Empore oder Geschoss

Benutzer_2235

Guten Tag,

gemäß der Industriebaurichtlinie dürfen Emporen maximal 50% des darunter liegenden Geschosses betragen.

Nur was ist denn eine Empore und das ist ein Geschoss? Hat ein Geschoss im Gegensatz zu einer Empore immer Umfassungswände?

Benutzer_2375

Ein Geschoss (in Österreich und Süddeutschland Geschoß, langer Vokal) ist die Gesamtheit aller Räume in einem Gebäude, die auf einer Zugangsebene liegen und horizontal verbunden sind. Es ist möglich, dass ein Geschoss Höhenunterschiede aufweist. Entscheidend ist aber die horizontale Zusammengehörigkeit der Räume.

Benutzer_2238

Eine Empore ist eine erhöhte Galerie oder Tribüne, die mit einer Langseite zu einem größeren Innenraum hin geöffnet ist.

Damit ist die Empore oder Galerie Teil eines Geschosses. Emporen, deren Grundfläche (bezogen auf den darunter liegenden Raum) ≥ 50 % dieser Grundfläche sind, sind als Geschoß (mit allen sich daraus ergebenden Brandschutzanforderungen) auszuführen.

Ist dieser Bereich durch eine Wand abgetrennt (auch bei < 50 % der Grundfläche) handelt es sich nicht mehr um eine Empore oder Galerie sondern um ein Geschoß. Es sei denn, es handelt sich um Räume im Sinne Punkt 3.5 InBauRL.

Bei der Betrachtung der Punkte 3.5 und 3.6 IndBauRL geht es grundsätzlich um die Feststellung, ob das Gebäude als erdgeschossiger Industriebau eingestuft werden kann.

Da ein Geschoß immer durch Räume oder mindestens durch einen Raum gebildet wird hat ein Geschoß auch immer Umfassungswände. Die Brandschutzanforderungen an die Wände sind natürlich abhängig von der Geschossigkeit, der Brandsicherheitsklasse und der Sicherheitskategorie.

Vorsicht bei der Betrachtung als Empore. Sie stellen in der Regel Aufenthaltsbereiche dar und müssen bei der Berechnung der raucharmen Schicht nach DIN 18232 berücksichtigt werden.

MfG

Bergmann

Benutzer_206

Gleich 2 Fragen zur IndBau-Geschossigkeit !

1.)Entrauchung >>

Bei folgendem Fall sieht es der Brandschutzprüfer anders als ich:

Bestehender erdgeschossiger IndBau = fb = ca. 1400 m? BGF, der nun eine

ca. 600 m? offene Galerie erhält - alles ein Raum.

Ich habe den Entrauchungsnachweis (Tabelle 1) mit den vorhandenen Öffnungen geführt = 12 m? Abluft am First und ca. 20 m? Tor/Tür-Zuluft,

also insgesamt 32 m? > 28 m? = 2 %.

Der Prüfer argumentiert jedoch - die Galeriefläche sei zu addieren =

2000 m? und die Entrauchung nach DIN.... etc. mit 2,5 m raucharmer Schicht nachzuweisen.

Wie ist Ihre Meinung dazu ?

2.) Grosses Deckenloch - ständig offen >>

2-geschossiger IndBau = fb = 2400 m? BGF mit 3oo m? EG-Deckenloch,

satte Lagerung >> Nachweis Abschnitt 6 geplant.

Wie schaut der richtige, bzw. sinnvolle Ansatz aus:

Infolge der Geschossverbindung die Fläche zu verdoppeln, also BGF =

4800 m? mit allen Konsequenzen, oder

Definition der Brandabschnittsfläche doch nur 2400 m? - jedoch entsprechende Kompensation, oder

c) ......?

Für Tipps vielen Dank im voraus

Erich Sauter

Benutzer_2238

Hallo Herr Sauter

Eigentlich wollte ich dem Prüfer nicht zustimmen, habe mich dann aber nach Prüfung der Sachverhalte anders entschieden:

Sachverhalt:

1. eine vorhandene Halle mit einer BGF von 1400 m2 erhält eine Galerie mit 600 m2 Grundfläche.

2. Die Galerie ist nach IndBau RL eindeutig als solche zu betrachten, da der offene Anteil zur Grundfläche > 50 % ist und die obere Ebene mit der Längsseite (?) in offener Verbindung zur Erdgeschossebene ist. Damit ist das Gebäude als erdgeschossiger Industriebau einzustufen. Über den Feuerwiderstand der tragenden Bauteile liegen keine Angaben vor.

3. Bei der Ermittlung der Rauchabzugsflächen nach Punkt 5.6 IndBau RL wird allgemein von der Fläche des Raumes gesprochen und wird ergänzt:

Eine ausreichende Brandbekämpfung ist in der Regel dann möglich, wenn für jede zur Brandbekämpfung erforderliche Ebene eine raucharme Schicht mit mindestens 2,5 m Höhe rechnerisch nachgewiesen wird.

Das bedeutet nach meiner Meinung, die Geschossfläche bleibt zwar bei 1400 m2, die für den Rauchabzug zu betrachtende Fläche beträgt aber 2000 m2.

Bei der zugrunde zu legenden raucharmen Schicht müssen Sie von der oberen Ebene ausgehen und dort die 2,50 m nachweisen. Wenn Sie also weiterhin die 2%-Regel anwenden wollen, ist es sinnvoller die obere Ebene als Geschoss abzutrennen, was natürlich zur Folge hat, dass das Gebäude als 2- geschossig einzustufen ist. Mit der entsprechenden Konsequenz der höheren Feuerwiderstandsdauer der tragenden Bauteile.

Also 2 % für jeden Raum oder ein Raum mit rechnerischem Nachweis dass die obere Ebene eine raucharme Schicht von 2,50 m hat. Oder Sie weisen nach, dass die Galerie für die Brandbekämpfung nicht begangen werden muss!!?(Scherz)

MfG

Bergmann

Benutzer_1795

400m? --> pauschal 2% der Raumfläche als Rauchabzug. Hiermit ist die Grundfläche gemeint. Ansonsten müssten Sie auch bei der Brandabschnittsfläche die Empore zur Fläche hinzuaddieren.

Also die Grundfläche nehmen und davon 2%. Die Fläche ist nicht zu addieren. Was würde das auch für einen Sinn machen? Dem Rauch ist es egal, ob er oben auf der Empore oder auf der 0-Ebene entsteht. Und der Feuerwehr ist es bei dieser Grundfläche auch egal, ob Sie unten nichts sieht oder auf der eingeschobenen Empore.

Die Regelung mit einer raucharmen Schicht auf jeder zur Brandbekämpfung erforderlichen Ebene greift erst ab einer Fläche von 1.600 m? und einer Bemessung nach DIN 18232. Dies ist hier nicht zutreffend.

Die offene Verbindung ist nach Abschnitt 6 zunächst nicht vorgesehen. Sie haben eine Geschossfläche von 2.400 m?. Für jedes Geschoss ist die Entrauchung separat nachzuweisen. Sie müssen für das Loch in der Decke eine Kompensation finden. Der Abschnitt 7 kennt die offene Geschossverbindung. Vielleicht wäre das ein Weg?

Benutzer_2238

Nach IndBauRL:

Die Brandabschnittsfläche ist nicht die Fläche, die sich aus der Summe der Flächen der einzelnen Geschosse ergibt, sondern die Nettofläche des Brandabschnittes innerhalb dessen Grundfläche. Der Brandabschnitt ist der Bereich eines Gebäudes zwischen seinen Außenwänden und/oder den Wänden, die als Brandwände über alle Geschosse ausgebildet sind.

Der Abschnitt 5.6 Rauchabzug der IndBauRL bezieht sich auf die Fläche des Raumes!! nicht auf die Brandabschnittsfläche.

Eigentlich ist nur die Frage zu klären ob bei der Fläche des Raumes die Galerie als eigenständige Fläche mitzurechnen ist. Wenn das so ist, ist die Rauchabschnittsfläche 2000 m2 groß. Bei einer Bühne mit Gitterrost wäre diese Überlegung nicht erforderlich.

@Marke setzt die Grundfläche des Raumes mit der Brandabschnittsfläche gleich. Ich habe weder in der DIN 18232 noch in der IndBauRL hierzu eine eindeutige Definition gefunden.

DIN 277: Grundrissfläche= Summe der Flächen zwischen den aufgehenden Bautei-len aller Grundrissebenen eines Bauwerks.

Also Fläche des Raumes doch 2000 m2.

MfG

Benutzer_1795

Dann müsste ich ja auch die Oberflächen von großen Einbauten wir Maschinen dazurechnen, oder?

Benutzer_2238

Ich dachte wir sind hier in einem Forum für baulichen Brandschutz. Ich nehme nicht an, dass die Frage ernst gemeint ist.

Oder wollen Sie nur die Anzahl Ihrer Beiträge erhöhen? Dann bin ich jetzt bei 10.

Benutzer_206

Das Argument des Prüfers war, dass in der IndBauRL 5.6.1 steht:

"Produktions- oder Lagerräume....mit einer FLÄCHE von mehr als 200 m? müssen = 2 %..."

und eben nicht Grundfläche.

Mein Gegenargument:

In der Erläuterung zur IndBauRL Abs. 5.6 Rauchabzug, 3. steht doch aber

"Bei Räumen mit GRUNDFLÄCHEN zwischen 200 und 16000 m?.....= 2 % ...",

das hat ihn aber nicht ganz überzeugt, sodass er die Angelegenheit an das Bauamt zur Entscheidung weitergeleitet hat.

Man darf gespannt sein.

Ich hatte in solchen Fällen bisher immer nur die Grundfläche angesetzt und das landauf / landab auch stets abgesegnet bekommen. Aber es gibt immer ein >> erstesmal.

Grüsse von

Erich Sauter

Benutzer_1795

Herr Sauter, ich gehe da mit Ihnen konform.

Benutzer_2238

Hallo Herr Sauter, @Marke,

eigentlich bin ich auch Ihrer Meinung!! Mein Problem war, dass ich in einem gleichen Fall (Grundfläche der Halle 1450 m2, Empore 200 m2) mit den von mir vorgebrachten Argumenten mit Hilfe eben des zuständigen Bauordnungsamtes umgestimmt wurde.

Mein Argument, dass nicht ich nachweisen muss wo etwas eben genau so definiert ist, wie es der Brandschutzprüfer meinte richtig zu interpretieren, sondern er selbst, wurde nicht akzeptiert. Im Zweifelsfalle gilt nicht der Inhalt einer Erläuterung zur Richtlinie, sondern der Text der Richtlinie selbst!! Eben die Fläche der Halle, auf der im Brandfall sich Rauch entwickeln kann.

Inhaltlich habe ich diese Argumente in meinem Beitrag wiedergegeben. Wie in Ihrem Fall sich das Bauamt entscheidet würde mich brennen interessieren.

MfG

Benutzer_206

Hallo EB

das Bauamt hat sich nun auch für meine Version entschieden.

Gruss von

E.Sauter