2. Rettungsweg Gebäudeklasse 5 Hessen

Benutzer_2110

Liebes Forum,

in einem Gründerzeitgebäude sollen die sogenannten ehemaligen "Mädchenzimmer" der Bediensteten unter dem Dach als Büros

genutzt werden. Wohnnutzung wurde vor Jahren untersagt, da der 2.RW nicht über Anleitern der Feuerwehr möglich ist - Straße wäre zur Anleiterung breit genug, da es sich um das zweite DG handelt ist durch die Dachneigung der Abstand zur Hauskante zu groß.

Oberkante Fertigfußboden dieses Geschoßes liegt bei 20.50m.

Abhilfe könnte im Hinterhof durch eine Notleiter geschaffen werden. Gibt es Erfahrungen ob in Wiesbaden entsprechende Abweichungen möglich sind?

Wären straßenseitig Rettungsbalkone zur Anleiterung denkbar?

Eine Aussentreppe als 2. RW fällt m.E. wegen der einzuhaltenden Abstandsflächen aus- oder seht ihr hier eher eine Chance mit entsprechendem Antrag auf Abweichung durchzukommen?

Vielen Dank im Vorraus für die Unterstützung!

firefly

Keine Ahnung wie die Behörden in Wiesbaden so drauf sind, ich zumindest halte einen Rettungsbalkon auf der Straßenseite für günstiger, als eine Notleiter im Hinterhof.

Aber ich finde ein anderes Thema hier viel spannender: "da es sich um das zweite DG handelt"!

Wie ist denn die Tragkonstruktion der Decke über 1.DG in dem Gründerzeitgebäude? (Hoffentlich mit ausreichend tragenden Wänden und Stützen)

Besteht die Gefahr, dass sich Feuer und/oder Rauch vom 1.DG möglicherweise über die Dachkostruktion ins 2.DG ausbreitet?

Führt denn der Treppenraum der notwendigen Treppe odnungsgemäß und mängelfrei ins 2.DG?

Benutzer_2110

Danke für die Stellungnahme!

Der 1.RW muss ertüchtigt werden- Die Wohnungsabschlüsse erfüllen weder Feuerwiderstand noch Rauchdichtigkeit.

Der Treppenraum führt bereits in einem Lauf auch ins letzte DG- allerdings

vom DG ins 2.DG nur mit einer Laufbreite von 70cm. Das wird man denke ich ändern müssen.

von jedem treppenpodest aus sind ausreichend große Fenster (1,60*2,30m) in den Hinterhof vorhanden. Hinterhof ist jedoch nicht mit Fahrzeugen zu erreichen. Gemäß Baujahr ist die Treppe selbst als Holztreppe ausgeführt- entspricht also nicht der Anforderung F30A für GKL 5.

Die Geschoßdecke im 1.DG ist Bestand und wird wohl erfahrungsgemäß mit einer feuerwiderstandsdauer zwischen 30 und 60 minuten angesetzt werden können,

evtl weitere ertüchtigung durch zusätzliche abhängung von unten möglich.

im zuge der sanierung des 2. DG wäre eine zusätzliche Rauchabschottung in der Dachkonstruktion möglich. Tragwände jeweils mittig vorhanden- Stützweite der Decken kleiner 4,00m.

Weitere Kompensationsmaßnahme wäre funkvernetzte BMA?

Grüße aus der Pfalz

firefly

Stimmt, mit Oberkante Fertigfußboden bei 20,50m ist dies ein Gebäude der GK-5. In Bayern würde das bedeuten, man bräuchte für das 1.DG, um darüber im 2.DG Aufenthaltsräume vorsehen zu können, einen sogennannten "Sargdeckel".

Die LBO´s schreiben in der Regel bei zweigeschossigem Dachausbau nicht F90 (F90-B) sondern feuerbeständig (F90-AB) für die untere DG-Ebene vor. Das bedeutet, das eine Holzkonstruktion für das Dach eigentlich ausgeschlossen ist. Das wäre man den Personen im 2.DG auch schuldig, wenn man Ihnen einen Rettungsbalkon an der straßenseitigen Dachkante als 2.RW anbienten möchte.

Ich fürchte, das wir ein ziemlich kostspieliger Dachgeschossbausbau!

Mattes

Hallo buero 33,

die interne Brandmeldeanlage nach DIn 14676 kann vielleicht gerade für den nicht ausreichenden Feuerwiderstand zwischen den DG-Ebenen herhalten- wenn die Behörde mitspielt.

Für die Mängel in den Rettungswegen wäre selbst eine aufgeschaltete BMA nach DIN 14675 nicht ausreichend.

Notleitern werden bei uns nur noch im Bestand zugelassen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind- aber bestimmt weder in Hochhaus-Grenzhöhe noch im Neubau: als solchen würde ich zumindest dden DG-Ausbau betrachten.

Und ab und zu kommt es nunmal vor, dass aufgrund der Bestandssituation eine Erweiterung oder Nutzungsänderung gar nicht möglich bzw. nicht genehmigungsfähig ist. Deshalb dringend vorab mit Bauaufsicht und Feuerwehr abklären, was machbar ist...

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_2104

Hallo Buero33,

Eine Aussentreppe als 2. RW finde ich Möglichkeit. Über Abweichungen von den Abstandsflächen lässt sich einfacher mit der Genehmigungsbehörde diskutieren als über Abweichungen vom Brandschutz. Wenn die Nachbarn dem Vorhaben zustimmen gibt es bei uns meistens keine Probleme. Also wie Herr Bußmann schon sagt, zuerst den Kontakt mit der Behörde suchen. Hier lässt sich oft ganz vieles lösen.