Eigenschaft freistehend?

Benutzer_1499

Sehr geehrte Kollegen,

ich hadere gerade bei einer Einstufung in die Gebäudeklasse.

Ein eindeutig freistehendes Gebäude GK1 erhält am Zugang an der Gebäudelängsseite einen Windfang. Die Verbindung vom Windfang zum Gebäude ist offen ohne weitere Türen. An den Windfang, oder nennen wir es nun besser Foyer soll ein kleinerer erdgeschossiger "Saal" ca.100m? angebaut werden. Alle Sozial- und Funktionsräume liegen im Hauptgebäude. Die Abstände zu den Grundstücksgrenzen werden eingehalten.

Mein erster Ausruf war GK2. Je mehr ich darüber nachdenke fange ich an zu zweifeln. Ist der Saal auch wenn er nur in Nutzungseinheit (Heizung, Haustechnik, Sanitär usw.) mit dem Hauptgebäude sinnvoll genutzt werden kann ein selbstständig nutzbares Gebäude, oder eben doch nur ein Anbau?

Garagen sind ja gemeinhin selbstständig nutzbar und heben daher regelmäßig die Eigenschaft freistehend auf. Wie ist das im vorliegenden Fall. Hauptzugang erfolgt durch das Foyer. Der Raum verfügt über zwei weitere Türen, die als 2.RW dienen, aber zweifelsohne auch als Zugänge von außen herhalten können.

Wie ist die richtige Lesart bei solchen Anbauten?

Gruß

Andreas Wallisch

Benutzer_735

Nach langen Jahren der Unsicherheit (schluchz) hat mich die bittere erfahrung gelehrt, dass ein Gebäude dann ein eigenes Gebäude ist, wenn es sich (zumindest theoretisch) grundbuchtechnisch realteilen lässt.

Und da man vor deutschen Gerichten und auf hoher See allein in Gottes Hand ist, wird man es erst mit einem auf dem Einzelfall bezogenen letztinstanzlichen Urteil wirklich wissen...

Frust beiseite.

Eine gemeinsame Heizung, Haustechnik, Sanitär hat noch keine Realteilung verhindert (dafür gibt es u.a. Dienstbarkeiten), allenfalls den verbriefenden Notar um die eine oder andere Patek Philippe reicher gemacht.

Kurz: so einfach ist das auf Basis der wenigen vorliegenden Informationen nicht zu sagen.

Warum übrigens GK2?

Wenn Hauptgebäude + Foyer + Saal < 400 m2 könnt´s ja auch 1 Gebäude mit GK1 sein.

Wichtig ist (auch): was will man.

Stefan Blümel

Benutzer_1499

Hallo Herr Blümel,

bei den GK geht es denke ich nicht darum was man will, aber ich verstehe schon was Sie meinen. Die Frage ist halt ob das Gebäude incl. Anbau 1 Gebäude der GK 1 ist (die Abstandsflächen des Gesamtobjekt sind eingehalten) oder ob es sich um 2 aneinander gebaute Objekte dann der GK 2 handelt.

Ich denke aber die erste Variante ist zutreffender, da der Saal ja quasi nur ein angebauter Raum ist, der nutzungs- und erschließungstechnisch zum Hauptgebäude dazugehört und somit kein selbstständig nutzbares Gebäude darstellt.

mfg

Andreas Wallisch

Benutzer_735

Hallo Herr Wallisch,

die Einordnung eines Gebäudes in eine Gebäudeklasse ist natürlich nicht beliebig, aber ob und wo man die Grenzen zwischen Gebäuden bzw. Gebäudeteilen zieht kann man gestalten.

Zusammengebaute Gebäude als 1 Gebäude zu definieren geht fast immer (zur Not gibt´s eine theoretische Verbindungstüre o.ä. "Klammern").

Problematischer ist meist das auseinanderdividieren.

Und hier ist Überlegung "was lässt sich realteilen?" durchaus hilfreich.

Denn bei einer Realteilung sind´s juristisch in jedem Falle separierte Gebäude und es wäre unsinnig im Bauordnungsrecht hiervon abweichende Definitionen zu leben.

Stefan Blümel