Übereinander versetzte Brandwände in Hessen

Benutzer_880

Sehr geehrtes Forum!

In einem Gebäude der Gebäudeklasse 3 habe ich eine Brandwand, die in den Geschossen nicht übereinander liegend angeordnet ist.

Nach § 27 (3) HBO dürfte ich aufgrund der Gebäudeklasse gemäß Anlage 1 anstelle der Brandwand eine Wand F60-A oder F90-BA nehmen. Da aber Architekten meistens das Gegenteil planen, von dem was der Fachplaner Brandschutz rät ;-) gilt jetzt § 27 (4) HBO mit den Kompensationsmaßnahmen in der Geschoss- bzw. Fassadenebene, damit der Brand nicht an einer Stelle ?drüber laufen? kann.

In § 27 (4) Satz 2 Nr. 1 steht aber nun, dass die Wand den Anforderungen nach Nr. 4.1 Anlage 1 zur HBO entsprechen muss. Das bedeutet, ich muss ?zur Strafe? für den Versatz der Brandabschnittstrennung jetzt doch wieder die F 90-A+M bauen.

Oder gilt dass sinngemäß auch für die Wand, die anstelle der Brandwand zulässig wäre?

Phoenix

Benutzer_860

Moin moin,

aus §27 Brandwände HBO Abs.10

"(10) Abs. 4 bis 9 gelten sinngemäß auch für Wände, die nach Abs. 3 und Abs. 4 Satz 2 anstelle von Brandwänden zulässig sind."

Aber immer halt Gesamtbetrachtung, aber das ist klar. Woher die Fragestellung? Ist das Objekt ein Holzbau und eine massive Konstruktion würde stören?

M.Nau

Benutzer_880

Hallo!

Danke für den Hinweis!

"Lesen müßte man können" ... dass da unten in Absatz 10 gleich die Antwort steht hatte ich glatt übersehen ;-)

Die Fragestellung kam nur daher, dass ich die fachlich richtige Bezeichnung für die Wandbauart (für eine Massivkonstruktion) verwenden wollte, denn mit dem Begriff Brandwand sind ja schärfere Anforderungen verbunden, als sie an eine Wand, die nach Gebäudeklasse 3 anstelle der Brandwand zulässig ist, gestellt werden.

Phoenix

Benutzer_822

Um Mißverständnissen vorzubeugen : Wenn die Erelichterungen des Verprungs genutzt werden ("Absatz 4") gilt, daß uneingeschränkte Brandwände F 90 A + M, das ist die zeile 4.1 der Tabelle, erforderlich sind.

In (10) steht, daß die a n d e r e n Anforderungen wie Ecklösung, über Dach usw. a u c h für solche versetzt angeordneten Wände oder die "erleichterten" Brandersatzwände gelten. Die Anforderungen für die Brandwand ist und bleibt bei Versatz F 90 A + M nach Zeile 4.1. Bitte genau lesen.

mfg Schächer

Benutzer_880

Hallo Herr Schächer,

sie haben Recht! Danke für die Aufklärung!

Es gibt also 1. Brandwandersatzwände gemäß Anlage 1 Nr. 4.2 als Erleichterung aus der Gebäudeklasse (< 5) und 2. Brandwandersatzwände als nicht übereinanderliegende Brändwande, und die müssen immer F 90-A+M sein, egal welche Gebäudeklasse ich habe.

Wie schon oft hier gelesen, steckt der Teufel im Detail ...

Wenn man als Bauingenieur schon so tief in den §§ forscht, hätte man doch lieber gleich Anwalt werden sollen ;-) ... in diesen Kreisen wird wenigstens noch konsequent mit dem Instrument Honorarordnung (es gibt bald eine neues AHO-Heft 17) umgegangen ;-)

Phoenix

Benutzer_822

lieber Phoenix,

das mit den Anwälten ist so eine Sache ... meist kennen die die §§ auch nicht so richtig, fachlich verstehen sie aber gar nichts von der Sache ("was ist F 90 A + M" ??? ) da bin ich doch lieber "HBO + VO + RiLi belesener Bauing" und habe meine Freude am Wachsen der Bauten, der erfolgreichen Nachbesserung von BS Mängeln und dem Erfolg, menschen helfen zu können, Schäden zu vermeiden. So ein bißchen "Recht" ist natürlich schon gut, daß man sich traut, das zu lesen und zu vetreten, auch wenn ein Anwalt etwas gegenteiliges behauptet. Ich hatte das Vergnügen, 2 - 4 Semesterwochenstunden Recht neben dem BauingStudium zu hören, es hat mir gefallen und meinen Blick geweitet. Unser Rechtsprofessor Baurecht meinte dann: "lassen sie sich nicht von RA verblüffen, SIE lernen 5 % Baurecht, der müßte 100 % Bauwissen lernen, um mit ihnen mithalten zu können". Solange ich mich nicht auf andere Rechtsgebiete traue, sehe ich das praktisch bestätigt an. mfg Schächer