Phasenweise Entfluchtung

Benutzer_1575

Hat jemand von euch den Begriff der "Phasenweise Entfluchtung" gehört ? Ich habe ein Brandschutzgutachten (Entwurf) der dies vorsieht. In einem Gebäude mit einer Versammlungsstätte 2 Etagen, pro Etage ca 150 Personen.

Ist die Treppenbreite von 1,40 ausreichend vom Arbeitsschutz her ?

Ich kann jetzt mit diesem Begriff nicht sehr viel anfangen und hoffe Ihr habe Erfahrungen damit.

Liebe Grüsse

Benutzer_1441

Mit der phasenweisen Entfluchtung kann ich auch nichts anfangen - zumindest nicht ohne den Kontext.

Bei den Fluchtwegsbreiten in Arbeitsstätten hilft die ASR A 2.3 (= Thema Fluchtwege) weiter, da gibt es eine Tabelle (kann man als PDF kostenlos runterladen).

Wenn es um mehr als 200 Personen je Geschoss und Treppe kommen kann (könne ja auch verschiedene Räume sein), greift die Versammlungsstättenverordnung mit den gestaffelten Rettungswegbreiten von 1,20 m, 1,80 m etc. - im Konzept sollte man einen Hinweis auf den verwendeten Paragrafen finden, sonst beim Verfasser nachfragen. (Ich nehme an dass in NRW die gleichen Breiten wie in Bayern gelten.)

Benutzer_1795

Phasenweise Entfluchtung kenne ich von Hochhäusern.

Im Brandfall wird nur das Brandgeschoss sowie das darüber und darunterliegende Geschoss alarmiert und entfluchtet. Die Feuerwehr kann nachher in einer zweiten Phase über Durchsagen noch den Rest alarmieren und entfluchten.

Benutzer_203

Bei 150 Person/Etage und 2 Etagen geht man also hier von 300 Personen aus.

Legt man dann §7(4) SBauVO zu Grunde müsste eine Rettungswegbreite von 1,8 m vorhanden sein. Damit wären die vorhanden 1,4 m zu wenig.

Vielleicht geht der Entwurf nun so an die Thematik heran das er sagt, dass nicht alle Leute gleichzeitig den erdgeschossigen Treppenanteil erreichen. Die Argumentation habe ich schon einige Male zu hören bekommen. Man versucht dann den kumulierenden Effekt etwas hinauszuzögern. Aus meiner Sicht geht das hier aber so ohne weiteren Nachweis nicht bei der Kürze des Rettungsweges.

Allerdings müssen nach §6(2) SBauVO auch in jedem Geschoss 2 bauliche Rettungswege vorhanden sein. Dieser muss jeweils mindestens 1,2 m breit sein. Insofern stünden dann ja Rettungswegbreiten von 2,4 m zur Verfügung und es passt wieder. Die Regel für Räume unter 200 Personen mal außer Acht gelassen.

Benutzer_1575

Danke für Eure Beiträge.

Herr Cordier, einen zweiten Rettungsweg gibt es nicht, da die Fenster aufgrund der Breiten, nicht anleiterbar sind. Aber ein Sicherheitstreppenraum ist geplant. Die Treppenbreite im Sicherheitstreppenraum beträgt 1,40. Allerdings ist laut ASR eine Breite von 1,80 gefordert. Der Architekt möchte seinen (tollen ??!!)Entwurf nicht ändern und nun suchen wir nach einer Lösung. Leider sehe ich nun keine Ausweichlösung !! Seht Ihr eine Möglichkeit oder eien Lösung?

Benutzer_1840

Hallo,

ich habe davon auch schon im Zusammenhang mit mehrgeschossigen Versammlungsstätten gehört. Die damalige Aussage lautete auch sinngemäß, dass nicht alle Besucher gleichzeitig dieselbe Treppe benutzen, da ein gewisser Zeitversatz mit im Spiel ist. Eine entsprechende Kommentierung o.ä. ist mir nicht bekannt. Ich selber sehe das aber sehr kritisch, wie soll denn der Besucherstrom gesteuert werden. Niemand kann garantieren, dass eine Entfluchtung in allen Etagen gleichzeitig beginnt, und dass alle Besucher gleichzeitig und gleich schnell die Treppen benutzen.

mfg

Benutzer_2375

Möglicherweis kann mit Hilfe von Zeitverzögerter Alarmierung und einer Entfluchtungssimulation das ganze dargestellt werden, allerdings glaube ich nicht das sich die Feuerwehr darauf einlassen wird.

Ich verstehe Sie so, dass es nur ein Sicherheitstreppenraum geben soll mit 1,4m Breite, weil der Architekt das so will. Ist das Korrekt?

Ggf. käme noch eine Möglichkeit mit Personensammelraum(2.Rettungsweg Feuerwehr) auf dem Dach, bzw. Rettungsrutschen vom Dach in Betracht. Aber auch diese Möglichkeiten werden Sie schwer Durchboxen können.

Benutzer_203

Mal abgesehen davon dass ich dabei bleibe das die 1,4 m nicht ausreichend sind und ich mir eine sogenannte "phasenweise Entfluchtung" bei der Objektgröße nicht vorstellen kann ....

Vielleicht erst einmal prüfen ob die Bauaufsicht überhaupt einen Sicherheitstreppenraum akzeptieren würde.

Die SBauVO Teil 1 kennt keinen Sicherheitstreppenraum.

Im Gegenteil schreibt sie den zweiten baulichen Rettungsweg sogar vor:

§ 6(2) SBauVO

Versammlungsstätten **müssen** in jedem Geschoss mit Aufenthaltsräumen mindestens zwei **voneinander unabhängige** bauliche Rettungswege haben;

Ich könnte mir vorstellen, dass man hier, was die Rettungswege angeht, sehr restriktiv mit Abweichunge bzw. Erleichterungen umgeht. Sollte die Bauaufsicht auf die Umsetzung des §6(2) bestehen (wovon ich wie gesagt mal ausgehen würde) hat sich das Thema von selbst erledigt.

[In welcher Ecke soll das ganze gebaut werden? Vielleicht kennt man die Bauaufsicht und kann das ganze schon einschätzen].

Beim Ansatz von 150 Personen/Geschoss gehe ich mal von Räumen kleiner 100 qm aus, da ansonsten auch noch § 6(5) zu berücksichtigen wäre.

Gruß

Wolfgang

Benutzer_465

Ich glaube auch nicht daran, dass im genannten rel. kleinen Objekt im Ernstfall jemand erst die 150 unten rausläßt und dann die 150 oben...

Das mit der Hochhausetage dagegen leuchtet mir sehr ein.

Ich persönlich würde auch versuchen, Sicherheitstreppenraum-Bromborium, Schleusen usw. zu vermeiden, und möglichst dem OG eine Außenfluchttreppe zu geben, das muss doch möglich sein.

M. Koeppen