Aufzug im Treppenraum

peters

Hallo,

nach LBO-Hessen sind Aufzüge ohne eigene Fahrschächte in einem notwendigen Treppenraum möglich.

Üblicherweise werden Aufzüge in Gebäuden mittlerer Höhe (hier Geb.-Kl.4) heute maschinenraumlose Aufzüge eingesetzt. Die HBO differenziert hier nicht zwischen maschinenraumlosen Aufzügen und solchen mit Maschinenraum, obwohl dies im Rahmen der letzten Änderung zum 25.11.2010 durchaus möglich gewesen wäre.

Der Aufzug enthält also auch Leitungsanlagen, die nach M-LAR eigentlich im Treppenhaus nicht zulässig wären.

Oder sind diese Leitungsanlagen mit Steuerung des Aufzuges in als Leitungsanlagen zu werten, die der Versorgung des Treppenraumes (mit Aufzugsanlage) dienen ?

Ich bin mir schon im Klaren, dass nach Schutzziel-orientierter Bewertung eine Ausführung mit Maschine, Leitungsanlagen und Steuerung im Treppenraum nicht zugelassen werden sollte, bin mir jedoch hinsichtlich der Auslegung HBO und M-LAR doch unsicher.

Wer kann mir weiter helfen ?

Gruß,

J. Peters

WernerMueller

Hallo Peters,

und da war sie schin wieder, meine so oft schon geäußerte Befürchtung: die MLAR macht irgendwann die Bauordnung überflüssig; zumindest aber wird sie Bauen in Zukunft nicht mehr möglich machen.

Aber zur Sache:

1) Es werden seit ca. 160 Jahren elektrisch betriebene Aufzüge in Gebäude eingebaut. Nennenswerte, zumindest in Fachkreisen bekannte Brandfälle an Aufzügen, die zu einem Schaden vor Personen geführt haben, sind nicht bekannt.

2) Die Bauordnungen bieten keine 100%-Sicherheit, sondern geben ein öffentlich-rechtliches Mindestschutzniveau vor. Diverse Risiken werden -ggf. sogar bewusst- in Kauf genommen.

3) Wie selbst schon bemerkt, lässt die MLAR Leitungen zum Betrieb eines Treppenraumes zu. Risiko? Na klar, bestimmt höher, als wenn keine Leitungen vorhanden wären.

4) Unabhängig von "neuen" Einwicklungen wie maschinenraumlose Aufzüge sind und waren schon immer Brandlasten in den Schächten. Schon mal in die Unterfahrt eines hydraulischen Aufzuges geschaut?

5) Und wenn es wirklich brennt? Dann bleib ich einfach in meiner Wohnung. Punkt. Auch dann, wenn der Kinderwagen brennt. Oder die Schuhe vom Nachbarn.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_1470

Hallo Werner

Ich vervollständige Deine Argumentationskette:

...Außerdem ist noch ein zweiter Rettungsweg vorhanden. Wenn nicht ggf. ein Sicherheitstreppenraum, der wiederum keine Aufzüge ohne besondere Maßnahmen zulässt....

In bestehenden Gebäuden ohne zweiten Rettungsweg sollte mann bei genehmigungsbedurftigen Änderungen im Einzelfall den ersten versuchen zu verbessern. Nach den alten BayBOs mussten Aufzüge auch in Treppenräumen feuerbeständig eingehaust sein.

Oder auch einen zweiten RW. schaffen.

Gruß Norbert

n-ludwig

Hallo Herr Peters,

ich bin inzwischen der Meinung, dass es sich nach M-LAR um eine elektrische Einrichtung handelt, die im notwendigen Treppenraum zulässig ist, da sie der Versorgung des Treppenraums mit Aufzugsanlage dient.

Ich fordere aber immer, dass die Steuereinheit auf dem obersten Treppenpdest und nicht unten installiert wird.

Schöne Grüße, Nadja Ludwig.

Benutzer_822

nach HBO d a r f ein Aufzug IM Treppenraum sein. Dazu gehören Leitungen usw. die dann auch im TrR sein dürfen, weil sie zum TrR dazugehören.

Mit der Aufzugsteuerung im TrR bin ich noch nicht so glücklich aber in einer Blechkiste (übliche Ausführung) im obersten geschoß (Rauch an der decke, nicht quer durch die Hütte) sieht das ganze doch Schutzziel orientiert aus.Wir sollten die Anwendung des "Nebenrechtes" wirklich wieder zurück drängen, da gebe ich Herrn Müller uneingeschränkt recht ! Ich habe im Büro inzwischen mehr "Nebenrechtsfragen" als wesentliches zu bearbeiten, eigentlich schade, wir wollen mit BS doch menschen retten. mfg Schächer

Benutzer_465

Ja, das stimmt, Herr Schächer, gerad bei der MLAR kommt man vom Hundertsten ins Tausendste...

wobei hiervon (eingeführte Techn. Baubestimmung) laut Bauordnungen rel. leicht und formlos (nur mit techn. Begründung im Planungsprozess) abgewichen werden darf...aber es frißt Zeit....

M. Koeppen

Benutzer_621

Tolle Diskusion und tolle Beiträge.

Auch ich schließe mich der überwiegenden Meinung an, dass mit der novellierten HBO in diesem Punkt ein ausreichendes Schutzniveau erfüllt wird.

Das Bauordnungsrecht lässt hier ein kalkuliertes Restrisiko durchaus zu.

Wenn alle anderen bauordnungsrechtlichen Anforderungen umgesetzt sind, 2. funktionierender Rettungsweg, dicht und selbstschließende Türen, nichtbrennbare Treppen u.s.w. sollte keiner zu Schaden kommen, selbst wenn es in einem Aufzug im Treppenraum mal schmoren sollte. Eine Brandweiterleitung in andere Geschosse, ja selbst ein Vollbrand sind jedenfalls durch die Leitungsanlagen eines Aufzuges nicht zu erwarten.

In einem anderen Beitrag war dazu auch mal die Entrauchung eines Aufzuges, der in einem Treppenraum, jedoch in einem eigenen Schacht geführt ist, thematisiert. Auch hier gehen wir üblicherweise so vor, dass diese über die Rauchableitungsöffnungen des Treppenraumes erfolgen kann.

Interessant ist die Geschichte höchstens für bestehende Treppenhäuser, womöglich noch aus Holz. Hier wäre eine Brandweiterleitung gegebenenfalls nicht mehr auszuschließen und sollte meiner Auffassung nach im Einzelfall überprüft werden. Oder wie seht Ihr so eine Situation?

Gruß

OliCo