Manssarddach mit Nutzungseinheit über zwei Geschosse

Benutzer_1708

Hallo Kollegen,

bei einem Bauvorhaben wurde auf besonderem Wunsch des Bauherren während der Bauphase die Einschubtreppe durch eine Spindeltreppe zur Erschließung des Spitzbodens ersetzt.

Addiert man die Flächen des Dachgeschosses mit der des Spitzbodens kommt man auf ca. 195 m2. Der Kollege vom Bauamt sieht aber als relevante Fläche für die Nutzungseinheit die Bruttogrundrissfläche entsprechend Art. 2 Abs. 6 BayBO. Demnach wäre die interne Treppe brandschutztechnisch nicht ausreichend und es müsste eine Verbindung zum Haupttreppenhaus hergestellt werden.

Mir kommt dieser Art. 2 Abs. 6 BAyBO sehr dürftig formuliert vor. Was zählt da alles zur Bruttogrundrissfläche. Wird dort das eigenständige Treppenhaus mitgerechnet? Geht es nur bis zur Aussenkante der massiven Wand oder gar bis zur Außenkante des Wärmedämmverbundsystems? Oder ist dieser Artikel in meinem Fall gar nicht maßgebend?

Viele Grüße

Dieter

Benutzer_607

Hallo,

Bruttogrundrissfläche ist entsprechend den Vollzugshinweisen zu Art. 2 Abs. 6 BayBO die Brutto-Grundfläche einschließlich deren konstruktiven Umfassungen analog DIN 277-1 also meiner Meinung nach sogar bis AK-WDVS.

Bei Nutzungseinheiten ist es die Brutto-Grundfläche aller Räume der Nutzungseinheit einschließlich deren konstruktiven Umfassungen. Nachdem das außerhalb der Wohnung liegende Treppenhaus nicht zur Nutzngseinheit gehört, ist dieses auch nicht in die Brutto-Grundfläche der Nutzungseinheit einzuberechnen.

Sollte die ermittelte Brutto-Grundfläche über 200 m? liegen, so muss die Treppe (1. RW) in einem notwendigen Treppenraum liegen. Werden die 200 m? nicht erreicht, ist auch für die Verbindungstreppe kein notwendiger Treppenraum erforderlich, vorausgesetzt es ist in jedem Geschoss ein anderer Rettungsweg erreichbar.

Bei der Spindeltreppe stellt sich allerdings die Frage, ob sie überhaupt als notwendige Treppe ausreichend ist. Meiner Meinung nach übrigens nicht, da sie vermutlich zu schmal und zu wenig Auftrittsbreite an der Spindel besitzt um als notwendige Treppe anerkannt zu werden.

Mit freundlichem Gruß

Benutzer_1308

Hallo HEbert.

Seit wann werden Anforderungen an die Breiten von notwendigen Treppen innerhalb von Wohnungen in der Bauordnung gestellt? Es heisst dort "für den größten zu erwartenden Verkehr ausreichen". Bei einer Wohnung werden das wohl 3 Personen sein.

Die ASR A2.3 zieht hier nicht, da keine Arbeitsstätte.

Mich würde interessieren, warum diese Treppe keine notwendige Treppe "sein darf". Die BayBO schließt "nur" Einschubtreppen und Rolltreppen aus. Die ASR A2.3 (wie gesagt, zieht nicht) lässt mittlerweile auch Spindeltreppen zu. Warum sollte das dann nicht in einer Privatwohnung gehen?

Benutzer_607

Hallo Tubbes100,

aus dem Gesetztestext der BayBO geht die Treppenbreite nicht hervor. Es gibt aber meines Wissens in Bayern Kommentierungen zur BayBO aus denen hervorgeht, dass Treppen eine gewisse Breite haben müssen um als notwendige Treppe anerkannt zu werden (ich glaube innerhalb von Wohnungen mindestens 80 cm). Außerdem enthält meines Wissens auch die DIN 18065 Breitenangabe über Treppen.

Leidere kann ich im Moment nicht in meinen Unterlagen nachsehen, da ich diese im Büro habe und erst am 07.01.10 wieder arbeite.

Mit freundlichem Gruß

Benutzer_1708

Hallo,

zunächst wünsche ich allen fleißigen Forumsteilnehmern einen guten Rutsch.

Jetzt ist mir noch zu meinem o.g. Problem eingefallen, wie es sich wohl verhält, wenn entsprechend Art. 45 BayBO, Abs. 2, die Mindesthöhe für Aufenthaltsräume gar nicht gegeben ist. Aktueller Zustand ist der, das ca. 3/4 der Fläche eine Höhe von unter 2,20 m haben.

Würde dies die Fläche der Nutzungseinheit einschränken oder wäre es empfehlenswert, die restlichen 20 m2 des Dachbodens auf einer Höhe unter 2,20m abzuhängen?

Vielen Dank

Dieter

Benutzer_607

Hallo Dieter,

die Brutto-Grundfläche ist die Summe der Grundflächen aller Grundrißebenen eines Bauwerkes. Nicht dazu gehören die Grundflächen von nicht nutzbaren Dachflächen und von konstruktiv bedingten Hohlräumen, z. B. in belüfteten Dächern oder über abgehängten Decken.

Nachdem der Dachraum Deines Gebäudes nutzbar ist (wozu sonst die Treppe ?) ist auch die Grundfläche des Spitzbodens meines Erachtens auf die Fläche der Ntzungseinheit anzrechnen.

Laut Art. 32 Abs 1 muss jedes Geschoss und der benutzbare Dachraum über eine notwendige Treppe zugänglich sein. Solange es sich bei Ihrem Dachraum also um einen benutzbaren Dachraum handelt bleibt Ihr Problem mit der notwendigen Treppe.

Es besteht aber die Möglichkeit von den Anforderungen an die notwendige Treppe abzuweichen, wenn bei der Bauaufsichtsbehörde ein Antrag auf Abweichung gestellt wird, dieser ausreichend begründet wird und keine Bedenken gegen Brandschutz und Rettung bestehen.

Ich könnte mir vorstellen, dass von den Anforderungen an die notwendige Treppe abgewichen wird, wenn es sich um einen Dachraum oder um eine Abstellfäche handelt und die Treppe nur zur Zugänglichkeit gebraucht wird obwohl dies ab Gebäudeklasse 3 eigentlich nicht mehr geht(uns Franken mit den großen Spitzböden hat die Gesetzgebung leider vergessen, Einschubtreppen sind ja nur für Gebäudeklasse 1 u. 2 zulässig, ab Geb-Kl. 3 müsste es eine richtigt Treppe sein).

Bei einer Abweichung muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass im Spitzboden kein Aufenthaltsraum möglich ist und auch später vom Mieter oder Eigentümer nicht eingebaut wird, da sonst kein ordnungsgemäßer 1. RW vorhanden ist. Leider halten sich viele nicht daran und bauen doch einen Aufenthaltsraum ein. Dies weiß auch Ihre Bauaufsichtbehörde und läßt dieses Wissen sicherlich auch bei der Beurteilung der Abweichung mit einfließen.

Mit freundlichem Gruß