Nachweis Dachbinder

Benutzer_1679

Verehrte Kolleginnen und Kollegen,

ich habe auf meinem Schreibtisch ein zweigeschossiges Gebäude in NRW liegen.

Die tragende und aussteifende Konstruktion ist aus Stahl, die Decke aus Stahlbeton. Mit Ausnahme der Dachbinder sind die Bauteile feuerhemmend.

Nun verlangt die Bauaufsichtsbehörde (die Retter der Menschheit) einen statischen Nachweis, dass bei einem Versagen der Dachbinder die Stützen nicht versagen (Binder auf zwei Stützen mit geschraubten Anschlüssen, keine Rahmenkonstruktion).

Ein derartiger Nachweis ist meiner Meinung nach gar nicht zu führen (undefinierte Bemessungsgrundlagen) und auch baurechtlich nicht erforderlich, da diese ?Schwachstelle? Teil des bauordnungsrechtlichen Sicherheitskonzeptes ist (geduldetes Restrisiko).

Was ist Eure Meinung dazu? WER KANN MIR HELFEN???

Viele Grüße

Peter_F

Hannes

Hallo Peter F,

entsprechend der Bauordnung sind tragende Wände und Stützen in obersten Geschossen ohne Feuerwiderstand zulässig, sofern darüber keine Aufenthaltsräume mehr möglich sind.

Ob bei einem Brandfall nun die Stützen oder die Binder zuerst versagen, oder vielleicht auch gemeinsam ist somit eher bedeutungslos.

Mit den baurechtlichen Anforderungen wird davon ausgegangen, dass sich zum Zeitpunkt des Einsturzes aufgrund eines Brandereignisses niemand mehr in diesem Bereich aufhalten wird.

Gruß

Hannes

Benutzer_1679

Hallo Hennes,

die von Ihnen vorgeschlagene Beurteilung ist in NRW leider nicht möglich, da es bei uns heißt:

? in Geschossen im Dachraum, über denen Aufenthaltsräume nicht möglich sind ?

Und ein Dachraum ist der Raum, der unter einem Dach mit Dachschräge entsteht. Ein Flachdach ist ein Dach, das Geschoss darunter aber ein Regel- und kein Dachgeschoss. Zumindest muss in einem Teil des Raumes/Geschosses also eine Dachschräge vorhanden sein.

Ich danke Ihnen für Ihre Antwort!

Gruß

Peter

Hannes

Hallo Peter F,

danke für den Hinweis über die feinen Unterschiede der verschiedenen Bauordnungen.

Ob es in der Praxis Sinn macht zwischen Flachdach oder räumlichen Dach zu unterscheiden ist sicher mehr als fragwürdig...

Ich bin mal gespannt ob die Wortwahl in BW beibehalten wird, oder ob wir uns mit der Novellierung der LBO zum 1.3.2010 vom "obersten Geschoss" verabschieden und dafür auch den "Dachraum" erhalten werden.

Gruß

Hannes

Benutzer_1308

Also ich sehe das anders. Auch in NRW kann ein Dachraum unter einem Flachdach sein. Hierzu gibt es einschlägige Kommentare. Nach Ihrer Argumentation wäre ein Dachraum mit einer Höhe von 10cm (also kein Vollgeschoss) nach § 34 bzw. § 29 BauO NRW ohne Feuerwíderstands zulässig, reduziere ich die Höhe auf 0 müsste ich einen Feuerwiderstand haben!? Dachräume unter Flachdächern gibt es z.B. in vielen Gebäuden mittlerer Höhe, wo sich im Dachraum Lagerräume befinden, da sich das Gebäude bei einer Umnutzung des Dachgeschosses zu einem Hochhaus ändern würde. Hier handelt es sich meist um Räume mit geringeren Höhen und ohne Belichtung. Die Decke hierüber oder das Dach weisen keinen Feuerwiderstands auf.

Generell werden an Dachtragwerke auch in NRW - es sei denn, es ist explizit in einer Sonderbauvorschrift erwähnt - keine Anforderungen gestellt. Welchen Sinn würde es sonst machen, in Sonderbauvorschriften Anforderungen an Dachtragwerke zu definieren, wenn sie mit der BauO NRW schon beschrieben wären?

Der Nachweis im vorliegenden Fall ist für mich auch nicht nachvollziehbar. Eventuell ist hier aber auch etwas anderes gemeint. Ich komme leider nicht aus dem Bereich Tragwerksplanung, aber hier steht in einer Norm sinngemäß, dass "das Versagen eines Bauteils nicht zum kaskadenförmigen Versagen anderer Bauteile führt".

Diese Diskussion kam aus der Problematik Nagelplattenbinder. Vielleicht geistert das noch bei Ihrer Bauaufsicht herum, denn sie stellt ja nicht die Feuerwiderstandsklasse (F0) des Daches an sich, sondern "nur" das Mit-Versagen anderer Bauteile in Frage.

Benutzer_1679

Hallo Hannes,

vermutlich werdet ihr euch zukünftig von dem ?obersten Geschoss? verabschieden müssen, denn eure neue LBO wird sich nach meinem Kenntnisstand sehr stark an die MBO anlehnen, und dann habt ihre den ?Dachraum? sowie natürlich die selben Probleme!

Gruß

Peter

Benutzer_465

Hallo Peter F,

ja, m.E. sollte man hier zwischen Steildach und Flachdach für einen Standardbau keinen Unterschied machen...das sind so die typischen Diskussionen...

aber: sind Sie der Statiker?

Können Sie nicht doch einen (vereinfachten) Nachweis führen? Heißbemessung oder Kaltbemessung, da gibt es doch etwas nach Eurocode...?

Lasten haben Sie ja dann gleich null, Schneelast schmilzt weg, Windlast muss nicht überlagert werden oder so...

es gibt ja diese Bemessungsmöglichkeiten, aber Statiker wollen da nie so richtig ran (sicher weil Aufwand zu Nutzen in einem schlechten Verhältnis steht....)

Praktisch gesehen müßten ja die Binder, im Gegensatz zu einer komplett zusammenklappenden Rahmenhalle, hier im Brand immmer oben bleiben, und nur etwas durchhängen... (siehe Brandversuche in Cardington, England, da müßte man auch Bilder davon im Netz finden).

M. Koeppen