Definition Gebäudeklasse 1b

Benutzer_1998

Hallo zusammen,

ich habe ein Problem mit der Gebäudeklasseneinordnung:

Bei dem Gebäude handelt es sich um einen Stall (> 400 m?) mit einem Wohnhaus. Zwischen den Gebäuden ist kein Abstand.

Kann ich jetzt das gesamte Gebäude als freistehendes landwirtschaftliches Gebäude einordnen ? Also Gebäudeklasse 1b ?

Oder muss ich beide getrennt einordnen, da sie unterschiedlich genutzt werden:

Also dann Gebäudeklasse 3 im Stall und Gebäudeklasse 2 für das Wohnhaus ?

Danke im Vorraus!

Benutzer_1774

Hallo CS,

wenn es denn ein freistehendes, landwirtschaftlich genutztes Gebäude ist, gilt Gebäudeklasse 1. Der Stall ist hier nicht als Nutzungseinheit im Sinne von Aufz. a) zu sehen.

Bitte aber §31 (2) LBO beachten und daran denken, dass eine Brandwand auch entsprechend ausgesteift werden muss!

Benutzer_1998

Hallo,

kann ich das Wohnhaus denn einfach mit zum landwirtschaftlich genutzten Gebäude zählen?

Benutzer_822

wenn Sie im Stall w o h n e n wollen, ist die Wohnung einfach ein (Sau-)Stall. Denkbar - wenn auch eher ungewöhnlich und unerwünscht. Ein Stall an einem Wohnhaus ist nicht freistehend sondern angebaut oder nahestehend. Nur dann, wenn Sie um Ihr Gebäude (Stall) mit 2,50 m breiten ausgebreiteten Armen drum herum gehen können und keine Grenze und kein anderes haus streifen, n u r dann sind sie "freistehend". Angebaut haben Sie eine andere Gebäudeklasse, evtl. 3, weil Ihr "Nachbarhaus" nicht mit abbrennen soll.

Eine denkbare gute Lösung kann sein : Stall nach "1 b" planen, Haus mit Brandwand zum Stall hin, gut ausgesteift und Halterung für die Brandwand, kann deutlich billiger sein als alles andere, dann aber Abweichung beantragen weil Stall nicht frei steht, Kompensation durch Brandwand.

mfg Schächer

Benutzer_1774

Hm Herr Schächer, Sie machen mich nachdenklich. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass ein freistehendes, landwirtschaftlich genutztes Gebäude auch die "Betriebswohnung" des Landwirts enthält. Dies als Regelung aus der Historie, als viele Bauernhöfe noch klein und die Trennungen zwischen Wohnen und Arbeiten noch fließend waren (auch wenn man nicht mehr unbedingt im Saustall wohnte). Die Brandwand ist bei uns für diesen Fall allerdings vorgeschrieben.

Benutzer_1998

Hallo,

die Lösung mit der Abweichung ist zwar gut, aber kann ich die Wahl der Gebäudeklasse wirklich kompensieren ? Bzw. kann ich die Anforderung "freistehend" kompensieren ?

Dann könnte ich ein Gebäude ja auch in Gebäudeklasse 3 einordnen,obwohl der letzte Aufenthaltsraum höher als 7,0 m liegt und eigentlich Gebäudeklasse 4 oder 5 wäre. Zumindest wenn ich es kompensiere. Das würde alle baulichen Anforderungen ändern und ich kann mir nich vorstellen, dass das noch im Sinne der LBO ist.

"Betriebswohnung" ist ein guter Begriff und ich kann mir auch vorstellen, dass man so argumentieren kann, aber entspricht das wirklich der Landsbauordnung oder muss ich auch da eine Abweichung beantragen?

Wenn ich das richtig verstehe muss ich, wenn ich genau nach LBO vorgehe, zwei Gebäude beurteilen und beide als nicht freistehend betrachten. Damit fällt der Stall nicht in Gkl. 1b.

MfG

Benutzer_735

nach meinem Verständnis gibt es keine (freie) "Wahl der Gebäudeklasse".

Die Gebäudeklasse ist gem. LBO an gewisse Parameter gebunden und damit fix.

Von bewussten und unbewussten Interpretationsfehlern mal abgesehen...

Aber natürlich kann man einzelne dann aus der Gebäudeklasse abzuleitende Anforderungen dann kompensieren bzw. Abweichungen durch Vergleichsüberlegungen argumentieren.

Gruß

Blümel

Benutzer_1068

Hallo CS2711,

noch ein Hinweis aus Bayern:

Während für die Einteilung in die Gebäudeklasse 1a maßgeblich ist, dass das Gebäude freistehend ist (also nicht an ein anderes Gebäude angebaut ist) und eine bestimmte Höhe und Ausdehnung nicht überschreitet, werden land- oder forstwirtschaftlich genutzte Gebäude - ohne weitere Kriterien, also i m m e r - in die GKl 1b eingeordnet.

Nach der bayerischen Kommentarsliteratur sind Wohngebäude keine land- oder forstwirtschaftlich genutzten Gebäude i.S.d. Nr. 1b. Diese sind nach ihrer unmittelbaren Nutzung (Wohnen) als Wohngebäude und nicht nach ihrer zusätzlichen Zweckbestimmung (Land- und Forstwirtschaft) zu behandeln.

Wegen des Sondertatbestandes "landwirtschaftlich genutzes Gebäude" ergibt sich m.E. eine Doppelgebäudeklassenzuordnung, wie z.B. GKl 1b + 2.

Mit freundlichen Grüßen

W. Linhardt

Benutzer_1998

Hallo Herr Linhardt,

also in Schleswig-Holstein steht bei Gebäudeklasse 1b:

"freistehende land- oder forstwirtschaftliche Gebäude"

genau wie in der Musterbauordnung. Insofern gehe ich davon aus, dass ich den Stall alleine nicht dort einordnen kann, weil er nicht freistehend ist.

Das gesamte Gebäude (also Stall + Wohnhaus) ist zwar freistehend, aber nicht mehr ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. Also muss ich das gesamte Gebäude in Gebäudeklasse 3 einstufen, oder ?

MfG

Benutzer_1068

Hallo CS2711,

inzwischen habe die Begründung zur MBO 2002 mit der der Gesetzesbegründung zur BayBO 2008 verglichen. Die Begründungen sind textidentisch bis auf das Wort "freistehend" bei den land- oder forstwirtschaftlich genutzten Gebäuden. Dieses Kriterium hat Bayern n i c h t übernommen.

Die formelle Einstufung gem. MBO der Gebäudeteile oder des Gesamtgebäudes ist mir leider nicht klar.

Mit freundlichen Grüßen

W. Linhardt

Benutzer_822

der Gedanke ist klar: ich habe k e i n e baulichen Anforderungen

("F Nix") wenn das Gebäude f r e i steht und beliebig abbrennen und umfallen kann. Ich habe mindestens F 30 einzuhalten, wenn durch Abbrand oder Einsturz ein Dritter gefährdet wird (Anbau Wohnen, Nachbar, ...). Daher sollen wirksame Lösch- und Rettungsmaßnahmen erst mal möglich sein, es sei denn, es geht "nur" der "eigene Schweinestall" in Flammen auf. Tierrettung usw. alles unmöglich bei "F Null". mfg Franz Schächer

Benutzer_1081

"die Lösung mit der Abweichung ist zwar gut, aber kann ich die Wahl der Gebäudeklasse wirklich kompensieren ? Bzw. kann ich die Anforderung "freistehend" kompensieren ?"

Eine Definition - also die Gebäudeklasse - ist eine objektive Eigenschaft. Davon kann man nicht per Abweichung weg. Man kann nur 20 Abweichungen damit begründen, daß gerade dieser Zweck der ( höheren ) Anforderung hier nicht gegeben ist. Macht Arbeit, kostet Geld. Hilft aber nichts.