2. baulicher Rettungsweg über Stahltreppe

hambrock

Moin Forum,

für ein Pflegeheim in Niedersachsen habe ich insgesamt drei bauliche Rettungswege vorgesehen. Dabei gibt es einen Treppenraum in der Mitte des Gebäudes und jeweils eine Stahlgitterrosttreppe an den beiden Giebelseiten des Gebäudes.

In einem Vorgespräch mit der Bauaufsicht werden diese Stahlgitterrosttreppen von Seiten der Bauaufsicht bemängelt, da hier im Winter evtl. die Handläufe überfrieren und die Treppe damit nicht mehr sicher begehbar sei. Man verlangt, dass diese Treppenanlagen im Winter eingehaust werden.

Auf der Treppe selbst ist kein Eis oder Schnee zu erwarten, da diese Witterungsarten auf den Stahlrosten nicht liegen bleiben.

Gibt es von Seiten der Forumteilnehmer Erfahrungen in der Bewertung von Stahlhandläufen in Bezug auf Wintertauglichkeit?

Gruß aus dem Norden

Matthias Hambrock

Benutzer_99

Autor: Jörg Neff hmmm moinsen,

wir planen bei uns auch relativ häufig pflegeheime. wir gehen allerdings schon in der entwurfsplanung den weg, die treppenhäuser nach möglich direkt geschlossen in das bauwerk zu integrieren.

uns ist diese diskussion allerdings noch nicht begegenet, obwohl wir auch schon teilweise diese stahltreppenbauten ausgeführt haben.

ich habe allerdings gerade unsere neue kollegin befragt, der widerrum diese diskussion bekannt ist.

das argument sei dabei folgendes:

bei kontakt der "ungeschützten" haut der hand kann diese an dem untertemperaturigen metallhandlauf festfrieren (wie beim "zungeneffekt"-> zunge an z.b. rohr von verkehrsschild o.ä., was kindern häufiger passiert)

von seiten der bauaufsicht wurde ihr bei projekten in berlin schon vorgeschlagen, die handläufe zu beheizen.

das hierfür natürlich kein geld vorhanden ist, ist natürlich klar.

sie sagt aber, dass es die möglickeit gibt die handläufe mit einer Kunststoffbeschichtung auszuführen, bei der dieser effekt nicht auftreten kann/soll. an das fabrikat kann sie sich nicht mehr erinnern, und hat auch keinen kontakt mehr in ihr altes büro.

jörg

Benutzer_99

Autor: Jörg Neff http://www.entro.de

entro ist eine tochterfirma von hewi

ich habe gerade mal im ordner nachgesehen, und die bieten handläufe aus stahlrohr mit beschichtung aus nylon; für die anwendung im aussenbereich soll es hier auch ein produkt mit erhöhter witterungsbeständigkeit geben.

evtl. könnte somit hierbei höchstens noch probleme mit der baustoffklasse geben.

jörg

hambrock

Moin Herr Neff,

der Hinweis auf Beschichtung ist gut, werde ich mal prüfen.

Ansonsten würde ich auch grundsätzlich Treppenhäuser im Innern von Gebäuden bevorzugegen. Der Bauherr hat jedoch vor, evtl. an den Giebelseiten anzubauen. In diesem Fall werden die Stahltreppen entfernt und gegen ein ordentliches Treppenhaus ersetzt. Eine Planung dafür liegt bereits vor.

Die Stahltreppen sind also nur eine Übergangslösung. Es kann aber derzeit noch kein Termin für die weiteren Bauabschnitte benannt werden. Evtl. ist dies auch eine Dauerlösung.

Gruß aus dem Norden

Matthias Hambrock

Benutzer_197

Hallo Kollegen,

die Argumente der "Begehbarkeit im Winter" kenne ich auch, kenn aber auch áus eigener Anschauung diverse Heime und Kliniken, in denen derartige Treppen als zweite bauliche Rettungswege (auch im Neubau)vorgesehen sind. Ausserdem macht es aus meiner Sicht keinen Unterschied, um was für ein Gebäude es sich handelt, denn entweder man kann drauf laufen oder eben nicht.

Was das "festfrieren" angeht, so sehe ich diese gefahr aber bei Kontakt mit der Hand nicht, denn diese ist im Gegensatz zur Zunge (zumindest im Normalfall) trocken, so dass sich Eis nicht so leicht bilden kann. Ausserdem ist die Haut selbst bei alten Leuten in der Handfläche deutlich stabiler als auf der Zunge, die Verletzungsgefahr bzw. Schmerzempfindlichkeit also deutlich geringer.

Ansonsten, Herr Hambrock, nichts hält erfahrungsgemäß länger als ein Provisorium. Bauen Sie doch einen "Wetterschutz" aus z. B. Idustrieverglasung. Die Anschlüsse sind offen, d. h. Rauch spielt keine Rolle, das ganze lässt Licht durch, ist ziemlich bruchsicher und bei möglicher Brandbelastung über Eck sogar problemlos in G-30 zu bekommen, so dass eine direkte Brandbeaufschlagung der Treppe ziemlich ausgeschlossen ist.

Mit freundlichen Grüßen für ein schönes Wochenende,

F. Fleischhauer

Benutzer_149

Hallo Kollegen,

noch einen Aspekt, den man in diesem Zusammenhang beachten sollte: Ich habe schon einmal mitbekommen, dass Patienten, die über Gitterrosttreppen ins Freie geführt werden sollten, wegen der Sicht durch die Treppen nach unten, Höhenangst bekommen haben. Sie können sich vorstellen, was das für ein Chaos war, als ein Teil der zu Evkuierenden sich an die Geländer klammerte und auch nicht durch gutes Zureden zum Weitergehen zu bewegen war.....

Zum Glück wars nur ne Übung, die dann aber mehr oder weniger abgebrochen wurde.

Grüße Lutz Battran

Benutzer_197

Hallo Herr Battran,

sicher ein wichtiges Argument, aber ich glaube, wenn es sich nicht um eine Übung sondern den Ernstfall, d. h. eine objektiv akute Gefährdungssituation handelt, überwinden diese Personen auch Ihre Höhenangst. Denn andere springen ja sogar trotz guten Zuredens aus großen Höhen ab, obwohl sie sich nur in einer subjektiven Gefährdungssituation befinden, eine akute Gefährdung also nicht besteht.

Und selbst wenn der 2. Rettungsweg nicht unbedingt zur Rettung gebraucht wird, weil der 1. zur Verfügung steht (er soll ja eigentlich sicher sein), so stellt er doch einen sehr guten Angriffsweg dar, da eine Kollision mit flüchtenden Personen oder den in der Personenrettung eingesetzten Kräften vermieden wird. Und FW-Leute sollten nun wirklich keine Höhenangst haben.

Mit freundlichen Grüßen,

F. Fleischhauer