2.Rettungsweg in Schule ?

Benutzer_1499

Hallo,

laut Thüringer Schulbaurichtlinie gilt "Für jeden Unterrichtsraum müssen in dem selben Geschoss mindestens zwei voneinander unabhängige Rettungswege zu Ausgängen ins Freie oder zu notwendigen Treppenräumen vorhanden sein". Stellt im Erdgeschoß ein Fenster, welches die Anforderungen an ein Fluchtfenster erfüllt, einen "Ausgang ins Freie" nach obiger Definition dar oder sind ausschließlich Türen als Ausgänge ins Freie zulässig.

Im besagten Geschoß einer kleinen Grundschule befindet sich ein Klassenraum und ein Speiseraum. Es könnten sich also theoretisch alle Kinder gleichzeitig zum essen im Speiseraum aufhalten und müssten bei Versagen des 1.RW das Gebäude durch das/die Fenster verlassen.

Mir wäre auf Grund der Nutzer/-ung ein echter 2. Ausgang vom notwendigen Flur ins Freie am liebsten. Ist problemlos machbar, da der Flur ebenerdig an einer Außenwand liegt. Allerdings darf es wie immer nichts kosten und die Fenster sind in außreichender Zahl vorhanden.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dieser Problematik?

Gruß

A.Wallisch

Benutzer_822

wenn die Fenster im Speiseraum ziemlich tiefe Brüstungen haben und man die Kinder g u t drüber heben kann, auch mit mehreren Personen gleichzeititg durch mehrere Fenster, sehe ich es als denkbare Variante an. Formal sind "Ausgänge" in Schulen aber Türen und die Entfernung e i n e r Brüstung aus dem Speisesaal, daß man zu einer vernünftigen T ü r kommt, ist sicher die richtige Lösung. Gibt es aus dem Flur zwei Ausgänge ins Freie ? Wenn nur ein Ausgang vom Flur aus erreichbar, ist es auch formal geboten, einen direkten Ausgang ins Freie zu errichten (Schulhaus RiLi). mfg Schächer

Benutzer_1784

Hallo A. Wallisch,

ich bin überzeugt, dass der 2. Rettungsweg unbedingt eine Tür nach außen sein muss. Von Kindern einer Grundschule kann nicht verlangt werden, dass sie im Brandfall über Rettungsfenster die Schule verlassen (auch wenn das der 2. RW ist). Allein schon unter dem Aspekt einer Panik und dem Gedränge an den Fenstern wäre diese Rettungsweglösung nicht praktikabel. Bei einem voll besetzten Speisesaal können Sie sich leicht die notwendige Rettungszeit ausrechnen um alle Schüler aus dem Gebäude zu bekommen. Ich denke die ist zu hoch. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die zuständige Brandschutzdienststelle einer solchen Lösung zustimmen würde. Da es ja immer um die Kosten geht unterbreiten Sie doch mal den Vorschlag einer Brandschutzübung mit Ausfall des 1. RW. Ich glaube alle Beteiligten sind sich recht schnell über die bauliche Änderung einig :))

Mit besten Grüßen

Frank_M

Benutzer_1795

Kleine Randbemerkung. Wenn der Speisesaal > 100m? bei loser Bestuhlung oder > 200m? bei Tischbestuhlung ist, fällt dieser wie eine Mensa auch in den Geltungsbereich der VStättVO. Dann benötigen Sie ohnehin zwei bauliche Rettungswege, sprich Türen.

Wie in der Erläuterung zur SchulBauR beschrieben, muss eine SELBSTrettung möglich sein. Daher halt ich Fenster für Grundschulkinder als 2. Rettungsweg auch für nicht genehmigungsfähig.

Benutzer_1499

Vielen Dank für die Ausführungen,

sie bestätigen mich prinzipiell in meinen Vermutungen.

An Herrn Schächer: der Flur hat zur Zeit nur einen Ausgang in einen Notw. Treppenraum und gegenüberliegend eben besagtes und ausgewiesenes Fluchtfenster (Brüstungshöhe ca. 90cm (innen und außen). Der geöffnete Fensterflügel blockiert dabei den Fluchtweg aus dem Klassenraum. also eine sehr unglückliche Konstelation. Eine Fluchttür wäre hier an der Stelle sicher die richtige Wahl. An den Flur grenzen neben dem Klassenraum und dem Speiseraum nur noch die Küche/Essenausgabe und Sanitärräume.

Zur Flucht aus Fenstern. Mir sind Fälle bekannt, wo aus Kellergeschossen der 2.RW offiziell durch die Fenster geht. Allerding sind dort in den Räumen kleine Treppen als Aussteigshilfen auf´s Fensterbrett und die Fenster kommen an der Gebäudeaußenseite ebenerdig raus.

mfg

A.Wallisch

Benutzer_465

Hallo allerseits,

"Ausgänge" sind erstmal Türen.

Für eine Bestandssituation, und wenn das baulich (Brüstung) und von Personenzahlen noch paßt, kann ich mir auch ein Fluchtfenster vorstellen.

Ggf. für den speziellen Fall eines Speisesaals dann mit ortsfester (!) Aufstieghilfe, z.B. ein fester Sockel o.ä.

M. Koeppen