Hallo Zusammen,
ich habe mich mit dem Thema in den letzten Wochen auseinander setzen müssen und verschiedenste Diskussionen (mit Feuerwehr, Bauaufsichten und Brandschutzfachplaner) geführt.
Interessant war die Diskussion mit Herrn Stein (Leiter der Feuerwehr Bonn und Vorsitzender des AK VB AGBF NRW). Im Zusammenhang mit einem Referat für die Ing-Kammer Bau NRW hat er mal eine Zeitlinie dargelegt, welche aus dem Protokoll einer BMA stammt (Brand in einer Altenpflegeeinrichtung).
Ich zitiere mal aus der Folie:
20:00:45 Feueralarm ,1. Meldung, Gruppe 18, Melder 1
20:01:19 Feueralarm, Gruppe 18, Melder 1, Voralarm Übertragungseinrichtung ausgelöst, Brandfallsteuerung aktiviert
20:01:20 FSD freigegeben
20:02:22 Feueralarm 1. Meldung, Gruppe 20, Melder 3
20:02:58 Feueralarm Gruppe 20, Melder 3, Feueralarm
20:06.32 Störung Gruppe 18, Melderkopf 1 fehlt
Die letzte Meldung kam zustande, weil der Melder auf Grund der Hitzeentwicklung von der Decke gefallen ist! (Differenz zwischen 1. Meldung und letzter Meldung = 00:05:47)
Weiter Betrachtung:
Den Mitarbeitern blieben bis zu dem Vollbrand des Zimmers ca. 5 Minuten. Diese Zeiten wurden laut Herrn Stein bei ähnlichen Bränden in etwa verifiziert.
In diesem Fall war der Bewohner (war ja noch keine Nachtschicht) vom Personal noch aus dem Zimmer gerettet worden. Die anderen wurden in ihren Zimmer belassen.
Das Thema wurde im AK VB der AGBF NRW diskutiert.
Laut Herrn Stein zeichnet sich eine Tendenz dahingehend ab, sich für ein belassen der Bewohner in den Zimmer auszusprechen. Die Bilder, die nach dem Brand gemacht wurden sprechen dafür. Direkt dem Brandraum gegenüber war ein weiteres Zimmer. Dessen Türe war von außen zwar in Mitleidenschaft gezogen worden, aber innen unversehrt.
Zu dem Thema Evakuierungskonzept:
Ich kann mir für die Anfangsphase kein funktionierendes Evakuierungskonzept vorstellen, welches auf einer Pflegestation mit überwiegend schwer pflegebedürftigen Bewohnern funktionieren kann. Ein solches Konzept müsste ja auch immer funktionieren und da denke ich nicht nur an die Nachtstunden mit gerade Mal 2 Nachtwachen für 100 Heimbewohner, sondern auch an die Wochenendbesetzungen und Zeiten der Pausen.
Welche Zeiten sollte man den ansetzen um evtl. 10-20 pflegebedürftige Personen in einen anderen Brandabschnitt zu bringen. Ausgehend von den Zeiten oben dringt auch bei geschlossener Türe (vollwandig, dichtschließend) nach spätestens 5 Minuten Rauch in den Flur ein. Was dann.
Mein Vorschlag
Maßnahme 1:
Versuch den Bewohner aus seinem Zimmer zu retten (unter Beachtung des Selbstschutzes). Hier gilt dann durchaus die Aussage von Herrn Klaas im Vergleich mit normaler Wohnungsnutzung
Wenn möglich Löschversuch unternehmen (diesbezüglich bin ich aber eher Pessimist)
Maßnahme 2:
Räumen des Flures und Schließen aller Zimmertüren.
Ist ein Flurfenster vorhanden ? öffnen
Maßnahme 3:
Einweisung der Feuerwehr.
Alles Weitere in Abstimmung mit dem Einsatzleiter.
Daran ausgerichtet sollte der bauliche und anlagentechnische Brandschutz ausgerichtet sein.
Ist wirklich eine Evakuierung erforderlich?
In der Regel wohl nicht akut auf Grund des Brandes sondern auf Grund der Folgeschäden. Doch dann ist der Zeitfaktor nicht mehr so kritisch. Überlegen wir doch mal was bisher schon gesagt wurde.
Brand in einem Altenpflegheim
1 Tote Person (vermutlich die im Brandraum)
X Personen mit Rauchvergiftung
Wo kommen die Rauchvergifteten wohl am ehesten her. Hier wage ich mal eine Hypothese:
1. Personal mit Rauchvergiftung auf Grund der Maßnahmen
2. Bewohner mit Rauchvergiftung die über den Flur gefahren wurden
3. Bewohner mit Rauchvergiftung deren Zimmertüren nicht geschlossen waren
Wolfgang