meines Erachten bzgl. der Definition "Geschoss" auf die Frage, ob ein Aufenthaltsraum möglich ist oder nicht (Art. 2 Abs. 7). Und diese Frage lässt sich durch das fehlen der Treppe (bzw. durch das Vorhandensein einer Einschubtreppe)nach Art. 32. Abs. 2 klar mit "nein" beantworten. (Spitzboden mit Einschubtreppe = Dachraum ohne Aufenthaltsraum)

Sicherlich lässt sich der Spitzboden durch bauliche Maßnahmen in einen Aufenthaltsraum umwandeln, was u.U. sogar verfahrensfrei wären.

Verfahrensfrei bedeutet ja nicht, das die Bauordnung nicht einzuhalten wäre.

D.h. wenn im Spitzboden verfahrensfrei einem Aufenthaltsraum errichtet werden soll, kann es durchaus sein, dass dadurch das Gebäude evtl. sogar einer anderen Gebäudeklasse zuzuordnen ist.

Egal ob verfahrensfrei oder nicht, der Entwurfsverfasser muss dafür Sorge tragen, dass das Vorhaben bauordnungskonform ist.

Auf einem Flachdach kann man relativ einfach eine Dachterrasse errichten.

Flächen von Dachterrassen sind nach meiner Auffassung in die BGF mit einzurechnen, die Flächen von Flachdächern wohl sicherlich nicht...

Deshalb bin ich der Meinung, erst wenn der Dachraum tatsächlich die baulichen Vorraussetzungen für einen Auffentahltsraum erfüllt, ist die Fläche der BGF anzurechnen.

Notfalls ziehe ich noch meinen Statiker hinzu, wenn der den statischen Nachweis der Kehlbalken führen soll, kommt sicherlich heraus, dass diese wie in 90Prozent aller Bestandsbauten für die Nutzung (egal ob als Aufenthalts- oder Lagerraum) völlig unterbemessen sind!

Viele Grüße

Oliver Gebhardt

vonhof

Hallo,

nein, die Aussage "die BayBO beschränkt sich [...] bzgl. der Definition "Geschoss" auf die Frage, ob ein Aufenthaltsraum möglich ist oder nicht [...] . Und diese Frage lässt sich durch das fehlen der Treppe [...] klar mit "nein" beantworten." ist falsch.

Die Frage ist nicht: wer war zuerst da, das Ei oder die Henne?

Wenn der Raum als Aufenthaltsraum genutzt werden kann (und dabei kommt es in erster Linie nur auf die Raumhöhe an), benötigt er zwingend eine Erschließung. Der Umkehrschluss, habe ich keine Erschließung, habe ich auch keinen Aufenthaltsraum, ist unzulässig.

Und das nicht nur wegen der Rettungswege, sondern alleine schon aus Gründen der Brandbekämpfung.

Gruß

Alexander Vonhof

firefly

In der Verwaltungsvorschrift zur Sächsischen Bauordnung (VwVSächsBO) steht dazu unter 2.3.4 ein schöner Absatz:

"In einem Geschoss sind Aufenthaltsräume möglich, wenn es für Aufenthaltsräume bestimmt ist oder wenn es, ohne hierfür bestimmt zu sein, in seiner gegebenen Gestalt zur Einrichtung von Aufenthaltsräumen, gegebenenfalls auch durch Ausbaumaßnahmen, geeignet ist. Die Eignung bestimmt sich nach objektiven Kriterien. Als solche kommen die erforderliche notwendige Treppe, die erforderliche lichte Raumhöhe und die erforderliche Belichtung in Betracht."

Wichtigster Textabschnitt: "...oder wenn es, ohne hierfür bestimmt zu sein, in seiner gegebenen Gestalt zur Einrichtung von Aufenthaltsräumen, gegebenenfalls auch durch Ausbaumaßnahmen, geeignet ist."

Benutzer_735

das ist doch wieder eine typische Verantwortungsflüchterdefinition... (nicht gegen firefly sondern gegen den/die Verfasser der Verwaltungsvorschrift gerichtet).

Konkret:

Durch Ausbaumaßnahmen (= Treppeneinbau) möglich = Aufenthaltsraum möglich.

"Die Eignung bestimmt sich nach objektiven Kriterien" - manche sind schon für weniger blöde Sätze erschlagen worden...

Und dann: Als solche ... notwendige Treppe = fehlende notwendige Treppe = kein Aufenthaltsraum möglich.

Ja was jetzt?

Schwanger oder nicht schwanger?

Da scheinen mir doch alle (noch so unterschiedlichen) Meinungen zum Thema hier im Forum sinnvoller zu sein, als dieses Verantwortungsflüchtergelaber in einer Verwaltungsvorschrift.

Sorry - aber manchmal reichts einfach ;-)

Stefan Blümel

Benutzer_822

ist so schlecht nicht, wie gerade rausexplodiert:

wenn ich meine Treppe schon in die höchste Ebene hochgezogen habe, wenn das Dachgebält schon Auswechslungen für die späteren DFF enthält, wenn die Höhe gar nicht so schlecht ist, d a n n habe ich auf jeden Fall Aufenthaltsräume m ö g l i c h. Wenn meine Decke geschlossen ist bis auf einen Durchkriechspalt, mein rauzm zu niedrig und Fenster nur mit Mühe nachrüstbar, dann eher nicht. Und das ist objektiv. mfg Schächer

firefly

Aufenthaltsraum oder nicht Aufenthaltsraum?

"Schwanger oder nicht schwanger?"

Super Vergleich! *gefällt mir* :-)

Benutzer_735

Die Definition von H. Schächer hebt im Prinzip auf den erforderlichen Aufwand ab, das halte ich für nicht ausreichend als Definition.

Die Raumhöhe ist ein objektives Kriterium, aber all die anderen Punkte kann man doch nachrüsten.

Ich würde das ganze anders definieren.

Wenn ein Aufenthaltsraum möglich ist bedeutet dies doch im Umkehrschluß, dass die Errichtung eines Aufenthaltsraumes nicht UNmöglich sein darf.

Ist eine Nutzung als Aufenthaltsraum definitiv - auch mit hohem Aufwand - unmöglich, dann ist im Sinne der LBO kein Aufenthaltsraum möglich. In allen anderen Fällen ist ein Aufenthaltsraum möglich und die Fläche dementsprechend bei der Ermittlung der Gebäudeklasse zu berücksichtigen.

Denn nur mit dieser Betrachtungsweise kann ausgeschlossen werden, dass bereits kleinste Änderungen wie der eEinbau von Dachflächenfenstern die Gebäudeklasse ändern.

Bei o.g. Betrachtungsweise bleibt die Gebäudeklasse erhalten, solange nicht massiv das Haus (z.B. durch Anheben des Dachstuhles o.ä.) grundlegend umgebaut wird.

Stefan Blümel

clammer

Wie wäre es mit DIN 277?

Sie ist die Grundlage für viele Schritte im Bau und wird auch von einigen Bauverwaltungen angewandt.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_465

Hallo allerseits,

meiner Meinung nach sind hier im Moment, weil nur die Einschubtreppe da ist, keine Aufenthaltsräume möglich, entsprechend kann die Gebäudeklasse niedriger sein.

Wenn man dann ausbaut und eine richtige Treppe anbaut (dann neuer Genehmigungsvorgang), werden Aufenthaltsräume möglich, und die Gebäudeklasse rutscht vielleicht hoch, und man hat vielleicht ein Problem, deshalb ist´s besser, gleich die höhere Gkl. anzusetzen....

M. Koeppen