Erfahrungen Brandwand im DG und BMA

Benutzer_1058

Hi,

mich würde Eure Meinung zu nachfolgenden Thema interessieren.

- Schulbau, L-förmig mit nichtausgebautem Dachgeschoss

- Dachtragwerk Holz, viele Stützen auch im näheren Umfeld der BW

- einzige Wand im DG soll Brandwand werden, liegt genau im Eckbereich

- Brandwand geht nicht über Dach und soll es auch nicht laut Denkmal

- BMA im DG

Ohne BMA habe ich immer vorgeschlagen die angrenzenden 50 cm Bereiche zur BW mit Miwo und feuerbeständigen Platten einzupacken, um den Feuerüberschlag zu verhindern.

Stützen habe ich immer außen vorgelassen, da es ja keine Trennung im Tragwerk gibt, dass im Fall eines Zusammenbruches des Tragwerkes dieser 50 cm Bereich stehen bleibt.

Jetzt wo die BMA vorhanden ist, denke ich über den Sinn der baulichen Maßnahme nach und komme zum Ergebnis, dass ich eigentlich nichts machen muss, vielleicht noch zu verhindern dass nichts brennbares über die Wand verläuft.

Der Brand wird zeitig durch die BMA entdeckt, der Dachraum ist leer, die Feuerwehr ist in 10 min da.

Die Frage ist, ob es die Feuerwehr interessiert, dass die Brandwand im DG funktioniert, zur besseren Brandbekämpfung.

Andererseits, brauch ich im DG in meinem Fall eine Brandwand?

Wie seht ihr das?

MfG

Frank

Benutzer_1843

Hallo,

daß die Feuerwehr nach 10 Minuten da ist, heißt m. E. nicht, daß sie auch gleich mit dem Löschen beginnen kann (ggf. Rettung von Personen etc.) In dieser Zeit kann sich der Brand schon in den anderen BA ausbreiten. Möglicherweise bekommt dann die Feuerwehr den Brand umso schwerer unter Kontrolle.

Ob die BMA dazu dienen kann, auf die BW zu verzichten, hängt daher v. a. davon ab, wie groß der BA ohne BW wäre. Bei einer geringen Überschreitung der 60 m kann ich mir die BMA schon als Kompensation vorstellen, aber auf keinen Fall grundsätzlich.

Wie groß wäre denn der BA?

Grüße,

Annika

Benutzer_1058

Hi,

also der BA wäre einmal 60 m und einmal 30 m, insgesamt 90 m.

Eine Frage würde ich gleich anschließen.

Was passiert, wenn der Brand in den anderen BA übertritt?

Er breitet sich nur in dem andern Bereich des DG aus und wütet dort.

Abgesehen von etwas mehr verkoltem Holz ist nicht zu befürchten.

Da ich primär auf den Personenschutz das Konzept abstelle, wäre noch zu kären, ob die Bausubstanz ebenfalls erhaltenswert ist, oder ob dies schon in den Sachschutz fällt.

MfG

Frank

Benutzer_2104

Hallo,

Sie schreiben das es sich um ein Denkmal handelt und Ihr Konzept primär auf den Personenschutz abgestellt ist. Vorsichtshalber würde ich mit der Denkmalschutzbehörde abklären, welchen Stellenwert der Objektschutz bei diesem Gebäude hat. Nicht das es später Ärger gibt, weil der historische Dachstuhl wegen einer nicht funktionierenden Brandwand vollständig zerstört wurde.

mfg

Tina

Benutzer_203

Und hier noch ein Hinweis aus Sicht eines Einsatzleiters bei der Feuerwehr.

Bei einem solchen Dachstuhl, wenn er denn brennt, würde ich mir mehr als einmal überlegen ob ich meine Einsatzkräfte hinein schicke. Hier greifen wir, wenn überhaupt möglich, von außen an (Dach im Bereich der Trennwand abdecken und Riegelstellung), über Hubrettungsgerät oder den anderen Brandabschnitt.

Von daher stellt sich die Frage, was bringt die BMA?

Es wird häufig versucht das Problem mit einer solchen auf den abwehrenden Brandschutz zu übertragen. Das funktioniert zum Zwecke eines wirksamen Löschangriffs (bezogen auf den eigentlichen Brandherd) aber oft nicht wenn man berücksichtigt, wie schnell sich ein Brand (auch in einem Dachgeschoss) entwickeln kann.

Für mich wäre hier viel wichtiger die Fragen:

- Wie sicher ist der andere Brandabschnitt?

- Kann ich dort sicher eine Riegelstellung aufbauen?

- Besteht hier Einsturzgefahr wenn auf der brennenden Seite die Balken nachgeben oder kann ich von einem halten der Wand und der Balken auf der unbetroffenen Seite ausgehen?

- Bestehen Aufstellflächen für ein Hubrettungsgerät im Bereich der Brandwand (am besten noch auf beiden Seiten)?

Bitte nicht immer davon ausgehen, dass die Feuerwehr, nur weil eine Brandmeldeanlage installiert wird, auch bei allen möglichen Gebäudetypen, Brandszenarien, an den Ort des Geschehens vordringen kann. Da müssen auch noch andere Faktoren berücksichtigt werden.

Wolfgang

Benutzer_1058

@Wolfgang Cordier

Die BMA habe ich mir nicht ausgedacht. Diese wird immer als Auflage bei solchen Gebäuden gefordert, wenn der Dachraum leer ist, weil unbeaufsichtigt.

Für meine Zwecke könnte ich die BMA "missbrauchen" da ich ungeschützte Stahlüberzüge für eine Holzbalkendecke habe, die normalerweise F90 sein müsste, aber nur F30 ist. Punktuell hätte ich somit F0.

Wegen der BMA gehe ich nicht davon aus, dass die Feuerwehr besser vordringen kann. Es ging nur um das Vorhandensein der BW im Dachgeschoss, ob das für die Feuerwehr ein Pluspunkt ist.

Gruß

Frank

Benutzer_203

Hallo Frank,

das mit der BMA kenne ich so bei uns nicht und die SächsSchulBauR gibt sie so auch nicht her.

Dennoch gilt natürlich:

je früher entdeckt desto besser (ich freue mich über jede BMA ;-)

jede Brandabschnittsbildung wird von uns begrüßt, denn je kleiner solche Abschnitte, desto besser unsere Möglichkeiten.

Aber es wird hier ja oft genug (und auch zu recht) angemerkt, dass aus unseren Wünschen keine Ansprüche erwachsen dürfen.

Aber nochmal zu der Brandwand.

Ich sehe durch die BMA keinen Vorteil der geeignet sein könnte, auf die sonst von Ihnen durchgeführte Maßnahme zu verzichten.

Wenn es so sein soll, das diese Wand als Brandwand den Durchlauf des Feuers verhindern soll, dann sollte sie auch entsprechend ausgeführt sein.

Auf die Brandwand zu verzichten würde aus meiner Sicht bedeuten, den Verlust des kompletten Dachstuhls zu akzeptieren (mit den entsprechenden Folgeschäden über zwei statt einen Brandabschnitt verteilt). Mit der korrekten Ausführung wird es für die Feuerwehr auch sehr wahrscheinlicher, den anderen Brandabschnitt halten zu können.

Gruß

Wolfgang

Benutzer_822

Personenrettung ist das Eine, Erhaltung wertvoller Substanz, um sie unseren Enkeln mal zeigen zu können, das Andere. Wenn der Dachraum so groß ist (60 + 30 = 90 m) ist doch die Überlegung riochtig, das Dach mehrfach durch (GKF-) Brandwände oder (GKF-) Trennwände in Abschnitte zu unterteilen, um den Brand leichter beherrschbar zu machen. An einer Wand kann ich etwas halten, was mir in der freien Fläche durchläuft.

Falls ich "ein paar Balken mehr" löschen muß geht es nicht nur um die verbrennten Balken sondern auch um den Löschwassereintrag ins Haus, der diesem nie gut tut. Und wenn sie, was bei "alten Kisten" normal ist, Holzbalkendecken mit Lehmfüllungen haben, ist es ein Unterschied, ob ihr nasser Brandabschnitt 20 m (dann Trennwand zum Halten) oder 90 m ist und die ganze Kiste ist futsch.

Wenn es bei Königin Elisabeth brennt (was man dann schön im Fernsehen gezeigt bekommt, wie alle leute die Bilder und Teppiche bergen ...) ist doch der Riesenschaden dadurch bedingt, daß die ganze Breite auf einmal brennt, die Feuerwehr die ganze Breite naß macht, die Brühe durch das Haus läuft und drunter alles futsch ist.

Ich versuche meinen Denkmalschützer zu erklären, daß ein "warmes Denkmal" ein kaputtes Denkmal ist. Dann komme ich mit moderaten Trennwänden / Brandwänden im Dach meistens weiter, um den Wassereintrag auf einen (kleineren) Abschnitt zu begrenzen und Originalsubstanz des Hauses zu retten.

Sylvester Kabat, der Altmeister im retten von Burgen, Schlössern, Kirchen, hat gesagt: "ein Schloß ist das Einfamilienhaus der Familie König". Man sieht es daran, daß es ohne Trennwände (Nutzeinheitstrennung) abbrennt.

mfg Schächer

Benutzer_1843

Herr Cordier, Herr Schächer,

ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Leider passiert es all zu oft, daß eine BMA als Allheilmittel verstanden wird.

Annika

Benutzer_465

Aber um nochmal auf die bauliche Ausbildung der Brandwand zurückzukommen -

ich hätte das mit den Feuerschutzplatten und Miwo wahrscheinlich ähnlich gemacht, und ich denke, daß das schon eine Brandweiterleitung über die Brandwand behindert.

Besser wäre natürlich über Dach, aber im Bestand / Denkmal geht das halt manchmal nicht.

M. Koeppen