brennbare Baustoffe über Brandwand

Benutzer_1843

Liebe Kollegen,

daß man brennbare Baustoffe nicht über eine Brandwand führen darf, ist klar.

Wie sieht es nun bei Gebäuden der Gebäudeklasse 3 aus (ggf. gleichzeitig ein Sonderbau), bei denen die BW unter der Dachhaut enden darf? Reicht es Eurer Meinung nach aus, wenn die BW gegen eine geschlossene Stahlbetondecke (-dach) F90 stößt?

Im Brandschutzatlas wird im Kapitel Brandwände ausgeführt, daß zusätzlich auch die oberhalb der Stahlbetondecke über die BW führende Dämmung nichtbrennbar sein muß (auf einem Streifen von 1m beidseitig der BW). Mir leuchtet der Sinn dieser Maßnahme noch nicht ein. Weil der Brand sich über das Dach ausbreiten und irgendwo weiter entfernt ins Gebäude eindringen kann?

Freue mich auf Eure Meinungen,

Annika

WernerMueller

Hallo Annika,

auch die Dämmung kann aus welchen Gründen auch immer brennen. Also ist eine Brandübertragung oberhalb des Stahlbetondaches möglich. Ob ein Eindringen in das Gebäude möglich ist oder nicht, ist letztendlich Nebensache.

Daher Dämmung oberhalb der Brandwand nichtbrennbar formbeständig ausführen.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_1843

Hallo Herr Müller,

vielen Dank für Ihre Antwort. Sie schreiben "Ob ein Eindringen in das Gebäude möglich ist oder nicht, ist letztendlich Nebensache."

Ist es das wirklich? Es das nicht der entscheidende Punkt? Genau das Eindringen in den anderen brandabschnitt soll doch verhindert werden und das wird es doch, wenn ein Stahlbetondach vorhanden ist.

Noch eine Verständnisfrage zu Ihrer Antwort: Was ist denn genau mit formbeständig gemeint?

Grüße,

Annika

Benutzer_860

Formbeständige Dämmung:

Mineralische Fasern der Baustoffklasse A, Schmelzpunkt ab 1.000°C, Rohdichte ab 30kg/m?

Erläuterungen auch im Brandschutzatlas Kap. 6.2.2

siehe auch DIN 4102-4, Abschnitt 4.irgendwas

WernerMueller

Hallo Annika,

richtig, das Eindringen in das Gebäude wäre sozusagen der worst case. Aber die Brandwand ist dafür da, dass auf dem Nachbargrundstück im Grunde gar nichts brennt; auch nicht die Dämmung oben drauf...

Sicher könnte man das -rein brandschutztechnisch- eventuell auch akzeptieren, aber rein formell tun sich da Abgründe auf, die Du lieber nicht wissen willst (z.B. wie wird denn sichergestellt, dass nicht irgendwann jemand eine Öffnung im Dach vorsieht etc.).

Grundstückgrenze=Brandwand. Tut doch auch keinem Weh.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_1470

Hallo Annika

Wenn das Dach brennt und das über die BW hinaus, handelt es sich bereits eine Brandausbreitung auf den benachbarten Brandabschnitt.

In der Regel gibt es noch RA Öffnungen durch die die Brandausbreitung in die Halle möglich ist.

Im Übrigen hat nach BS- Atlas 1 m? Wärmedämmung aus brennbaren Baustoffen eine Brandlast, welche mit der von ca. 14 l Benzin oder Diesel zu vergleichen ist. Das bedeutet auf einigen Dächern liegen mehr als nur ein Tanklastzug mit brennbaren Flüsssigkeiten. Bei entsprechender Temperatur verhält sich die Wärmedämmung auch so, da sie flüssig wird und auch brennbare Dämpfe eine EX- Gefahr hervorrufen können.

Aus diesem Grunde müssen beispielsweise nach IndBauRL entsprechende Maßnahmen eingehalten werden und das unabhängig davon ob dort Brandwände oder BBAW sind (ab 2500 m? Dachfläche).

Gruß Norbert Bärschmann

Benutzer_822

Die Ursache für die enge Sicht liegt in brennbaren Leitungen ("Regenwasserableitung" , Strangeintlüftung usw.), die durch die Beton - Dachdecke stoßen und den Brand nach oben tragen, wenn es unten brennt.

Die brennbare Dämmung oder auch die brennbare Dachdichtung breitet den Brand aus und zum nächsten Lüfterrohr, Entwässerungsrohr oder der hochgeführten Strangentlüftung brennt es wieder in das gebäude hinein.

Und es brennt herrlich über die Brandwand hinweg und beim Nachbarn in die Hütte. mfg Franz Schächer

Benutzer_465

Hallo Herr Schächer,

was wäre, wenn alle Dämmung nichtbrennbar wäre, und nur die Dachdichtung brennbar (PVC), über die Brandwand hinweg. Brennt diese auch tatsächlich weiter oder kann man diese praktisch vernachlässigen? (nach Baurecht kann man sie ja nicht vernachlässigen)

M. Koeppen

Benutzer_1795

Hallo Herr Koeppen!

Wenn Sie mal einen "schönen" Dachflächenbrand gesehen haben, wissen Sie, das eine brennbare Dacheindeckung wie eine Zündschnur - insbesondere bei Wind - wirken kann. Daher ist auch die Dacheindeckung zu unterbrechen, z.B. gegen Zinkblech. Als Abweichung haben wir auch schon Bekiesung in einem 1m breiten Streifen oberhalb der Brandwand (50cm + Dicke BW + 50cm) beantragt und genehmigen lassen.

Benutzer_1843

Liebe Kollegen,

vielen Dank für die interessanten Beiträge!

Mir leuchtet ein, daß es - auch bei Gkl. 3 - tatsächlich irgendwo auf dem benachbarten Dach reinbrennen kann, wenn man die brennbaren Stoffe an der BW nicht unterbricht. Allerdings muß man dann meiner Meinung nach den Faden weiter spinnen: Habe ich keinen BW-Überstand, nützt es doch wenig, auf einer Breite von z. B: 24 cm die brennbaren Dämmungen und Folien zu unterbrechen. Da "wandert" das Feuer doch drüber. Dann müßte man doch so konsequent sein, und rechts und links der BW mindestens einen 0,5 m breiten bekiesten oder nichtbrennbareb Streifen vorsehen. Bei Gebäuden unterschiedlicher Höhe würde ich dann analog einen 0,5 m breiten Streifen auf der einen Seite und auf der anderen Seite der BW die Dämmung der Außenwand nichtbrennbar bis 0,5 m UK Decke ausführen.

Was haltet Ihr davon? Ist das übertrieben oder eher konsequent?

Grüße,

Annika

Benutzer_822

wenn n u r die Dachfolie brennbar ist und alles andere, auch die Dämmung darunter, nichtbrennbar, kann man den Dachbrand mit "etwas Regen" gut von oben ablöschen. daher ist das Risiko gering. Wenn u n t e r der Dichtungsbahn brennbares und Luft sind, brennt es u n t e r der Dichtung weiter und man kommt nicht zum löschen dran, das ist ein gewaltiger Unterschied. Daher heißt es auch, daß man die Bw bis unmittelbar UNTER die Dichtschicht errichten muß. Für mich heißt das, daß "harte Bedachungen" darüber gehen dürfen. und das sind a u c h beschieferte Bitumenbahnen, zugelassene Folien usw.

Eine richtige Trennung führt ü b e r Dach, da sind wir uns einig. Aber "bis unmittelbar unter die dachhaut" ist eine klare defibnition im gesetz.

mfg Franz Schächer

Benutzer_1795

Hallo Annika, genau diese Lösung habe ich Ihnen ja in meiner Antwort vorgeschagen!?