Überprüfung Brandwand

Benutzer_323

Hallo Forum,

eine zweigeschossige Halle aus dem Baujahr 1970 wurde umgebaut. Die Nutzungsänderung hatte auch einen Brandschutznachweis zur Folge. Im Rahmen dieses Nachweis sollen die Brandwände stichprobenartig untersucht werden. Diese bestehen aus Stahlbetonwänden h=20 cm und KS-Steinen d=17,5 cm. Sie werden von der Decke ü KG und Decke ü EG festgehalten. Somit dürfte die Stoßsicherheit gewährleistet sein. Darum geht es erst in zweiter Linie.

Nun meine Frage: Die Stb.-Wände haben nur 1,5 cm Betonüberdeckung. Dies wurde in den geprüften Bewehrungsplänen aus dem Jahr 1970 auch nicht beanstandet. Kann man das gelten lassen? Meines Wissens muss man mindestens 20 mm, besser 35 mm Betonüberdeckung für Brandwände anwenden. Oder gilt hier Bestandschutz?

Gruß, Franz Lang

Benutzer_822

wenn etwas f a l s c h ist und schon falsch war, gibt es keinen Bestandsschutz. Ich würde die Überdeckung zwar nicht als so großartiges Problem ansehen, man muß es aber, wenn es schon beanstandet wurde, aufarbeiten, z.B. durcheinen gut haftenden Verputz auf die Wand, daß der Beton und in ihm die Bewehrung nicht so schnell ganz heiß wird. Auf metallischem Putzträger bleibt er auch haften, "ohne" fällt er mit der ersten Erwärmung ab. mfg Schächer

Benutzer_323

Hallo Franz,

danke für deine Anmerkungen.

Ich sehe die Überdeckung ähnlich wie du. Überraschend war für mich, dass die geprüften Pläne von damals eindeutig eine Betondeckung von 1,5 cm vorschreiben. Hier hätte wohl ein Grüneintrag folgen müssen. Oder war der Brandschutz im Jahre 1970 noch kein Thema?

Fakt ist, um den Verputz wird man nicht herumkommen, oder kann man das vernachlässigen? Bei Mauerwerk gibt es ja auch keine Bewehrung und dieser Baustoff taugt ebenfalls für eine Brandwand. Könnte man die Stahlbetonwand als unbewehrte Wand betrachten?

Gruß, Franz

Benutzer_735

generell gilt, dass tragende Elemente im Brandfall über die geforderte Zeitdauer tragen bzw. raumabschließen müssen.

Das heißt aber nicht, dss sie den brand beschädigungsfrei überstehen müssen.

Eine Decke/Wand kann sich z.B. um ein im Normalfall unzulässiges Mass verformen.

D.h. wenn der statische Nachweis mit 1,0-facher Sicherheit (d.h. ohne) gelingt, kann das Bauteil unertüchtigt bleiben.

Gruß

Stefan Blümel

Benutzer_465

Hallo Herr Blümel,

ja, die Nachweismöglichkeit gibt es theoretisch.

aber haben Sie schon mal einen Statiker eine Heißbemessung machen sehen?

Ich noch nicht.

(für große Stahlbauten, Parkhäuser z.B., wird es das im Einzelfall geben)

M. Koeppen

Benutzer_735

Hallo Herr Koeppen,

ich hatte zumindest schon mehrfach den Fall, dass im Zuge von baulichen Änderungen im Bestand z.B. zusätzliche Klebearmierung in Form von CFK-Lamellen erforderlich wurde. Und diese Klebearmierung (bzw. der temperaturempfindliche Kleber) musste in einigen Fällen nicht brandschutztechnisch verkleidet/geschützt werden, da die Klebearmierung zwar zum (rechnerischen) Nachweis der Decke inkl. Berücksichtigung der Sicherheitsbeiwerte erforderlich war, die Decke aber ohne Armierung die Lasten mit 1,0x-facher Sicherheit aber auch noch aufnehmen konnte.

D.h. in diesen fällen wurde die Bewehrung nicht vor Temperatureinwirkung geschützt (was relativ aufwändig ist).

Andere Fälle sind z.B. historische Massivdekcne, die aus Kostengründen mit (brennbaren) Holz"unterzügen" ertüchtigt wurden, dann aber natürlich nicht mehr F60-AB waren. Bei 1-facher Sicherheit waren aber die Holzbalken nicht erforderlich --> keine Bekleidung o. entspr. Dimensionierung, sondern zulässigerweise Abbrand bis hin zum Ausfall der Unterstützungswirkung.

Stefan Blümel

Benutzer_465

Sehr interessant!

Benutzer_822

wobei man beachten muß, daß die "heiße Konstruktiuon" unter vielen Verlusten leidet und d a s schon zu einer wesentlichen Abnahme der tragfähigkeit führt. man kann nicht einfach sagen "die Unterstützungsbalken entfallen durch Abbrand und der Rest der decke trägt noch mit einfacher last", wenn man diese Abminderungen nicht a u c h abgezogen hat. Von daher ist eine solche rechnung oft trügerisch. Eine gute Hilfe ist die "kalte" Berachtung der Einspannungen von (jetz Prof) Wesche 1985 in seiner damaligen Dr Arbeit, die auch bei geringenÜberdeckungen tolle F Klassen erreiochbar macht. mfg Schächer

Benutzer_735

ich habe nur davon gesprochen, dass die Sicherheiten reduziert werden.

Der eigentliche Nachweis der Standfestigkeit und Tragfähigkeiten wird nach wie vor erbracht.

Gruß

Stefan blümel

Benutzer_1795

@Koeppen

Ich bin von Hause aus kein Tragwerksplaner. Aber ich kann sagen, dass Heissbemessungen nach Eurocode bei uns im Hause von den Tragwerksplanern schon häufiger vor allem bei Bestandsbauten gemacht werden. So ungewöhnlich ist das m.E. nicht mehr.