Teilweise innenliegender Treppenraum

Benutzer_1839

Bestand:

Wohnhaus mit 2 Vollgeschossen und ausgebautem ersten DG

Außenliegendes Treppenhaus mit Fenstern

Baumaßnahme:

Ausbau 2. DG

Besonderheit:

Treppe von DG ins 2. DG (neu)

und Tür soll bei Treppenantritt auf DG-Niveau sein

Dadurch kann ein kleiner Teil des Treppenraumes (halbe Geschoßhöhe) nicht mehr über Fenster entraucht werden.

Eine natürliche Entrauchung (1m2) über Dach ist auch nicht möglich.

Fragen:

Ist dieser Teil des Treppenraumes wie ein innenliegendes Treppenhaus zu betrachten.

Wenn ja, welcher Aufwand ist zu treiben, um diesen Teil zu entrauchen?

Ist ein stillgelegter Kamin neben Treppenraum hilfreich?

Gibt es Alternativen, wie z.B. Brandmelder?

Grüße

Hans

Benutzer_1839

Ergänzung:

Standort Baden-Württemberg

frank_borgert

Hallo Hans,

§11 Abs. 7 LBOAVO: "Für an der Außenwand liegende notwendige Treppenräume sind dafür in jedem oberirdischen Geschoss unmittelbar ins Freie führende Fenster mit einem freien Querschnitt von mindestens 0,50 m2 erforderlich, die geöffnet werden können. "

Es steht m.E. nach nirgends, dass ein öffenbares Fenster an oberster Stelle des Treppenraumes sein muss. Das wiederspräche auch jeglicher Treppenraumgestaltung.

Ob das Fenster jetzt ein halbes Geschoss unter dem obersten Geschoss ist, halte ich persönlich für völlig egal. Wenn der TR verraucht, steht der Rauch sowieso vor der Tür, egal, wo sich ein Fenster befindet. Das Fenster dient ja auch nur der "Rauchfreimachung" durch die Feuerwehr...

Viele Grüße,

Frank Borgert

Mattes

Hallo Hans, hallo Herr Borgert,

ich finde es grundsätzlich nicht egal, an welcher Stelle sich das öffenbare Fenster befindet.

Sofern das Fenster sich z.B. auf dem Zwischenpodest befindet, kann sich oberhalb ein Rauchsack bilden, der ggf. über die Wohnung entraucht werden müsste.

Ich weiß, dass ich hinsichtlich der Schutzzieldefinition der Entrauchung eines Treppenraumes eine Minderheitsauffassung vertrete, aber ein Rauchsack vor einer Wohnungstür ohne die Chance einer zeitnahen Entrauchung (durch Bewohner im Frühstadium oder später durch Feuerwehr) ist aus meiner Sicht möglichst zu vermeiden. Die öffenbaren Fenster können durchaus zur Sicherung des Rettungsweges dienen. Vor nicht allzu vielen Jahren wurde das auch noch so gesehen...

Wenn es also in der Planung keinen großen Mehraufwand bedeutet, noch ein öffenbares Dachflächenfenster einzubauen, kann ich das nur empfehlen.

Gruß

Matthias Bußmann

Hannes

Hallo Hans,

gehe ich aufgrund der Beschreibung richtig in der Annahme, dass sich die Wohnungseingangstür für das 2.DG vor dem Treppenantritt im 1.DG befindet und die Treppe somit innerhalb der Wohnung ist?

Dann wären für dieses Treppenbereich innerhalb der Wohnung keine Anforderungen bezüglich Rauchableitung notwendig.

Ab 1.3. mit Einführung der neuen LBO ist aber zubeachten, dass notwendige Treppen (§10 LBOAVO) in einem Zuge zu allen angeschlossenen Geschossen führen müssen.

Nach Top 14 der 61. Baurechtsreferentenbesprechung vom 24.7.2001 in Stuttgart "muss das oberste öffenbare Fenster in einem notwendigen Treppenraum so hoch angeordnet werden, dass eine Entrauchung des Treppenraumes bis Oberkante der obersten Wohnungstür möglich ist und der erste Rettungsweg damit gesichert wird".

Gruß

Hannes

Benutzer_1839

Vielen Dank für die Antworten, wenn auch die Antworten etwas unterschiedlich ausfallen.

Die Baurechtsreferentenbesprechung vom 24.7.2001 habe ich im Netz nirgends gefunden.

Gilt sie auch für meinen Fall ("Bestand")? Durch den Einbau der abgeschlossenen Treppe ins 2. DG ändert sich am Rauchabzug nichts.

Das Fenster auf dem Zwischenpodest kann nicht höher gesetzt werden!

Wie ist das Problem zu lösen?

Grüße

Hans

WernerMueller

Hallo Hannes, hallo Mattes,

es ist ja ok, zu empfehlen, das Fenster möglichst weit nach oben zu machen.

Aber das Zitat aus der "61. Baurechtsreferentenbesprechung" kann man so nicht stehen lassen, da es schlicht von vollkommen falschen Vorstellungen ausgeht.

Es ist absolut egal, ob das Fenster ganz oben oder sonstwo ist, die "Oberkante der obersten Wohnungstür" kann durch solch ein Fenster nicht wirksam geschützt werden.

Will man wirklich eine Entrauchung (!) des Treppenraumes im Sinne einer Rauchfreihaltung sicherstellen, dann geht das im Zweifel nur mit einer Druckbelüftung (wie im Hochhaus).

Man kann es scheinbar auch in Fachkreisen nicht oft genug betonen, dass der Treppenraum tabu ist, sobald Rauch in diesen eingedrungen ist.

Weil man das "vor nicht allzu vielen Jahren" erkannt hat, nennt man dieses Ding zum Glück nun auch anders.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_1839

Wie überzeuge ich das Bauamt?

Gruß Hans99

Mattes

Hallo Herr Müller,

meine Erfahrungen sind da ganz andere:

Auch einen verrauchten Treppenraum kann ich mit Lüftern freiblasen, wenn die entsprechenden Öffnungen vorhanden sind.

Bevor der Löschangriff erfolgt, ist meist schon der Lüfter in Stellung und je nach Erkundung kann der TR vor oder während des Löschangriffs entraucht werden. Es ist doch ein Mythos, dass ich erst n a c h dem Einsatz entrauche.

Und wenn dann Teile des TR nicht entraucht werden können (Rauchsack im Bereich DG) und sich dort auch noch Aufenthaltsbereiche befinden, erschwert das den Einsatz.

Dass eine in jedem Fall sichere Rauchfreihaltung des TR nur über die Überdruckbelüftung möglich ist, ist keine Frage.

Dass sinnvoll angebrachte öffenbare Fenster während des Rettungs- oder Löscheinsatzes (und nicht erst danach) keinen wesentlichen Zweck zur Entrauchung/Rauchfreihaltung erfüllen, stelle ich aber in Abrede.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_1839

Ich bedanke mich noch einmal für die Beiträge.

Leider habe ich aber bei der aktuellen Planung keine Möglichkeit, auf der Höhe der OK der DG-Türen ein Fenster anzubringen, so gern ich das auch tun würde.

Wer hat Ideen für eine Lösung?

Gruß

Hans99

Mattes

Hallo Hans 99,

technisch machbar ist vieles, unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit wird die Lösung schon schwieriger.

Ich kann mir schon vorstellen, Ihren vorhandenen Schacht als Rauchabzugsmöglichkeit zu aktivieren. Er wird wohl kaum die Fläche eines notwendigen Fensters erreichen, kann aber zumindest eine Möglichkeit bieten, überhaupt Rauch aus dem obersten Geschoss herauszubringen.

Nochmal zur Klarstellung: Eine Rettungswegsicherung (wie durch eine Überdruckanlage) erfolgt dadurch nicht, aber die Verschlechterung der brandschutztechnischen Situation durch die Nutzung des 2.DG kann dadurch abgemildert werden.

Der Rest ist aber Sache der Detailplanung und sollte vorab mit der zuständigen Behörde abgesprochen werden.

Gruß

Matthias Bußmann