Aneinander gereihte Gebäude

Benutzer_369

Hallo Kollegen,

gemäß BayBO sind zwischen aneinandergereihten Gebäuden mittlerer Höhe Brandwände erforderlich, auch unterhalb der 40m-Grenze. Bei einem Wohnblock mit Mietwohnungen bestehend aus 2 Wohnhäusern mit jeweils eigenem Treppenräumen, Aufzügen, Waschmaschinen-, Trocken- und Elektroräumen sowie Tiefgaragenzugängen gibt es im Keller eine Verbindungstüre weil die Kellerabteile für die Wohnungen beider Gebäude in einem Raum eines der Gebäude zusammengefasst sind. Des weiteren gibt es nur einen Heizraum für beide Gebäude. Der Ersteller des Brandschutznachweises steht auf dem Standpunkt, dass es sich daher nicht um aneinandergereihte Gebäude handelt sondern um eine Gebäude mit zwei Erschließungskernen. Somit wäre die Brandwand seiner Meinung nach entbehrlich. Wie seht Ihr das?

Gruß Günter Merkl

WernerMueller

Herr Merkl,

Formaljuristisch mag er unrecht haben - das sollten dann aber auch Juristen klären.

In der Sache ist die Brandwand an dieser Stelle aus meiner Sicht so überflüssig wie ein Kropf. Warum? Weil es nie den Fall gibt, daß Wohnung für Wohnung für Wohnung abbrennt. Sowas subsumiert man unter den schönen Begriff "Zellenbauweise".

Schauen Sie doch mal Art. 32 der "neuen" BayBO oder § 30 MBO. Da steht dieser "Krampf" nicht mehr - und aus meiner Sicht auch richtig so.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_402

Sehr geehrter Herr Merkl,

die Frage nach dem Begriff "einzelnes/mehrere Gebäude" stellt sich oft auch für Architekten bzgl. der Honorierung. Hier aus einem Kommentar Auszüge (http://www.aknds.de/fileadmin/pdf/servicedb/00034-honpar22.02.pdf):

"...schwieriger kann sich die Feststellung hinsichtlich des Vorliegens mehrerer Gebäude darstellen.Unzweifelhaft ist dieses Kriterium erfüllt, wenn zwischen den Gebäuden eine räumliche Trennung bestehtund jedes Gebäude für sich eine ?bauliche Eigenständigkeit? aufweist. Jedoch auch bei fehlender räumlicher Trennung kann es sich um mehrere Gebäude handeln, soweit in konstruktiver und funktionellerHinsicht die Einzelobjekte ihre Selbständigkeit als bauliche Einheit wahren. Für die Bewertung dieser Fragebedarf es einer konkreten Betrachtung im Einzelfall. Indizien / Kriterien können dabei sein:-Trennung durch Brandschutzwände-gemeinsame / getrennte Treppenanlagen, Bauteile, Versorgungsanlagen, sanitäre Einrichtungen etc.-Verbindungsgänge, Durchgänge und verbindende Überdachungen-gleiche oder unterschiedliche Nutzung / Funktion.Die Grundbuchsituation ist in der Regel ein wenig aussagekräftiges Indiz, da das Grundbuch grundstücksbezogen und nicht gebäudebezogen angelegt ist.Beispiele für mehrere Gebäude bilden:-Reihenhäuser mit eigenen Versorgungsanlagen. Bei einer zentralen Versorgungs- und Entsorgungsan-lage kann - je nach Einzelfall - die Selbständigkeit der Einzelhäuser entfallen" Zitat Ende.

Dabei ist die singuläre Heizzentrale sicher ein gewichtiges Indiz für das Einzelgebäude.

Fazit: Einzelfallentscheidung mit involvierten Juristen.

Mit freundlichem Gruss

Ulrich Starzyk

vonhof

Hallo zusammen,

auch aus meiner Erfahrung gibt es die bereits oben beschriebenen zwei Hauptkrieterien: Grundstücksgrenze und Versorgungsanlagen.

Wenn beide "Gebäude" auf einem Grundstück stehen und nur eine Heizungsanlage vorhanden ist, so denke auch ich, dass es sich um ein einzelnes Gebäude handelt und nicht um zwei.

Aber eine Brandwand kann nicht schaden, wenn die Gebäude später einmal (zwei oder mehreren) unterschiedlichen Eigentümern (Grundstücksteilung) gehören sollten.

Schöne Grüße

Alexander Vonhof

Benutzer_149

Hallo Kollegen,

der begriff "aneinandergereihte Gebäude" baut auf Art. 2 Abs. 2 BayBO auf:

(2) Gebäude sind selbständig benutzbare, überdeckte bauliche Anlagen, die von Menschen betreten werden

können.

Werden solche Einheiten aneinandergebaut, ist eine Brandwand erforderlich (ob man sie für unnötig hält oder nicht).

Grüße Lutz Batrran

Benutzer_369

Hallo Herr Battran,

einerseits eine klare Aussage, aber was beinhaltet die selbstständige Benutzbarkeit? Wird dies durch die gemeinsame Heizungsanlage aufgehoben? ich kann mich noch gut erinnern, als nach dem Krieg durch die ohnehin kaputten Fenster Ofenrohre geschoben wurden. Damit war die Nutzbarkeit gewährleistet. Ich denke, dass man das heute aber anders sieht. Wann sehen Sie die selbständige Nutzbarkeit nicht mehr als gegeben an?

Gruß Günter Merkl